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  • Noel Byron

mehr als 1000 Beiträge seit 23.06.2000

Re: Testosteron

Marlene schrieb am 21. August 2002 21:32

> Noel Byron schrieb am 21. August 2002 17:05
> > Und warum macht Testosteron uns Männer nicht nur sexuell aktiver
> > sondern auch aggresiever und stärker? Sex, Gewalt und Macht gehören
> > für mich (als Mann) von Natur aus zusammen. Da ist IMHO nur
> > wenig anerzogen.

> Die Frage ist: Was war zerst da, das Huhn oder das Ei? Macht
> Testosteron den Menschen aggressiver (haben Frauen ja auch in
> geringeren Mengen) oder regt vielleicht Aggressivität die
> Testosteronbildung an, also die Vertauschung von Ursache und Wirkung?

Ich denke die Wirkung von Testosteron ist wissenschaftlich
unbestritten.
Ich komme schon lange mit vielen Bodybuildern und Kraftdreikämpfern
zusammen. Und da wird auch schon mal nachgeholfen (zumindest früher
oder --- das machen nur die Jüngeren, da ist man einfach dümmer ;o).

Und ich kann mich noch gut an meine Jugendzeit erinnern, wo wir
sofort gemerkt haben wenn ein Kumpel wieder was nimmt. Die wurden
alle (auch die recht friedlichen) gereizter und aggressiver. Und
meistens wurde das Zeug abgesetzt, weil die Freundin ein Ultimatum
gestellt hat.

Ich bin bei weitem kein Experte aber bei uns trainierte auch
ein Sportarzt und wir haben früher viel über dieses Thema diskutiert.
Und eine gesteigerte Aggressivität sowie einen gesteigerten
Sexualtrieb
(ohne, dass man dabei öfters könnte; sprich der Appetit wird größer
aber mehr essen kann man deswegen auch nicht) haben alle beobachtet
und der ist auch unumstritten. Zumindest vor 8 Jahren... 

Dass die Ausschüttung von warscheinlich allen Hormonen psychisch
gesteuert wird, da muss ich Dir Recht geben. Das ist beim
Testosteron und beim Serotonin auch so. Beim Kraftsport is es z.B.
gang und gebe seinen Trainingspartner anzuschreien und ihm ein
paar Ohrfeigen zu verpassen. Hört sich Dumm an, gebe ich zu. Das
fördert dann die Adrenalinproduktion und man kann mehr Kraft auf
einmal mobilisieren.

Mittlerweile würde ich zu diesem Schluß kommen: Der drang nach Sex
(oder besser sexuelle Befriedigung) wird von den Hormonen bestimmt
(das ist bei Männern IMHO stärker der Fall). Vielleicht ist das
bei Frauen ja ganz anderst. Das kann kein Mann wissen...  ;o)

Der eigentliche Sex findet dann im Kopf statt. Was uns tatsächlich
erregt hängt wohl tatsächlich stark von unserer Gesellschaft
und unserer Kindheit ab. Warscheinlich schon der frühesten Kindheit.
Viele berichten, dass sie schon vor der Pupertät eine gewisse
Neigung an sich entdeckten, ohne sie damals mit Sexualität
in Verbindung gebracht zu haben. Diese Erinnerungen sind so stark,
dass sie noch heute präsent sind (seit dem Kindergartenalter!).

> Vielleicht
> haben manche Männer aber Probleme mit ihrem Testosteronspiegel und
> müssen ihn erst hochpuschen, indem sie an Macht und Gewalt denken
> oder handeln. Sex hat ja m.E. etwas mit Anerkennung zu tun. Wenn ich
> mächtig bin, erhalte ich auch mehr Anerkennung und mit Gewalt ziehe
> ich die Aufmerksamkeit auf mich. Vielleicht brauchen gerade die
> Männer, deren Hormone etwas träge sind, diese Gewalt, um die Hormone
> in Schwung zu bringen. Genausogut könnten sie auch Sport treiben,
> hätte den gleichen Effekt. Das würde jedenfalls erklären, warum es
> erstens unter Männern so große Unterschiede zur Gewaltbereitschaft
> gibt und zweitens warum, jedenfalls nach meiner Erfahrung,
> gewalttätige Männer nicht potenter sind als friedliche.

IMHO gehen die Unterschiede in der Gewaltbereitschaft nicht _nur_
auf das Konto der Biologie. Erziehung ist da wohl um den Faktor
100 wichtiger. Ich wurde absolut gewaltfrei erzogen und habe heute
unglaubliche Hemmungen Gewalt auszuüben. Was im Alltag auch sehr
wichtig ist.

> Ich habe auch
> mal das Gerücht gehört, dass Kastration bei sexuellen Gewalttätern
> nicht wirklich was bringt, weil die Machtgefühle und Phantasien eben
> im Kopf gebildet werden und nicht in den Hoden.

Da ist war dran. Soweit ich weiß ist das auch ziemlich unumstritten.

> SM Leute sind ja auch
> gar keine gewaltätigen Menschen, sondern sie benutzen die Gewalt, um
> sich geil zu machen.

Jo. Die SMler die ich kenne sind im Gegenteil recht ausgeglichen.
Nur viele Tops leiden unter einem etwas zu gewaltigem Ego. Ich glaube
manchmal die Frau ist dazu da den Mann auf den Boder der Tatsachen
zurück zu holen. Ist sie auch im Alltag zu Devot gehts dem Mann
zu gut.  ;o)

Auch noch interessant: Den meisten geht es dabei nicht so um Gewalt
als viel mehr um bedingungslose Hingabe und sehr starke Gefühle,
die man im Alltag nicht erlebt und nur mit jemanden dem man wirklich
vertraut genießen kann. Also eingentlich schon alles Kopfsache.
Das Ledermasken und Peitschen Image trifft auf die wenigsten zu.
Und auf Schmerzen (alleine) steht da (fast) keiner. Das Gefühl der
Ohnmach (das durch Schmerzen verstärkt werden kann) ist wohl der
eigentliche Kick.

Such mal nach D/S und 24/7 im Zusammenhang mit SM. Oder nach der
Geschichte der O.

> Es gibt auch Leute, die in Gefahrensituationen
> besonders geil werden oder eben beim Anblick von roten Schuhen. Ich
> meine also, dass nicht Tetsosteron aggressiev macht sondern
> umgekehrt, Aggressivität das Testosteron verstärkt. Macht macht geil
> und nicht Geilheit bewirkt Machtgelüste. Vielleicht fehlt denen
> einfach die Phantasie, sich mit anderen Dingen anzuregen. (Gute Laune
> macht auch geil)

> > Ich habe mir das auch immer so erklärt, dass das Alpha-Mänchen das
> > Vorrecht zur Paarung hatte. Sex war also schon immer eine
> > Demonstration von Macht. Aber das erklärt natürlich nicht, dass
> > viele Menschen durch Ohnmachstgefühle, Demütigung und Hilflosigkeit
> > erregt werden...
> > 
> ...und was ist mit den Alphaweibchen? Bei Wölfen und auch den
> besagten Bonoboaffen führen nämlich Weibchen das Rudel an. Ich denke,
> auch Frauen haben gerne Macht und können auch sehr aggressiev sein,
> das ist kein Privileg der Männer ;-)

Gott seid Dank. Sonst wären wir die alleinigen Buhmänner. Lauter
Bengel
unter Engeln.
;o)


Viele Grüße,
Noel

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