Ich bezweifle, dass das Verbot einer Äußerung wie "Alles für Deutschland" den politischen Diskurs beschädigt. Ich bezweifle, dass Höcke überhaupt beabsichtigte, damit einen Beitrag zu diesem Diskurs zu liefern.
Typischerweise sind ja die angelsächsisch geprägten Demokratien erheblich zurückhaltender, wenn es um juristische Einschränkungen der Redefreiheit geht. Ich kann aber nicht erkennen, dass das zu einer besseren Qualität der gesellschaftlichen Diskurse führt. Eher im Gegenteil, es führt es zu einer harten Polarisierung und zur absurden Überrepräsentation von Extrempositionen. Nur wer schrill und laut ist, wer emotionalisiert und provoziert wird noch gehört.
Umgekehrt wird die Masse derjenigen, die mit ihren Ansichten nahe der Mitte sind aus der Diskussion gedrängt anstatt ermutigt sich zu beteiligen. Die werden gerne als mehr oder weniger geistig minderbemittelt abgetan, weil sie sich im "Mainstream" bewegt. Die kommen in vielen Diskursen dann gar nicht mehr vor. So wird die Glockenkurve der Meinungen nicht breiter (was ja durchaus wünschenswert wäre), sondern sie spaltet sich in Lager auf, zwischen denen es keinen echten Austausch mehr gibt.
Die Qualität des Diskurses wird sicherlich nicht besser, wenn man einen möglichst engen "Meinungskorridor" schafft. Aber es wäre gut, dem Lagerdenken entgegen zu wirken und den Fokus von den Rändern wieder in die Mitte zu verlagern. Ich bezweifle, dass die Nazi-Nostalgie eines Björn Höcke wirklich massentauglich ist. Sie funktioniert nur als Provokation, ist ein Mittel dieses Protests, aber nicht dessen Inhalt. Über diesen Inhalt sollten wir reden, nicht über die Verpackung.