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Avatar von /Rak
  • /Rak

mehr als 1000 Beiträge seit 26.10.2001

"Kulturelle Aneignung" war der beste Troll aller Zeiten durch die Rechten...

<Satire>

Vermutlich wohl irgendwann mal in den 1980er Jahren in den USA, lange vor dem Internet.

Klar gab es schon immer - seit die ersten Siedler den Westen erobert haben- die indirekte Aufforderung "kein chinesisches Essen für US-Amerikaner - US-Amerikaner essen natürlich US-amerikanische Lebensmittel" und ähnliches. Forderungen von bestimmten rechtskonservativen und nicht selten rassistisch-xenophoben Gruppen, die auch grossen Wert darauf gelegt haben eben mit ihrer Kleidung eindeutig auszudrücken, dass sie eindeutig US-Amerikaner waren, etwa mit Jeans-Latzhose und Karo-Hemd bei der Arbeit, in Cowboy-Hut, Western-Hemd und Boots danach in der Freizeit, um eben ihre stolze Geschichte als freie Menschen in den USA damit zu unterstreichen. Sie wollten ihre stolze, WASP-Kultur bewahren, diese frei halten von fremden Einflüssen, welche ihre Traditionen verwässern würden. Aber es war vor allem in den Zeiten nach dem Vietnam-Krieg immer schwerer und schwerer. Die jungen Menschen interessierten sich plötzlich für andere Kulturen - und nicht nur um sie als Minderwertig, knapp über den Tieren stehend zu studieren (so, wie das die rechtskonservativen Gruppen gerne mal machen): Die Jungen fanden die neuen Kulturen aus Ost-Asien, Indien, und Afrika faszinierend und bewundernswert. Und liessen sich nicht nur die Haare unamerikanisch lang wachsen, sie begannen auch aus Begeisterung über deren Kulturen und deren andere Wertvorstellungen etwa die Haare verfilzen zu lassen, sie trugen nun auch Kleidung im Stil der doch so minderwertigen Völker, spielten gar deren primitive Musik, auch wenn man sie noch so eindeutig darauf hinweist, dass diese $rassisch Abwertender Begriff wüstester Art$-Musik nicht nur Moral und Sitte, sondern auch den Hörern selbst psychisch schadet, wissenschaftlich erwiessen (durch einen konservativen Professor am College in Dallas, Texas). Es half alles nichts. Auch die von den rechtskonservativen gern und oft gefahrenen Kampagnen gegen den Satanismus unter den Hippies und Rockmusikern - vergeblich, die Jungen lachten darüber. Und noch schlimmer:
All dieses Predigen gegen unamerikansiche Einflüsse, all dieses Wettern gegen den Satanismus der Beatles, der Rolling Stones, von Chuck Berry und den Doors und wie diese populären Kulturvernichter mit ausländischen Einflüssen alle hiessen - nicht nur war es vergeblich, die Kritik führte erst recht dazu, dass sich die Jungen immer mehr von diesen fremden Einflüssen verführen und übertölpeln liessen! Es war ein Teufelskreis - je mehr man kämpfte die unamerikanischen Einflüsse fern zu halten, desto stärker wurden sie, desto mehr war die gute alte Kultur bedroht.

Bis Sherrif Jim Cartwright aus Mad Dog, Texas auf die geniale Idee kam von Rechts-Intellektuellen einfach mal eine falsche anthropologische Studie zur kulturellen Aneignung afrikanischer und afroamerikanischer Kultur durch weiße, privilegierte Jugendliche verfassen zu lassen und diese im Gegenzug für eine "Du kommst aus dem Gefängnis Frei"-Karte und ein paar hundert Gramm Gras aus der Asservatenkammer durch einen Studenten an der Uni in Berkley, CA veröffentlichen zu lassen, im Hexenkessel der Hippie-Bewegung. Mit einem einschlagenden Erfolg.

Fortan war es gar nicht mehr notwendig die linken, kommunistischen Veranstaltungen diese dreckigen Hippies mit an den Haaren herbei gezogenen Argumenten verbieten zu lassen. Man musste die nicht mehr weg prügeln lassen von anständigen Jugendlichen auf der Suche nach ein bisschen Spaß am Wochenende.
Das unterbinden der Konzerte, der Meetings und Workshops besorgten die Hippies ab nun selbst. Es genügte, wenn sich da wer über Dreadlocks, Federn im Haar, zu große, runde Ohrringe oder ein Bhindi bei zu heller Haut, wenn sich wer über angeeignete Afro-Einflüsse in der Musik aufgeregt hatte. Wenn sich wer darüber öffentlich mit ein paar Flugblättern aufregte, dass da traditionelles indisches Essen oder ähnliches in kulturell aneignender Weise ausgeben wurde, was eine Beleidigung für jeden traditionellen Inder sei. Und die Hippies und Linken erschraken furchtbar, gelobten Besserung. Und wollten fortan keine Symbole und Elemente fremder Kulturen mehr verwenden.

Die Weiße Kultur blieb fortan deutlich reiner und konnte ihre alten Traditionen bewahren - dank der Linken, die in ihrer Militanz und in ihrer Vehemenz die bisherigen rechten Kräfte der Kulturbewahrer bei weitem übertrafen. Und es wird so nur noch eine Frage der Zeit sein, bis weiße wieder ausschließlich traditionelle US-Lebensmittel zu sich nehmen, Hamburger und Chickenwings statt Pastrami Pasta Fremdes Zeugs halt. Der radikalen Linken sei Dank!

</Satire>

Mal im Ernst:
Der Mist mit der kulturellen Aneignung stammt vermutlich wohl nicht von den Rechten in den USA. Der ist von "antirassistischen, aber rassisch bewussten Aktivisten" in den 1980ern, die Gruppen wie der Black Panther Party nahestanden, welche einen "schwarz dominierten, sozialistischen Nationalismus" in den USA etablieren wollten, nahe standen, aus dem akademischen Umfeld entnommen und als Kampfbegriff entdeckt worden. Und hat sich seitdem ordentlich verselbstständigt. Die linken Kämpfer gegen "Kulturelle Aneignung" unterscheiden sich in ihrem letztendlich inhärenten Rassismus und ihrem beharren auf die festen Grenzen zwischen Ethnien und Hautfarben dabei leider aber überhaupt nicht mehr von irgendwelchen Rassisten von der rechten Seite. Sie merken es nur nicht... Und beide Seiten halten sich auch noch für die "Guten".

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