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mehr als 1000 Beiträge seit 29.06.2001

Beziehung und Moral

> In meinem Bekanntenkreis kenne ich recht viele, in dieser Hinsicht
> recht freie Beziehungen. Die klappen eigentlich ganz gut, weil die
> Leute Sex und Liebe ganz gut trennen können. Das kann ich mir aber
> nicht bei Frauen vorstellen, die nur auf Blümchensex stehen. Für
> diese Spezies hat Sex zuviel mit Liebe zu tun. ;o)

Wenn aber beide ständig ihre eigenen Wege gehen und nicht einer eine
gewisse Basis erhält, wird es schwierig. Stell dir vor das Paar lebt
nicht zusammen. Was unterscheidet nun den Partner von der Affaire?
Vor allem, woher weiß der Partner, das er die Beziehung ist und der
andere sich nicht längst in seine Affaire verliebt hat? Liebe kann
man schlecht messen und sollte nicht mit Gewohnheit verwechselt
werden, dann ist es m.E. nämlich keine Beziehung, sondern eine
Lebensgemeinschaft. Geht es meinem Partner gerade mies, egal, ich
kann ja auf meine Affaire ausweichen. Ich stelle mir es schwierig
vor, echte Grenzen zu ziehen und wer unbedingt seine Freiheit möchte,
kann ja solange auf eine feste Beziehung verzichten. Man kann eben
nicht immer alles haben.

> Eine gute Beziehung kann man nur haben, wenn man zueinander
> bedingunglos ehrlich und sexuell 'kompatibel' ist. Ansonsten
> riskiert man eine Trennung oder mit der Zeit immer langweiligeren
> Sex. Was dumm ist, ist seine Sexualität nicht auszuleben nur,
> weil sie zur Zeit nicht in unsere Moralvorstellungen passt.

Da stimme ich zu. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass man in
einer Beziehung viel offener und ehrlicher sein kann und daher auch
mal ungewöhnliche Wünsche äußern kann. Zudem kennt der Partner
irgendwann meine Vorlieben und umgekehrt und es ist genug Zeit zum
Experimentieren, sodaß ich dort eine Intensität und Abwechslung
bekommen kann, wie sie mir bei Fastfoodsex noch nicht untergekommen
ist (Da ich den Typen nicht kenne, greife ich auf Standartrepertoir
zurück). Ich rede von Leidenschaft, die für mich mit Intimität, also
auch psychischer Nähe zusammenhängt. Die meisten Leute, die ich
kenne, sind die Suche nach oberflächlichen Abenteuern irgendwann
leid, eben weil es meist nur an der Oberfläche bleibt. Wer natürlich
verklemmt und nicht offen ist, findet in der Anonymität vielleicht
mehr Erfüllung. Nach meinen Erfahrungen (und ich frage durchaus
Männer nach solchen Dingen), bevorzugen auch Männer, wenn sie beim
Thema Sex offen sind, Sex in Verbindung mit Liebe. Einer sagte mir
mal, das andere sei so etwas wie Sport. Wer allerdings die echte Nähe
scheut, wird anonymen Sex bevorzugen.

> Müsste dieser Grund mit den heutigen Methoden der Verhütung und
> dem Vaterschaftstest nicht immer unwichtiger werden? In der
> Vergangenheit muss ich zugeben, war das wohl der schlagende
> Punkt. Und unsere Moralvorstellungen kommen ja noch aus der Zeit.

Auch für Frauen wird ja das Sexualleben zunehmend freier, auch wenn
es bei ihnen moralisch noch mehr angekreidet wird als bei Männern,
denn Frauen gelten dann immer noch als Flittchen, während Männer
damit prahlen können, ohne moralischen Zeigefinger. Diese moralische
Entwicklung dauert aber länger, als die medizinischen
Errungenschaften.

> Faszinierend ist auch, dass viele Männer scheinbar Jungfrauen
> bevorzugen. Liegt das daran, dass man da früher keine Krankheiten
> befürchten musste, oder daran, dass sich Männer in diesem
> Punkt nicht gerne vergleichen lassen? Ich denke mal das spielt
> auch bei unserer Doppelmoral ne wichtige Rolle.

Das mit den Jungfrauen halte ich eindeutig für Besitzanspruch und
hängt noch mit den alten patriarchalen Prämissen zusammen. Vom
Sexuellen her gesehen, ist es jedenfalls völlig dämlich, sich
ausgerechnet Frauen auszusuchen, die keinerlei Erfahrung haben und
nicht wissen, was sie sexuell eigentlich wollen. Wenn diese Männer
darüber klagen, dass sie nur schlechten Sex bekommen, dann wundert
mich das gar nicht.

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