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  • Russischer Hacker

mehr als 1000 Beiträge seit 29.05.2017

China hat es ganz ohne landesweite Lockdowns geschafft.

Das haben Sie richtig erkannt:

Es ist zu vermuten, dass das, was China besser gemacht hat als andere Länder, den Besonderheiten eines autoritären Systems geschuldet ist. Dort wird nicht demokratisch abgewogen oder gar juristisch geprüft, sondern es wird gehandelt und zwar, wenn nötig, rigoros.

Aber das eigentlich Wesentliche haben Sie nicht erkannt.

Die Corona-Strategie Chinas und anderer asiatischer Staaten war von Anfang an grundsätzlich anders als in westlichen Staaten.

Der Hauptunterschied ist, sie kämpfen entschlossen gegen Corona und versuchen es zu besiegen, wir dagegen versuchen es auszusitzen und uns durchzumogeln.

China unternimmt Alles um die Ausbreitung zu stoppen, während wir die Ausbreitung nur abzubremsen versuchen (flatten the curve) um das Gesundheitssystem zu entlasten damit es nicht zusammenbricht. Was wir jedoch nicht tun: Wir versuchen es nicht zu besiegen, wir versuchen uns anzupassen.

In China hat es zu keiner Zeit einen landesweiten Lockdown gegeben. Und warum? Weil China es gar nicht erst zugelassen hat, dass sich das Virus über das ganze Land verbreitet.

Sie haben es von Anfang an sehr viel ernster genommen. Sie haben die Hotspots militärisch abgeriegelt. Keiner durfte aus betroffenen Gebieten raus. Auch nicht aus "triftigen Gründen". In den betroffenen Gebieten mussten Alle zuhause bleiben. Alles war dicht. Selbst Lebensmittel besorgen ging nur nach Termin mit behördlicher Genehmigung. Sie haben sehr früh damit angefangen Grenzen zu schließen, bzw. jeden Einreisenden zu testen. Sie haben es begriffen, dass das wichtigste bei der Eindämmung der Ausbreitung ist es die Infizierten von den Nicht-Infizierten zu trennen. Wenn sie ein Hotspot haben, riegeln sie die ganze Stadt oder Region ab und schicken mobile Testlabore dahin. Die testen dann innerhalb von wenigen Tagen die gesamte Region durch. Jeden Einzelnen. Und dann bringen sie die Infizierten in spezielle Quarantäne-Einrichtungen. Richtige Quarantäne-Kliniken wo sie auch ihre Verwandten nicht anstecken können, und keine Pseudoquarantäne zuhause wie bei uns. Und erst wenn sie Jeden Infizierten in einer betroffenen Region isoliert haben, erst dann öffnen sie die Region. Jedoch werden die allgemeinen Abstandsregeln und Maskenpflicht trotzdem landesweit eingehalten und keine Sau demonstriert dagegen. Nicht weil die da so hörig sind, sondern weil sie die Bevölkerung von Anfang an richtig aufgeklärt hatten.

Wir dagegen haben die ersten 3 Monate (Dezember, Januar, Februar) komplett verschlafen obwohl wir einen Vorsprung hatten. Bereits Ende Dezember 2019 hat die WHO eine Pandemie ausgerufen. Bereits Ende Januar gab es die ersten Fälle in Deutschland. Wir waren damals so "Gut vorbereitet" (Spahn) gewesen, dass wir es nicht einmal für nötig befunden hatten auf den Karneval und volle Fußballstadien zu verzichten.

So lauteten die Schlagzeilen im Januar und Februar letzten Jahres:

ZDF 22. Januar
Bundesregierung beschwichtigt
-Virus kein Grund für Alarmismus

ZDF 27. Januar
Klare Pandemiepläne
-Spahn zu Coronavirus: "Wir sind gut vorbereitet"

BR24 28. Januar
Coronavirus: Experten warnen vor Panikmache

Spiegel 31. Januar
Einschätzung des Gesundheitsministeriums
Bundesregierung sieht Deutschland "sehr gut" auf Coronavirus vorbereitet

ZDF 5. Februar
Medienumgang mit Coronavirus
-"Panikmache ist ein Geschäftsmodell"

MDR 6. Februar
VIROLOGE ALEXANDER KEKULÉ"MIT DEM CORONAVIRUS KÖNNEN WIR GUT KLARKOMMEN"

Süddeutsche Zeitung 6. Februar
Arzt: "Corona auf keinen Fall gefährlicher als Influenza"

Focus 7. Februar
"Coronavirus ist nicht gefährlicher als Influenza" 36.000 Infizierte, 57 Tote: Während alle von Corona reden, vergessen wir die Grippe.

RTL 12 Februar
Coronavirus: Wie gefährlich wird Karneval?
Virologe sagt: „Risiko für Grippe und Noro-Virus ist größer“

Erst gegen Mitte März sind wir plötzlich aufgewacht. Das Virus hatte sich bereits über das gesamte Bundesgebiet ausgebreitet. Jens Spahn musste einräumen den Überblick über die Infektionsketten verloren zu haben. Frau Merkel kapitulierte öffentlich vor dem Virus und sagte 60 bis 70 Prozent werden sich wohl früher oder später infizieren und wir werden wohl damit irgendwie leben müssen.

Da war es bereits zu spät. Die entschlossenen Maßnahmen hätten früher passieren müssen. Wir hätten es nicht verharmlosen und zulassen dürfen, dass sich das Virus über das gesamte Land ausbreitet und wir den Überblick über Infektionsketten verlieren. So blieb uns einfach nicht mehr viel übrig als Alles auf den Impfstoff zu setzen und Abbremsen mit landesweiten Lockdowns damit die Intensivmedizinischen Kapazitäten nicht überlassen werden.

Dann hatten wir im Sommer mehrere Monate eine Verschnaufpause, die wir hätten nutzen können. Dass die nächste Welle spätestens im Herbst kommen würde und wahrscheinlich heftiger sein werde als die Frühlingswelle war damals schon klar gewesen. Trotzdem haben wir aus der ersten Welle nichts gelernt und nichts unternommen. Wir hätten in dieser Zeit die Kapazitäten erweitern können. Wir hätten diese Zeit nutzen können um eine gescheite COVID-Kontrolle bei der Einreise zu implementieren. Die Quarantäne-Praxis zu überdenken und spezielle Quarantäne Einrichtungen schaffen können. Den Gesundheitsminister in den Knast werfen und stattdessen einen Expertenstab einsetzen. Tichanowskaya und Nawalny waren jedoch wichtiger gewesen.

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