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  • booky55

765 Beiträge seit 09.08.2015

Trump, Journalismus und die Politische Korrektheit

Zuerst ein großes Lob für Heise Telepolis. Hier herrscht
Meinungsfreiheit. Dass bisweilen ein Kommentar entfernt wird, scheint
zum Aufrechterhalten akzeptabler Umgangsformen notwendig zu sein.
Medien ohne wahre Meinungstoleranz sind: Die Zeit, FR, SZ, die Welt.
Die Ecke zum Schämen sollen die sich selbst suchen. Man sollte auch
nicht vergessen, dass es in den Foren eine Art Selbstkontrolle gibt.
Extreme Beiträge erfahren in der Regel heftige Kritik, die dem Leser
zeigen, dass man zu dem Thema ganz anderer Meinung sein kann.

Wenn vor acht Monaten Forenschreiber das geschrieben haben, was heute
die etablierten Parteien etwa zum Thema Einwanderung äußern, dann
wurden die Kommentare bei etlichen Medien gesperrt. Die Verwandlung
von "Hetze durch rechtspopulistische Xenophobe" zu offizieller
Regierungsmeinung geschieht in gut einem halben Jahr. Und viele
Medien vollziehen das einfach so nach, ohne sich um die eigene
Propaganda zu kümmern, die man Monate zuvor noch als neutrale
Wahrheit den Lesern verkaufen wollte. Bei Trump vollzieht sich gerade
der gleiche Vorgang. Vor Monaten stellte man ihn als verrückten
Rassisten dar, jetzt findet der Schwenk statt. Nun hat er gute und
schlechte Seiten und wenn er im Herbst gewählt werden sollte, werden
die meisten nur noch von den guten Seiten schreiben, weil das von
Politik und Wirtschaft so gewünscht sein wird.

Trump hat in einer seiner Reden gesagt, dass ihn politische
Korrektheit nicht interessiert, dass er keine Zeit dafür hat. An
seinen Reden merkt man das auch, etwa bei den Themen Mexikaner und
Moslems. Diese aus den Vereinigten Staaten stammende Vorstellung der
"politischen Korrektheit" ist eine der Ursachen für den krampfigen
Journalismus heutzutage und intolerante Politik von Grünen und
einigen echten oder Pseudo-Linken.

Polemisch formuliert könnte man sagen, politische Korrektheit
bedeutet, dass Minderheiten in der Regel gut sind, negative Aussagen
über sie sind Hetze und Verleumdung. Die Mehrheit ist in der Regel
eher böse, weil sie Minderheiten verfolgt und diskriminiert.

Der weiße, heterosexuelle Mann ist auch eher böse, weil all die
Diskriminierung in der Vergangenheit ihm zugeschrieben wird. Frauen,
Homosexuelle und nicht weiße Menschen sind die eher guten, weil sie
in der Vergangenheit diskriminiert wurden.

Ein Problem dieses einfachen Weltbildes ist die Tatsache, dass die
Minderheit in einem Land oder Gebiet, die Mehrheit woanders sein
kann. Der Moslem in Deutschland ist also vor allem Opfer, weil er
angeblich keine volle Teilhabe hat und manchmal diskriminiert wird.
In Staaten wie Syrien, Irak, Ägypten ändert sich aber die Rolle der
bei uns angeblich verfolgten Minderheit, die in ihrer Opferrolle
schwelgt und darauf berufend gerne Forderungen stellt. In den
mehrheitlich islamischen Staaten werden die Christen verfolgt,
ermordet, neuerdings versklavt und ihre Kirchen und Klöster werden
abgebrannt oder gesprengt. Sind die Moslems nach den Regeln
politischer Korrektheit jetzt hauptsächlich Opfer oder Täter? Das
hängt von ihrem Bevölkerungsanteil und dem Ort ab, an dem sie Leben.
Das Modell "politische Korrektheit" ist also nicht sehr präzise.

