>Nicht so bei Sex.
> Nach einigen Tagen ohne jeglichen Sex, werde ich einfach viel zu
> leicht sexuell erregbar und daher auch leicht ablenkbar; Millionen
> von kleinen "Fallschirmspringern" werden ungeduldig:)
Immer noch nicht so ganz verstanden. Als die Leute noch glaubten, die
Erde sei ein Scheibe, hatten die Seefahrer tatsächlich Angst herunter
zu fallen. Dass Sexualität schon seit Generationen als triebhaft
gilt, hat sich in das Selbstbild tief eingegraben und wird auch so
empfunden. Man könnte es mit einer sich selbst erfüllenden
Prophezeiung vergleichen. Man braucht nur genug daran glauben, das
etwas z.B. gefährlich ist, dann zeigt man auch, wenn man in dieser
Situation ist, Angstsymtome, auch wenn die Situation aus einer
anderen Sicht gesehen, gar nicht gefährlich ist. Es gibt ganz
interessante Untersuchungen darüber, wie beeinflussbar ein Mensch vom
Zeitgeist b.z.w. den überlieferten Zuweisungen ist.
"Kein menschliches Handeln ist per se sexuell. Es muß sexuell gemeint
und bzw. oder so verstanden werden. Erst durch Zuschreibung erhalten
Ereignisse einen sozialen Sinn und werden Bestandteil der sozialen
Wirklichkeit. Die entsprechenden Interpretationen sind dabei jedoch
nicht individuell bestimmt, sondern kollektiv. Sie basieren auf
Deutungsmustern, die für die ganze Gesellschaft oder bestimmte
Subkulturen vorgeben, welche Situationen als sexuell zu verstehen
sind. Unsere Sexualität wird nicht nur von der Gesellschaft als
triebhaft angesehen, sondern von uns - den Männern - auch genauso
empfunden. Und weil wir Sexualität nicht anders als triebhaft denken
und empfinden können, handeln wir auch so. Weil wir triebhaft gemacht
werden, sind wir es auch. "Ich konnte mich nicht beherrschen"
kennzeichnet deshalb im alltäglichen Sexualverhalten nicht
Entschuldigungsrhetorik, sondern das, was subjektiv empfunden wird.
Dies gilt auch für das Selbstbild der Täter(sog. Lustmörder). Sie
ordnen sich nicht nur kognitiv so sein, sondern sie empfinden es auch
genau so: Wie schreibt Bartsch (zitiert nach Moor 1991: 72) im Brief
an seine Eltern an die Zellenwand: "Ich habe mich gewehrt, aber 'Es
war stärker'". Das Handeln der Täter ist also triebhaft, sie können
sich nicht beherrschen, ihre Willenskraft hat versagt. Dies alles
nicht, weil so ihre Natur ist, sondern weil so und nicht anders in
unserer Gesellschaft Lustmörder bestimmt sind."
> Wird es von ihm erwartet,
> als eine Pflicht, sich als guter Mensch zu verhalten, welcher ja sich
> keine Pornos anguckt, weil sie fuer ihn ohnehin langweilig sind?
> Fuehlt er sich dann nicht als Objekt akademischer Psychofreaks mit
> gluecklicher Kindheit?
Es geht darum, dass(auch)das Sein das Selbstbild bestimmt. Es gibt
ein Buch von Max Frisch "Andorra". Es geht um einen Jungen, der,
damit seine wahre Identität nicht herauskommt, von Anfang an gesagt
bekommt, er sei Jude. Als dann die Juden im Ort diskriminiert werden,
wird es zum Problem. Das was die anderen Leute behaupten, wie ein
Jude sei (vom Charakter), empfindet er schließlich auch so, weil er
ja glaubt, einer zu sein. Er stellt an sich also immer mehr
"jüdische" Charaktereigenschaften fest, die aber nur aus seinem
Glauben an seine jüdische Identität resultieren.
> Oder wird bei einer zoegerlichen und unschluessigen Haltung
> gegenueber einem ungeliebten Gegenstand doch die Zensur in unserer
> Kultur wieder wie Phoenix aus der Asche aufsteigen, nachdem sie einst
> schon fast erledigt?
Es geht hier weder um Moral, noch um Zensur, sondern um das
Selbstbild.
