Sagen wir mal so: Unglücklicherweise fand ich mich selbst mal in so einem "Vorzeigeunternehmen" wieder. Wer krank wurde, bekam "Wiedereingliederungsgespräche", bei denen oft man die Stimmen durch die Wand brüllen hörte, als selbsternannte Sheriffs (nannten sich Projektmanager) dann den Mitarbeiter zu Schnecke machten, was diese nicht immer auf sich sitzen ließen. Auch mal Hausbesuche bei Krankheit gab es. Gefiel nicht vielen. Was dann auch erklärt, weshalb im wesentlichen das komplette Personal einmal im Jahr ausgetauscht wurde. Einige Stellen bis zu dreimal im Jahr neu ausgeschrieben. Nur wenige hielten es dort mehrere Jahre aus.
Eine wichtige Sache habe ich aber dort gelernt: In Unternehmen, bei denen solch ein Ton herrscht und die (selbstredend) den Mitarbeiter regelmäßig über den Tisch zogen, machen dasselbe mit Kunden und Lieferanten.
Da wurden Kunden regelmäßig Leistungen in Rechnung gestellt, die nie getätigt wurden. Es wurden Projekte abgerechnet, deren Access-Datenbank man einfach nur umlabelte und es als redudantes Hochverfügbarkeitssystem bezeichnete. Dienstleister verloren ihren Vertrag aus den blauen Himmel heraus. Manchmal auch einfach nur, weil sie mit Kampfpreisen eingestiegen sind und nach einigen Monaten dann "zu teuer" wurden.
Sollte der Gesetzgeber an dieser Schraube drehen und den Kündigungsschutz noch mehr aufweichen, werden viele Menschen gar nicht mehr arbeiten. Ist ja in Teilen jetzt schon ein Problem. Und die, die arbeiten, werden zu den "guten" Arbeitgebern rennen. Kununu und ähnliche Tools werden einen Run erleben.
Was nicht passieren wird, wird sein, dass die Menschenausbeuter besser fahren werden. Mein ehemaliger Chef aus dem Beispiel oben hatte Millionen Verlust geschrieben, da Kunden abgesprungen sind, die seine Tricks bemerkt haben. Geschäftspartner nahmen dann ihren Gesellschafteranteil und zogen sich aus der Firma zurück. Und er blieb zurück mit einer wertlosen Klitsche.