Kaum jemand wird bezweifeln, dass dieser Krieg Russlands gegen die Ukraine gegen das Völkerrecht verstößt und dass Russland damit eine schwere Schuld auf sich lädt.
Nur woher kommt jetzt eigentlich diese bei uns durchaus verbreitete Inbrunst, es Russland nun endlich mal zeigen zu müssen?
Ist es wirklich Mitgefühl mit der Ukraine, genauer, mit den Ukrainern?
Ich habe jedenfalls den Verdacht, dass es mal wieder ums Prinzip, um das Rechthaben geht. Die Gerechtigkeit über alles, egal was es kostet. An Menschenleben, an den Lebensgrundlagen der Gesellschaft in der Ukraine, aber nicht nur dort.
Was hilft es darauf hinzuweisen, dass sich noch jemand an der Befreiung erfreuen können sollte, wenn doch das Böse an sich bekämpft wird?
Waffenstillstand? Verhandlungen? Etwas für Lumpenpazifisten, den eigentlich Schuldigen an
diesem Krieg.
Die Situation ist nicht einmal so ganz neu.
"Ein Volk steht auf!". Aber nun müsse man "zum Schwert greifen", bevor die Russen "uns ungestraft überfallen, niederwerfen und berauben".
https://www.sueddeutsche.de/politik/erster-weltkrieg-kriegsbeginn-1.2069470
Nein, nicht der Nationalismus und die Russophobie ist die Parallele, auch wenn das durchaus mal Gegenstand von Forschung sein sollte. Immerhin haben 'wir' die Erbfeindschaft mit Frankreich beendet, mit Russland anscheinend nicht.
Die Gemeinsamkeit zum WK1 ist, dass der Krieg ein Projekt der Oberschicht gewesen ist. Es waren damals vor allem Bürgerliche und Intellektuelle, die begeistert in den Krieg zogen.
Wer sind denn die Wortführer heute, die es gar nicht abwarten können, noch größere Waffen in diesen Krieg zu werfen?
Nicht nur die russische oligarchische Oberschicht lässt den armen Teil ihrer Gesellschaft bluten. In der Ukraine kaufen sich ebenfalls die Begüterten frei.
Und ich behaupte mal, auch bei uns sind die Befürworter des Draufankommenlassens Vertreter genau dieser Schichten.
Sterben tun ja die anderen. Woher soll also die Motivation kommen, ein Ende des Krieges zu fordern?