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  • Subzero

mehr als 1000 Beiträge seit 06.06.2000

Re: Der Hering ist mein Lieblingsfisch

mann-oh-mann schrieb am 03.01.2024 13:29:

Da die Jungaale gerne dorthin ziehen, wo die Eltern gelebt haben ( meine ich in einem wissenschaftlichen Bericht gelesen zu haben, ist aber schon länger her), sollten hier eigentlich dann noch genügend Aal sein.

Es müssen genügend abwandern können. Es wandern aber nicht mehr genügend ab. Deswegen kommt auch kein Nachwuchs zurück.

Es gibt im Einzugsgebiet sozusagen keine Wasserkraftwerke,

An den Nebenflüssen der großen Hauptströme Deutschlands gibt es an praktisch jedem Wehr eine Wasserkraftanlage.

und die Kormoran Population ist überschaubar gering (die Seeadler plündern gerne die Nester). Auch an den Kormoranen kann es nicht liegen.

Nein, die ist nicht überschaubar gering. Selbst mittlere Fließgewässer werden von diesen komplett geplündert. Ein Komoran frißt 300 Gramm Fisch pro Tag. Ein Gewässer kann pro Jahr und Hektar 20-60 Kilo Fisch erzeugen (Biomassezuwachs) und hat (wenn gesund) 100-200 Kilo Fisch an sich. Jetzt kannst Du mal rechnen wieviel Hektar ein Kormoran pro Jahr braucht. Wir haben in D 675.000 ha Wasserfläche und 130.000 Kormorane (Achtung, der NABU gibt nur Brutpaare an).

Ein weiteres Problem ist der Schwimmblasenwurm (eingeschleppter Parasit).
An der Gewässerverschmutzung kann es nicht liegen, früher waren die Flüsse weitaus dreckiger, das hat den Aal nicht gestört. Man könnte sogar konstatieren, daß mit immer saubereren Wasser der Aalbestand entsprechend zurückgegangen ist (wenn man Korrelation für Kausalität hält).

Die Zahl der aktiven Angler ist (mMn durch den Zuzug vieler Osteuropäer) gestiegen. Aber auch das kann es nicht sein.

Und früher gabs noch weit mehr Binnen-Berufsfischer, die dem Aal nachgestellt haben.

Fakt ist auf jeden Fall, daß seitdem die Vereine aufgehört haben Aal aktiv anzusiedeln, der Bestand auf nahezu Null gegangen ist.

Die Menge des an den Küsten ankommenden Glasaales ist massiv gesunken und die Vereine können sichs einfach nicht mehr leisten. Selbst wenn: die Menge der ankommenden Glasaale würde nicht für einen ausreichenden Besatz reichen, frühere Besatzmengen waren 1 Kilo Glasaal auf 5-10 Hektar - jährlich.

Die Endabnehmerpreise stiegen seit 1995 von etwa 120 auf aktuell über 700
Euro pro kg Glasaal (1 kg = etwa 3 000 Stück).

https://dserver.bundestag.de/btd/15/029/1502929.pdf (von 2004) , andere Quellen nennen Preise von 80€ pro Kilo Mitte der Neunziger (bei Fängen von 900 Tonnen pro Jahr damals). Mir sind noch Preise von 20-40 Mark pro Kilo Glasaal bekannt.
https://www.welt.de/wissenschaft/article789922/Der-Glasaal.html
Heise selbst hat vor paar Jahren von 27.000€/Kilo gesprochen (gilt wahrscheinlich für den Japanischen Aal):
https://www.heise.de/hintergrund/Post-aus-Japan-Ein-aalglattes-Problem-3949855.html

Solche hohen Preise sorgen übrigens für Schwarzfänge, die dann nach Asien verfrachtet werden. Das ist lukrativ.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (03.01.2024 18:15).

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