> Nach einigen Tagen ohne jeglichen Sex, werde ich einfach viel zu
> leicht sexuell erregbar und daher auch leicht ablenkbar; Millionen
> von kleinen "Fallschirmspringern" werden ungeduldig:)
Immer noch nicht so ganz verstanden. Als die Leute noch glaubten, die
Erde sei ein Scheibe, hatten die Seefahrer tatsächlich Angst herunter
zu fallen. Dass Sexualität schon seit Generationen als triebhaft
gilt, hat sich in das Selbstbild tief eingegraben und wird auch so
empfunden. Man könnte es mit einer sich selbst erfüllenden
Prophezeiung vergleichen. Man braucht nur genug daran glauben, das
etwas z.B. gefährlich ist, dann zeigt man auch, wenn man in dieser
Situation ist, Angstsymtome, auch wenn die Situation aus einer
anderen Sicht gesehen, gar nicht gefährlich ist. Es gibt ganz
interessante Untersuchungen darüber, wie beeinflussbar ein Mensch vom
Zeitgeist b.z.w. den überlieferten Zuweisungen ist.
"Kein menschliches Handeln ist per se sexuell. Es muß sexuell gemeint
und bzw. oder so verstanden werden. Erst durch Zuschreibung erhalten
Ereignisse einen sozialen Sinn und werden Bestandteil der sozialen
Wirklichkeit. Die entsprechenden Interpretationen sind dabei jedoch
nicht individuell bestimmt, sondern kollektiv. Sie basieren auf
Deutungsmustern, die für die ganze Gesellschaft oder bestimmte
Subkulturen vorgeben, welche Situationen als sexuell zu verstehen
sind. Unsere Sexualität wird nicht nur von der Gesellschaft als
triebhaft angesehen, sondern von uns - den Männern - auch genauso
empfunden. Und weil wir Sexualität nicht anders als triebhaft denken
und empfinden können, handeln wir auch so. Weil wir triebhaft gemacht
werden, sind wir es auch. "Ich konnte mich nicht beherrschen"
kennzeichnet deshalb im alltäglichen Sexualverhalten nicht
Entschuldigungsrhetorik, sondern das, was subjektiv empfunden wird.
Dies gilt auch für das Selbstbild der Täter(sog. Lustmörder). Sie
ordnen sich nicht nur kognitiv so sein, sondern sie empfinden es auch
genau so: Wie schreibt Bartsch (zitiert nach Moor 1991: 72) im Brief
an seine Eltern an die Zellenwand: "Ich habe mich gewehrt, aber 'Es
war stärker'". Das Handeln der Täter ist also triebhaft, sie können
sich nicht beherrschen, ihre Willenskraft hat versagt. Dies alles
nicht, weil so ihre Natur ist, sondern weil so und nicht anders in
unserer Gesellschaft Lustmörder bestimmt sind."
> Wird es von ihm erwartet,
> als eine Pflicht, sich als guter Mensch zu verhalten, welcher ja sich
> keine Pornos anguckt, weil sie fuer ihn ohnehin langweilig sind?
> Fuehlt er sich dann nicht als Objekt akademischer Psychofreaks mit
> gluecklicher Kindheit?
Es geht darum, dass(auch)das Sein das Selbstbild bestimmt. Es gibt
ein Buch von Max Frisch "Andorra". Es geht um einen Jungen, der,
damit seine wahre Identität nicht herauskommt, von Anfang an gesagt
bekommt, er sei Jude. Als dann die Juden im Ort diskriminiert werden,
wird es zum Problem. Das was die anderen Leute behaupten, wie ein
Jude sei (vom Charakter), empfindet er schließlich auch so, weil er
ja glaubt, einer zu sein. Er stellt an sich also immer mehr
"jüdische" Charaktereigenschaften fest, die aber nur aus seinem
Glauben an seine jüdische Identität resultieren.
> Oder wird bei einer zoegerlichen und unschluessigen Haltung
> gegenueber einem ungeliebten Gegenstand doch die Zensur in unserer
> Kultur wieder wie Phoenix aus der Asche aufsteigen, nachdem sie einst
> schon fast erledigt?
Es geht hier weder um Moral, noch um Zensur, sondern um das
Selbstbild.