Eine Meinung im Sinne der Aufklärung ist eine aus dem Zusammentragen von Fakten, Faktoren, ethischen Grundhaltungen, moralischen Werten und durch (Selbst-) Reflexion und durch
gründliches Denken "geronnene", differenzierte und rational argumentierte Haltung einer Sache oder einer Werthaltung gegenüber.
Man kann z.B. sagen, Marsianer halte ich aus diesen und jenen Gründen für hyperintelligent.
Eine Meinung. Kann man toll finden, oder auch nicht.
Ist erstmal gleichberechtigt nebeneinander, ohne Bewertung.
Dafür, dass man eine solche Meinung entwickeln kann, soll, darf, muss jeder die Freiheit haben, nach Voltaire.
(die Aufklärer waren was ihr Menschenbild sehr optimistisch: sie waren überzeugt, dass durch die oben geschilderte Art der Meinungsbildung auch wirklich alle! eine Haltung entwickeln können, die immer im Sinne eines humanistischen, rationalen Welt- und Menschenbildes ausfällt.
Dies impliziert, dass die Würde und das Recht des Menschen als Individuum und des Lebens unabdingbar ist und geschützt werden muss, unabhängig von Stand, Herkunft, "Rasse").*
Und dafür lohnt es, nach Voltaire, selbst für nicht geteilte Meinungen zu sterben - denn auch die gegenteilige Meinung ist genau gleich gewichtet und geschützt, und einzig durch Argumentation, die zur Eins5 führt gibt es die Möglichkeit, wen anderen von der eigenen Meinungen zu überzeugen!
Wenn ich nun aber folgere:
Weil Marsianer hyperintelligent sind, bedrohen sie die Menschen, deswegen ist es notwendig, jeden Marsianer, sollte je einer die Erde besuchen, auf den Mond zu schießen, und jeden Menschen, der das anders sieht dazu, habe ich aus dieser Meinung eine Absicht generiert, die ich durch gewaltsames (und willkürliches) Handeln umsetzen will.
An dem Punkt wird's schwierig: Nach Voltaire geht das nicht:
Entweder ist jede Meinung frei - dann darf Mensch weder Marsianer noch andere Menschen auf den Mond schießen - oder eben nicht, dann jedoch muss Mensch im schlimmsten Fall im Sinne von Voltaire bereit sein , das eigene Leben zu geben, also dafür zu kämpfen, damit Meinungsfreiheit wieder be- bzw. entsteht.
Alles andere wäre sich dem zu beugen, gegen das die Aufklärer aufklären wollten: nämlich der Macht, die grundsätzliche Gleichheit aller Menschen durch Willkür zu beschneiden, in Frage zu stellen oder zu verhindern.
* Kurz gesagt: Was Voltaire ausdrückt ist das, was Kant dann als kategorischen Imperativ ausformulierte:
Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie ein allgemeines Gesetz werde.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (17.05.2024 15:13).