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  • Axel Farr

mehr als 1000 Beiträge seit 06.05.2002

Kein Akt der Verzweiflung, eher grundlegendes Kalkül

Der Autor widerspricht sich im Artikel selbst, wenn er einerseits schreibt, dass es nur Vorstöße von Jägertruppen und Spezialkräften seien, die tief nach Russland hinein gehen und man kein Gelände absichern könne, andererseits aber über das Bauen von Schützengräben auch auf ukrainischer Seite der Angriffslinie berichtet.

Warum greift die Ukraine Russland an statt die Truppen im Donbass zu verstärken? Einfacher Grund: die Regierung in Moskau hat für diesen Krieg in den letzten 8 Monaten schon schätzungsweise 150 - 200 Tausend Soldaten geopfert. Und das für etwa 1000 km² Land. An großen Städten waren keine dabei. Das Land wurde bei den Kämpfen regelrecht umgepflügt, da steht fast kein Stein mehr auf dem anderen - ein großer Teil wird komplett wertlos sein wenn der Krieg rum ist. Russland hat auch deutlich gemacht, dass Opferzahlen nur für die Statistik sind - verhandelt wird nicht, es wird immer weiter gemacht.

Option 1 wäre das Auffüllen der ukrainischen Truppen im Donbass gewesen. Doch für welchen Zweck? Die russichen Verluste für die weiteren Eroberungen für den Rest des Jahres nochmal auf 200 Tausend anzuheben? Die Ukraine kann es sich nicht leisten, eine ähnliche Anzahl Soldaten für eine mögliche Rückeroberung zu opfern, vom Nutzen (siehe oben) ganz zu schweigen.

Andere Gegenden die innerhalb der Ukraine liegen anzugreifen machte keinen Sinn, weil die Geografie oder mangelnde Ausrüstung der Ukraine dem entgegensteht. Das naheliegendste wäre also, durch Russland hindurch eine Umfassung des Gegners zu bewerkstelligen. Dazu reichen die Mittel derzeit bei weitem nicht, aber ich sehe in so einem Unterfangen derzeit den einzigen Weg, wie die Ukraine militärisch den Konflikt noch für sich entscheiden kann.

Die Ukraine kann das aber nur erreichen, wenn einem solchen Ziel auch die Unterstützer im Westen zustimmen. Dazu braucht es aber erstmal einen "Proof of Concept". Den versuchen die Ukrainer derzeit zu liefern. Die Chance, dass das in die Hose geht ist groß - aber selbst wenn hat die Ukraine bei diesem Versuch schon mehrere 100 Gefangene gemacht, etwas, was im Donbass Monate gedauert hätte.

Wie sagte ein Militärexperte kürzlich: "Russland hat immer noch nicht begriffen, auf was es sich mit dem Angriff auf die Ukraine eingelassen hat".

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