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  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Guter Artikel, aber überzogener Anrisstext

Man liest das schnell falsch:

Einige Folgen der ukrainischen Invasion bei Kursk in Russland stehen bereits unabhängig vom militärischen Ausgang fest. Die von Kiew erwünschten sind nicht dabei.

Man muss das EINIGE schon wirklich gezielt wahrnehmen, sonst klingt es danach, als wäre die Invasion völlig ohne erwünschte Folgen.

Die innenpolitischen Folgen sind natürlich überschaubar, ganz wie Bathon schreibt.

Aber Putins Stellung wird da durchaus geschwächt.
Er wälzt die Schuld gerade auf die Regionalkommandeure ab, wie es gute russische Tradition ist, wo es nie der Zar ist, der etwas falsch macht, sondern Mitglieder des Hofstaats oder die regionalen Befehlshaber und Gouverneure.
Aber das funktioniert halt nur bis zu einem bestimmten Punkt, wie die Romanows erfahren mussten. Für die sah Russland bis zu den ersten regelrechten Aufständen ja auch völlig normal und friedlich aus, aber Repression bedeutet halt auch hohen Druck im Kessel mit dem Potenzial für abrupte Explosionen, und Putin hat ja ebenfalls auf Repression gesetzt.
Momentan alles friedlich, aber keine Extrapolation auf die Zukunft möglich - und damit ist es eben NICHT so, dass die innenpolitischen Konsequenzen auf keinen Fall die von Kiew erwünschten sind.

Es gibt freilich auch andere Konsequenzen, die für Kiew günstig sind.
Wer seine Generäle verantwortlich macht, sorgt dafür, dass die verbleibenden Generäle weniger Verantwortung übernehmen. Am Ende steht ein so sagenhaft schlechtes Militär wie unter den späten Zaren, oder wie unter Stalin nach den Säuberungen kurz vorm Winterkrieg (gut, Stalin war noch extremer und hat die Qualität seiner Armee ungewollt nochmal auf einen neuen Tiefpunkt geführt).

Noch eins:

Russland ist schon dabei, massive Kräfte zu versammeln, um die Ukrainer wieder zu vertreiben und das Ergebnis dieser Bemühungen wird bald zu sehen sein.

Das klingt jetzt danach, als wäre es für Russland ein Leichtes, diese Invasion einzudämmen oder gar zurückzurollen.
Was absolut nicht der Fall ist. Da Russland möglichst nichts von der Donbas-Front abziehen will, werden bei Kursk unerfahrene Kräfte gegen die ukrainische Armee antreten müssen, die sehr viel mehr darauf achtet, Erfahrungen intern weiterzugeben und Truppen an der Front auszuwechseln.
Zumindest die ersten ernsthaften Kämpfe bei Kursk haben das Potenzial, für Russland katastrophal schlecht auszugehen. Russland wird das Ganze irgendwann stoppen, natürlich, aber je breiter die Pufferzone ist, die die Ukrainer bis dahin etablieren können, desto mehr Ressourcen wird Putin auf dieses Problem werfen müssen, was auf lange Sicht zulasten der Donbas-Front gehen wird. Beispielsweise bei Bombern - die Russen haben welche verloren beim Versuch, die Kurs-Invasion abzuwehren, diese Bomber fehlen jetzt im Donbas.

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