Vielen Dank für die Texte, Marlene, wie immer sehr interessant! Im
Grunde korrigieren die vieles in die richtige Richtung, wie ich
meine, aber einige Fragen bleiben immer noch:
Marlene zitierte am 19. August 2002 13:16
> "Am Beginn der Triebhaftigkeit der männlichen Sexualität steht der
> Kampf gegen die kindliche Onanie (vgl. Schetsche und Schmidt 1996).
> Er konstituierte die lustvolle Selbststimulation bei Kindern und
> jugendlichen seit dem 18. Jahrhundert diskursiv als riskante
> Sexualform. In der Praxis erzeugte die sog.
> Antimasturbationspädagogik eine "Dialektik der Produktion und
> Frustration von Bedürfnissen" (Treusch-Dieter 1995): Erst durch das
> Verbot lernen die Subjekte, den Wunsch nach der Berührung des eigenen
> Körpers als dranghaft zu empfinden. Jetzt plötzlich müssen sie tun,
> was sie tun. Die Lust wird triebhaft. Das Gefühl der Dranghaftigkeit
> und das Leiden an der Versagung wiederum machen es überhaupt erst zu
> einer erwähnenswerten Willensleistung, dem Verlangen zu widerstehen.
> Die Botschaft der triebgeleiteten Onanie lautet: Selbstgefährdung
> wird nur durch Selbstkontrolle gebannt. Die Subjekte lernen, sich zu
> beherrschen, wenn sie gesund bleiben wollen (und das wollen sie
> alle). Die Selbstbekämpfung der Onanie wird zum zentrale Mechanismus
> bei der Einführung der innengeleiteten Sozialkontrolle. Diese
> Selbstdisziplin wird auf der sozialen Ebene zentrales Strukturmerkmal
> der modernen Gesellschaft, auf der individuellen Ebene wesentliche
> Charaktereigenschaft des bürgerlichen Subjekts."
Mit anderen Worten: Indem man Kinder anleitet, sich des Masturbierens
zu enthalten, lernen sie, ihr Verlangen zu zügeln, sich
selbstkontrolliert Verhaltensregeln unterzuordnen; sie werden damit
zu bequemeren Untertanen, könnte man sagen. Diese These kann man
natürlich auch auf andere elterliche Anweisungen beziehen, deren
Einhaltung besser überwacht werden kann, vielleicht auf diese sogar
noch mehr. Sind es überhaupt wirklich die Eltern oder sonst
irgendeine Erziehungsperson, die einem Kind offen mitteilen, daß es
sich nicht selbst befriedigen soll? Oder folgern die Kinder nicht
vielmehr irgendwann selbst, bzw. nehmen dies einfach aus einem
natürlichen Schamgefühl heraus, diese Dinge führe man lieber nur
heimlich durch, auch wenn man sie noch gar nicht zwangsläufig für
unanständig hält? Nun kann man eben darüber debattieren, ob es ein
"natürliches Schamgefühl" überhaupt gibt. Das ist wohl der
eigentliche Kern der Sache. Man müßte mal gucken, was für
Anhaltspunkte man für dessen Erkennen heranziehen kann.
Was mir etwas unlogisch an den zitierten Ausführungen erscheint, ist
die Auffassung auf der einen Seite, es sei gar kein biologischer
Trieb, der dieses Verhalten im Grunde regele, sondern es entspringe
vielmehr aus anerzogenen sozialen Normen. Auf der anderen Seite wird
aber gerade in obigem Absatz davon ausgegangen, daß die Kinder
bereits anfangen, lustvoll an sich herumzuspielen, ohne daß sie
jemand weder dazu anleitet noch davon abzuhalten versucht, das heißt,
sie kommen ganz von alleine auf die Idee. Natürlich spielen Kinder
mit allem möglichen, eben um die Welt zu erforschen, also kommen sie
wahrscheinlich mehr oder weniger zufällig irgendwann zu dieser
Entdeckung. Aber ich meine, mich in dieser Beziehung noch relativ
genau an meine eigene Kindheit erinnern zu können, und daß ich da
auch schon sehr gerne nackte Mädchen meines Alters gesehen habe, auch
wenn die völlig ungeniert im Sommer so herumgelaufen sind. Das war
schon, bevor ich die Möglichkeit der Masturbation richtig entdeckt
habe. Die Frage ist nun, ob man einen Trieb erst dann als solchen
bezeichnen will, wenn er sich gegen einen Widerstand stemmt. Ich
würde sagen: nein. Die triebhaften Neigungen machten sich bei mir
schon bemerkbar, bevor ich über die gesellschaftlichen Normen darüber
Bescheid wußte.
Daß sich durch unangemessene Restriktionen Aufstauungen mit
problematischen Folgen ergeben können, dem widerspreche ich dabei gar
nicht. Man sollte bei der Revision nur nicht gleich das Kind mit dem
Bade ausschütten.
