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mehr als 1000 Beiträge seit 29.06.2001

Testosteron

Noel Byron schrieb am 21. August 2002 17:05

>
> der Übergang zwischen Tierarten, die ihr Verhalten nicht
> groß erlernen müssen und Tierarten, die ihre Jungen jahrelang
> aufziehen und lehren müssen, damit sie Überlebensfähig werde,
> ist fließend. 
>
Ja, der Übergang ist fleißend, aber der Abstand vom Menschen zu
seinen nächsten Verwandten doch sehr groß.
 

> Da bin ich trotzdem der Meinung, dass es hierbei im Endeffekt doch
> um sexuelle Lustbefriedigung geht, die aber mit Machtgelüsten
> einher geht. Das Phänomen, dass Sex und Macht für sehr viele Männer
> und auch für ein paar Frauen sehr oft Hand in Hand gehen ist
> aber für meinen Geschmack viel zu häufig um nur anerzogen zu sein.
> Das würde doch bedeuten, dass fest etablierte 'Dinge' in unserer
> Gesellschaft das auslösen (und auch schon immer ausgelöst haben)?
> Und warum macht Testosteron uns Männer nicht nur sexuell aktiver
> sondern auch aggresiever und stärker? Sex, Gewalt und Macht gehören
> für mich (als Mann) von Natur aus zusammen. Da ist IMHO nur
> wenig anerzogen.

Die Frage ist: Was war zerst da, das Huhn oder das Ei? Macht
Testosteron den Menschen aggressiver (haben Frauen ja auch in
geringeren Mengen) oder regt vielleicht Aggressivität die
Testosteronbildung an, also die Vertauschung von Ursache und Wirkung?
Jedenfalls regt Sport die Testosteronproduktion nachweislich an und
der sportliche Wettbewerb und das Siegen haben auch ein wenig mit
Macht zu tun. So wie du das Ursache-Wirkungs-Verhältnis beschrieben
hast, müßten ja Leute mit hohen testosteronwerten grundsätzlich auch
besonders gute Sportler sein (wenn die körperlichen Konstitutionen
mitmachen), oder denk mal an den Text, dass bei einem Vater das
Wissen darum ,dass er Vater geworden ist (denn sein Körper sagt es
ihm nicht, er muss es schon bewußt wissen) die Testosteronproduktion
reduziert wird. Das ist auch bei andern Hormonen so. Adrenalin wird
bei Angst ausgelöst. Ich kann aber auch vor Spinnen Angst haben, die
objektiv gesehen gar keine Gefahr bedeuten. Das Adrenalin wird also
erst durch etwas ausgelöst, was in meinem Bewußtsein oder
Unbewustsein ist (wie bei den Vätern) Tatsächlich wird die
Testosteronausschüttung von einem anderen Hormon, was sich in der
Hirnanhangdrüse befindet gesteuert, also vom Kopf und jeder weiß,
dass seine Libido nicht einfach da ist und bestenfalls unterdrückt
werden kann, sondern sie meistens doch erst, durch sexuelle
Vorstellungskraft oder äußere Reize geschürt wird. Ich pusche mich
also selber auf, indem ich meine Aufmerksamkeit auf Sex richte. Daher
jetzt eine gewagte These: Sex macht (in der Regel) Spaß. Vielleicht
haben manche Männer aber Probleme mit ihrem Testosteronspiegel und
müssen ihn erst hochpuschen, indem sie an Macht und Gewalt denken
oder handeln. Sex hat ja m.E. etwas mit Anerkennung zu tun. Wenn ich
mächtig bin, erhalte ich auch mehr Anerkennung und mit Gewalt ziehe
ich die Aufmerksamkeit auf mich. Vielleicht brauchen gerade die
Männer, deren Hormone etwas träge sind, diese Gewalt, um die Hormone
in Schwung zu bringen. Genausogut könnten sie auch Sport treiben,
hätte den gleichen Effekt. Das würde jedenfalls erklären, warum es
erstens unter Männern so große Unterschiede zur Gewaltbereitschaft
gibt und zweitens warum, jedenfalls nach meiner Erfahrung,
gewalttätige Männer nicht potenter sind als friedliche. Ich habe auch
mal das Gerücht gehört, dass Kastration bei sexuellen Gewalttätern
nicht wirklich was bringt, weil die Machtgefühle und Phantasien eben
im Kopf gebildet werden und nicht in den Hoden. SM Leute sind ja auch
gar keine gewaltätigen Menschen, sondern sie benutzen die Gewalt, um
sich geil zu machen. Es gibt auch Leute, die in Gefahrensituationen
besonders geil werden oder eben beim Anblick von roten Schuhen. Ich
meine also, dass nicht Tetsosteron aggressiev macht sondern
umgekehrt, Aggressivität das Testosteron verstärkt. Macht macht geil
und nicht Geilheit bewirkt Machtgelüste. Vielleicht fehlt denen
einfach die Phantasie, sich mit anderen Dingen anzuregen. (Gute Laune
macht auch geil)

> Ich habe mir das auch immer so erklärt, dass das Alpha-Mänchen das
> Vorrecht zur Paarung hatte. Sex war also schon immer eine
> Demonstration von Macht. Aber das erklärt natürlich nicht, dass
> viele Menschen durch Ohnmachstgefühle, Demütigung und Hilflosigkeit
> erregt werden...

...und was ist mit den Alphaweibchen? Bei Wölfen und auch den
besagten Bonoboaffen führen nämlich Weibchen das Rudel an. Ich denke,
auch Frauen haben gerne Macht und können auch sehr aggressiev sein,
das ist kein Privileg der Männer ;-). Wenn aber die Machtverhältnisse
über körperliche Gewalt geregelt werden, sind sie einfach unterlegen
und müssen den Männern das Feld überlassen. Die Existenz von frühen
Matriarchaten (z.B. die erste Hochkultur, die sumerische Stadt Ur)
ist nachgewiesen und es gibt noch heute welche. Dort geht es aber
recht friedlich und demokratisch zu, nicht weil Frauen die netteren
Menschen sind, sondern weil es für sie keinen Sinn macht, auf
körperliche Gewalt zu setzen.

> Ein Pornoverbot kann es ja nicht sein, oder? Und vor
> allen Dingen warum schon wieder bei den SMlern anfangen. Die
> Homosexuellen haben es ja mittlerweile auch geschafft anerkannt
> zu werden. Mal sehen...

Nein, das bringt nix und ich habe nichts gegen SM, wenn sich beide
einig sind. Da man selten hört, dass die sich da zu Tode foltern, ist
es sicher auch nur halb so schlimm, wie man meint. Wie oben gesagt,
bezweifel ich nicht, dass Gewalt die Sexualität hochpuschen kann. Wer
das also so will, geht mich nichts an, solange mir niemand etwas
aufzwingt, was ich nicht will....

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