Die politische Korrektheit kommt aus einem Land, das bis 1863
Sklaverei hatte, das die Rechte der Urbevölkerung bis in das 20.
Jahrhundert hinein missachtete. Auch nach der Abschaffung der
Sklaverei hatten die Minderheiten keine vollen Rechte. Martin Luther
King musste noch in den 1960er Jahren für die Gleichberechtigung
kämpfen. Und selbst heute fühlen sich manche Schwarze, Latinos und
Moslems in den USA diskriminiert.

In Preußen wurde die Sklaverei (Leibeigenschaft) im Rahmen der
Steinschen Reformen schon um 1807 abgeschafft, um das Volk im Kampf
mit Napoleon stärker an den eigenen Staat zu binden. Da müssen die
Deutschen sich also nicht verstecken. In Preußen endete die Sklaverei
55 Jahre früher.

Dass man in den USA ein einfaches System erfand, die schwer zu
verhindernde Diskriminierung zu beenden, wundert nicht. In dem
Multi-Kulturen- und Multi-Völker-Staat war so ein System notwendig.
Viel geholfen hat es aber bisher offensichtlich nicht. Das liegt auch
daran, dass viele Menschen aus der Mehrheit im Land das System der
politischen Korrektheit nicht akzeptieren, weil es nicht stimmt.
Manchmal sind auch die Angehörigen der Minderheit die Bösen.
Angehörige von Minderheiten können auch vergewaltigen, stehlen,
rauben, diskriminieren, verleumden, verletzen und morden. Das alles
ist kein Monopol der Mehrheit gegenüber den Minderheiten.

Weil die politische Korrektheit pauschal der Mehrheit unterstellt,
eher böse, einseitig, ungerecht zu sein, ist die Minderheit
automatisch verfolgtes Opfer, das geschützt werden muss. Hier kommt
der Journalismus ins Spiel. Statt die Rolle des neutralen
Berichterstatters zu spielen, der durchaus eigene Meinungen, als
solche gekennzeichnet, äußert, wählt man die des einseitig Partei
ergreifenden. Der Journalist verlässt die Rolle des Chronisten und
wird Partei in all den gesellschaftlichen Konflikten. Der Journalist
wird zum "Kriegsteilnehmer" in den Konflikten, statt sich auf die
Rolle des neutralen, objektiven Beobachters zurückzuziehen. Im Krieg
ist aber alles erlaubt, so scheint es, Hauptsache, man gewinnt.

Für etliche Bürger, die aus der Mehrheit der Gesellschaft kommen, ist
dieses einfache Modell der politischen Korrektheit schlicht nicht
wahr und akzeptabel. Die Mehrheit ist nicht immer der Böse und die
Minderheit nicht immer Opfer, sondern manchmal auch Täter, wie an
Silvester in Köln.

Wenn so ein System, wie die politische Korrektheit, einen davon
abhalten möchte, die Wahrheit auszusprechen, dann zum Teufel mit dem
System! Trump hat sich in seinem Wahlkampf frei gemacht von dieser
wahrheitsunterdrückenden Ideologie namens politische Korrektheit.
Dass natürlich nicht alles wahr und richtig sein muss, was der pol.
Korrektheit widerspricht, versteht sich von selbst. Für den
aufgeklärten, informierten, selbst denkenden Menschen kann die
politische Korrektheit nur eine lächerliche Ideologie sein, die mit
dem wirklichen Leben nichts zu tun hat. Ein funktionsuntüchtiges
Modell der Wirklichkeit.

Die Journalisten sollten sich von der Rolle des Konfliktteilnehmers
zurückziehen, und wieder zu Berichterstattern werden. Das ist ihre
Aufgabe. Tun sie das gut, werden sie dafür auch angemessen Geld
bekommen.

Wir leben heute auch nicht mehr im Jahr 1932, wo sich die
Machtübernahme der Nazis abzeichnete. Wir leben nicht in einem
totalitären Staat, in dem der Journalist sich gezwungen sieht, sich
aus der Beobachterrolle zu verabschieden, um am "Endkampf zwischen
gut und böse" teilzunehmen. Es steht keine Machtergreifung bevor.
Eher droht schon, dass sich die Bürger von einseitigen Medien
verabschieden. Dann wäre der Beruf des Journalisten zum Aussterben
verurteilt.

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