Einheizgreis schrieb am 16.08.2024 08:29:
Die Aktion bei Kursk mag aktuell ein Erfolg für die Ukraine sein - aber wie wird die Lage in einem, in zwei Monaten aussehen?
Die Ukraine hat sich in den Ortschaften eingegraben und die Russen kriegen sie da nicht raus, weil sie sich scheuen, auf eigenem Land mit Artillerie draufzuhalten.
Was ich, das muss ich zugeben, tatsächlich nicht erwartet hatte.
Die Energie-Infrastruktur in der Ukraine ist schwer beschädigt - das wird ein harter Winter für die Ukraine.
Beschädigt: Ja.
Ob das die Armee beeinträchtigt? Wohl eher nicht, Armeen operieren abseits der Stromleitungen. In der Logistik kann es Schwierigkeiten geben, aber da hauen ja auch die Ukrainer auf die russische Infrastruktur.
Ob das die Zivilisten beeinträchtigt? Sicherlich, aber die Ukraine kennt das schon und hat Vorbereitungen getroffen. Wärmestuben und dergleichen halt.
Und warum sollte Russland diese Chance nicht nutzen, General Winter war schon immer ein Freund der russische Armee.
Genauso wie der ukrainischen.
Der macht da keinen Unterschied, die Ukrainer kennen ihr Klima ja in- und auswendig und werden da nicht mehr und nicht weniger Schwierigkeiten haben als die Russen.
General Winter hat, was oft vergessen wird, der Reichswehr nicht nur auf russischem Gebiet zugesetzt, sondern auch auf weißrussischem und eben auch auf ukrainischem Gebiet.
Nach all den Meldungen, dass den "Russen" die Munition, die Panzer, die Soldaten ja schon vor Monaten hätten ausgehen sollen,
Die kamen von den Leuten mit mehr Hoffnungen als Informationen.
Wer sich in Fachkreisen umgehört hat, hatte da ein deutlich differenzierteres Bild.
Das Einzige, wo Russland tatsächlich widerstandsfähiger war als erwartet, war die Zentralbank. Putin hat dort eine echte Fachperson an die Schaltstelle gesetzt, und die hat das Chaos der einsetzenden Sanktionen bravourös gemeistert; ohne die hätte die Zentralbank womöglich Fehler gemacht und die russische Wirtschaft hätte ins Chaos trudeln können, und ich gebe gern zu, dass ich auch darauf gehofft habe - nun, war halt nicht.
Von einer nachlassenden Mannstärke reden nur sehr wenige, da wird eher das Gegenteil prognostiziert.
Die Ausbildungsqualität könnte nachlassen. Wird es wahrscheinlich auch, sollte Putin mehr Truppen ausheben.
Munition - war eigentlich nie so richtig auf dem Radar. Dass Artilleriemunition ein recht einfach herstellbares Produkt ist, ist ja allen Fachleuten bekannt.
Panzer: Die gehen Russland tatsächlich allmählich aus.
Momentan eher in der Qualität als in der Quantität. Sie können die Verluste nicht durch Nachproduktion ausgleichen, sondern lösen ihre Panzerhalden auf, und da kommt immer älteres und schlechteres Zeug an die Front.
Aber auch da gilt: Sobald klar war, dass Russland diese Lager nutzt, war die Hoffnung auf rasche und durchschlagende Panzerverluste ebenfalls dahin, das erwartet niemand mehr.
ABER die Russen haben etwas mehr als ihren Panzerbestand von vor der Invasion verloren, sie haben nur noch neu gebaute und reaktivierte Panzer.
erscheint mir die ganze Aktion auch eher als Strohfeuer, was dort entfacht wurde - eine für beide Seiten teure PR-Aktion.
Nö, wenn die Ukraine sich dort Stellungen verschaffen kann, wo die Russen nicht so bedenkenlos bombardieren, hat sie dort eine für sie ganz wesentlich günstigere Front aufgezogen.
Das ist militärtaktisch so richtig vorteilhaft.
Aber wer tatsächlich glaubt, dass deswegen nun Russland im Chaos versinkt und ein Bürgerkrieg ausbricht, weil ja all die vielen Völker so völlig unterdrückt werden - den kann ich nur belächeln...
Würd ich nicht.
Der Bürgerkrieg würde wohl nicht von den Völkern ausgehen, aber es könnte Unruhen geben, wenn die Truppe meutert, und wenn DAS geschieht, kann es jede Menge andere Auflösungserscheinungen geben.
Ob die Truppe meutert oder nicht, ist natürlich eine ganz andere Frage. Es wäre möglich, hinge aber von vielen Faktoren ab, die von außen nicht zu beurteilen sind.
Die andere Möglichkeit wäre, dass Putins eigener Apparat gegen ihn revoltiert, der FSB vielleicht.
Da gibt's keine Anzeichen dafür, natürlich nicht: Gäbe es die, hätte Putin diese Opposition längst zerschlagen.
Aber vielleicht passiert auch gar nichts. Es hat schon alles mögliche gegeben, wenn ein Krieg schlecht läuft, von Durchhalten bis zum letzten Mann bis hin zu Hinschmeißen noch vor dem ersten Schuss.