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  • benu13

519 Beiträge seit 10.06.2015

Sind persönliche Freiheiten das Maß aller Dinge?

Keine Frage, China hat seinen Bürgern viel zugemutet. Die Einschränkungen waren nach westlichen Maßstäben unerträglich hart. Doch der Erfolg gab der autoritär agierenden Parteiführung recht. Die Pandemie wurde eingehegt. Die Todeszahlen sind annähernd bei null. Die Wirtschaft boomt. Die Gestalter der Politik finden im Land hohe Anerkennung. Menschenrechtsverstöße sind kein Thema mehr.

Hier stellt sich die Frage, welche Menschenrechte höher bewertet werden: Jenes auf nur gemeinschaftlich erreichbaren persönlichen Schutz oder die Gelegenheit maximaler Entfaltung des Individuums. China liegt nicht nur vorne bei den Anti-Corona-Maßnahmen, sondern auch bei der Realisierung sozio-ökonomischer Menschenrechte (für einen Vergleich müssen verständlicherweise westlich orientierte Staaten herangezogen werden, die sich vor Jahrzehnten auf vergleichbarem Entwicklungsniveau befanden).

Im Westen werden zweifellos mehr persönliche Freiheitsrechte gewährt als in China. Gehen diese aber nicht mit einer Selbstverpflichtung zu gesellschaftlicher Verantwortung einher, dann sind negative Folgen kaum zu vermeiden. Freie Entfaltung ist nun einmal kein Selbstzweck, sondern dient vornehmlich der Durchsetzung eigener Interessen und Sichtweisen. Wer sich in einer stärkeren gesellschaftlichen Machtposition befindet, hat nun einmal die besseren Karten. Ist der Staat als Repräsentant des Allgemeininteresses zu schwach, dann sind die zu beobachtenden Resultate unvermeidbar: die Zunahme der Einkommens- und Vermögensunterschiede, die Erosion der Mittelschicht, das wachsende Prekariat.

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