Allmählich erweitert sich der öffentliche Diskurs hinsichtlich des Krieges immerhin um die Feststellung stark divergierender Interessen in den USA, der Ukraine und dem Rest Europas: Während die Ziele der USA darin bestehen, Russland militärisch und wirtschaftlich auszupumpen und einen Regime Change zu erzwingen, geht es der Ukraine um die Rückeroberung aller besetzten Gebiete auf ihrem Territorium. Beides wird eine lange und verlustreiche militärische Auseinandersetzung in der Ukraine und gleichzeitig, wie sich immer deutlicher abzeichnet, einen noch verlustreicheren globalen Wirtschaftskrieg nach sich ziehen. Auf beiden Ebenen drehen sich die Eskalationsspiralen in hohem Tempo. Je länger der Krieg dauert, desto wahrscheinlicher wird der Einsatz immer zerstörerischer Mittel, und natürlich auch des Einsatzes von Atomwaffen.
Unterdessen geht es Europa um ein Ziel, dessen Durchsetzung gewissermaßen eine diametral entgegengesetzte (Verhandlungs-)Strategie erfordern würde: den Abzug russischer Truppen aus der Ukraine und die Einstellung aller Kampfhandlungen, vor allem jedoch die unbedingte Verhinderung einer Ausweitung des Krieges auf Europa.
Es ist die vollständige USA-Abhängigkeit sowohl der Ukraine wie dem gesamten europäischen Kontinent, die keinem Akteur eine mögliche Alternative zu einer immer stärkeren Verwicklung ins Geschehen dieses Krieges lässt, und keine Option bietet, ihn zu beenden, ungeachtet der realitätsfernen Hoffnung auf ein Einlenken Putins.