Grunde korrigieren die vieles in die richtige Richtung, wie ich
meine, aber einige Fragen bleiben immer noch:
Marlene zitierte am 19. August 2002 13:16
> "Am Beginn der Triebhaftigkeit der männlichen Sexualität steht der
> Kampf gegen die kindliche Onanie (vgl. Schetsche und Schmidt 1996).
> Er konstituierte die lustvolle Selbststimulation bei Kindern und
> jugendlichen seit dem 18. Jahrhundert diskursiv als riskante
> Sexualform. In der Praxis erzeugte die sog.
> Antimasturbationspädagogik eine "Dialektik der Produktion und
> Frustration von Bedürfnissen" (Treusch-Dieter 1995): Erst durch das
> Verbot lernen die Subjekte, den Wunsch nach der Berührung des eigenen
> Körpers als dranghaft zu empfinden. Jetzt plötzlich müssen sie tun,
> was sie tun. Die Lust wird triebhaft. Das Gefühl der Dranghaftigkeit
> und das Leiden an der Versagung wiederum machen es überhaupt erst zu
> einer erwähnenswerten Willensleistung, dem Verlangen zu widerstehen.
> Die Botschaft der triebgeleiteten Onanie lautet: Selbstgefährdung
> wird nur durch Selbstkontrolle gebannt. Die Subjekte lernen, sich zu
> beherrschen, wenn sie gesund bleiben wollen (und das wollen sie
> alle). Die Selbstbekämpfung der Onanie wird zum zentrale Mechanismus
> bei der Einführung der innengeleiteten Sozialkontrolle. Diese
> Selbstdisziplin wird auf der sozialen Ebene zentrales Strukturmerkmal
> der modernen Gesellschaft, auf der individuellen Ebene wesentliche
> Charaktereigenschaft des bürgerlichen Subjekts."
Mit anderen Worten: Indem man Kinder anleitet, sich des Masturbierens
zu enthalten, lernen sie, ihr Verlangen zu zügeln, sich
selbstkontrolliert Verhaltensregeln unterzuordnen; sie werden damit
zu bequemeren Untertanen, könnte man sagen. Diese These kann man
natürlich auch auf andere elterliche Anweisungen beziehen, deren
Einhaltung besser überwacht werden kann, vielleicht auf diese sogar
noch mehr. Sind es überhaupt wirklich die Eltern oder sonst
irgendeine Erziehungsperson, die einem Kind offen mitteilen, daß es
sich nicht selbst befriedigen soll? Oder folgern die Kinder nicht
vielmehr irgendwann selbst, bzw. nehmen dies einfach aus einem
natürlichen Schamgefühl heraus, diese Dinge führe man lieber nur
heimlich durch, auch wenn man sie noch gar nicht zwangsläufig für
unanständig hält? Nun kann man eben darüber debattieren, ob es ein
"natürliches Schamgefühl" überhaupt gibt. Das ist wohl der
eigentliche Kern der Sache. Man müßte mal gucken, was für
Anhaltspunkte man für dessen Erkennen heranziehen kann.
Was mir etwas unlogisch an den zitierten Ausführungen erscheint, ist
die Auffassung auf der einen Seite, es sei gar kein biologischer
Trieb, der dieses Verhalten im Grunde regele, sondern es entspringe
vielmehr aus anerzogenen sozialen Normen. Auf der anderen Seite wird
aber gerade in obigem Absatz davon ausgegangen, daß die Kinder
bereits anfangen, lustvoll an sich herumzuspielen, ohne daß sie
jemand weder dazu anleitet noch davon abzuhalten versucht, das heißt,
sie kommen ganz von alleine auf die Idee. Natürlich spielen Kinder
mit allem möglichen, eben um die Welt zu erforschen, also kommen sie
wahrscheinlich mehr oder weniger zufällig irgendwann zu dieser
Entdeckung. Aber ich meine, mich in dieser Beziehung noch relativ
genau an meine eigene Kindheit erinnern zu können, und daß ich da
auch schon sehr gerne nackte Mädchen meines Alters gesehen habe, auch
wenn die völlig ungeniert im Sommer so herumgelaufen sind. Das war
schon, bevor ich die Möglichkeit der Masturbation richtig entdeckt
habe. Die Frage ist nun, ob man einen Trieb erst dann als solchen
bezeichnen will, wenn er sich gegen einen Widerstand stemmt. Ich
würde sagen: nein. Die triebhaften Neigungen machten sich bei mir
schon bemerkbar, bevor ich über die gesellschaftlichen Normen darüber
Bescheid wußte.
Daß sich durch unangemessene Restriktionen Aufstauungen mit
problematischen Folgen ergeben können, dem widerspreche ich dabei gar
nicht. Man sollte bei der Revision nur nicht gleich das Kind mit dem
Bade ausschütten.