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mehr als 1000 Beiträge seit 29.06.2001

Der Mensch, das Herdentier und seine Denkfähigkeit

Was das Verständnis von Bildern angeht, habe ich Quellen, allerdings
in gedruckter Form. Es handelt sich um Wahrnehmungspsychologie und
diese macht sehr deutlich, wie sehr die Wahrnehnung durch Erlerntes
beeinflußt ist. Man lernt, auf die Dinge zu achten, die man als
wichtig einzuordnen gelernt hat. (und die Eingeborenen, bei denen die
Frauen immer oben ohne rumlaufen, werden wohl sehr wahrscheinlich
beim Anblick von Brüsten auch keine große sexuelle Erregung zeigen).
Optische Täuschungen entstehen, wenn man das Wahrgenommene nicht
eindeutig zuweisen kann. Obwohl das Gehirn ständig wechselnde
Einzelbilder auf der Netzhaut vorfindet, die außerdem noch auf dem
Kopf stehen, leistet das Gehirn es, sie zu einem einheitlichen Bild
zusammenzufassen und den blinden Fleck mit der an dieser Stelle
plausiblen Ergänzung zu überdecken. Ich sehe also nie, was wirklich
da ist, sondern das, was mein Gehirn aus dieser Information macht,
wie es sie interpretiert b.z.w. einordnet (siehe unten)
Manche Tiere leben in Sippenverbänden, auch sie fühlen sich ohne die
Sippe einsam (man soll sie auch nicht als Haustiere alleine halten.
Viele Papageien, auch eine recht intelligente Spezies, bekommen durch
Einsamkeit einen regelrechten Psychoknacks). Was hat das für einen
Sinn? Der Einzelne wird durch die Gruppe, die gemeinsam stärker ist,
geschützt und er kann die Vorzüge der Arbeitsteilung nutzen.
Gruppenmitgleider verhalten sich untereinander ganz anders, als
gegnüber Gruppenfremden. (So auch das "Fremdeln" von kleinen Babies.
Es ist angeboren.)Auf Fremde reagiert man skeptisch und versucht ihre
Vertrauenswürdigkeit einzuschätzen. Denn die guten Absichten, die sie
vorgeben, könnten ja gelogen sein (nur der Mensch kann lügen. Darüber
gab es hier letztens einen Artikel). Das macht es komplizierter und
erfordert eine hohe soziale Kompetenz.
Kleine Kinder können lange nicht ohne den Schutz von Erwachsenen
überleben. Was nützt es also dem Überleben der Art, wenn Männer ihren
freien "Trieb" ausleben, aber weder wissen, ob ihr Samen, den sie
verteilen möchten, wirklich auf fruchtbaren Boden fällt, noch dafür
Sorge tragen, dass die Frucht auch aufgeht und sich entwickelt? Er
kann genausogut ornanieren! Für Herdentiere ist es eben angesagt, die
Jungen zu schützen und nicht einfach Sex und auf und davon, wie es
einige Männer praktizieren und dabei sind es nicht die Frauen, die
beschützt werden sollen, sondern die Nachkommen (Was aber natürlich
impliziert, dass man schwangere Frauen auch beschützen muss) Frauen
ohne Kinder können sich auch im Tierreich sehr gut alleine schützen.
(Also versuchen auch nicht die Frauen, die Männer an sich zu binden,
sondern es ist die Verantwortung für die Nachkommen. Das erklärt auch
wieder die Geschichte mit den Vätern und dem Testosteron. Der Körper
des Mannes stellt sich offensichtlich auf die Beschützerrolle ein und
reduziert die Lust nach neuen sexuellen Abenteuern). Das verflixte
siebte Jahr: In früheren Stadien der Menschwerdung waren vermutlich
die Kinder etwa mit sieben Jahren flügge. Das wird oft als Erklärung
für die häufigen Ehescheidungen im siebten Jahr angeführt.
Innerhalb der Sippe herrscht Zusammenhalt und die Sippe wird von
Fremden abgeschottet. Läßt man Fremde zwecks Erbgutvermischung in die
Sippe hinein, ist es immer ein Risiko. (Vielleicht haben deshalb
manche Menschen Angst vor der Vermischung mit Ausländern. Sie
fürchten vielleicht eine Unterwanderung und Übernahme ihrer Gruppe
durch eine andere Sippe). Der Sippenzwang kann soweit gehen, dass man
(z.B. im Krieg) einige Mitglieder opfert, damit die Sippe überlebt.
Je höher die Position in einer Sippe, um so besser geht es einem und
in den Krieg wird auch nur das "unbedeutende" Fußvolk geschickt. Also
ist der Grund, dass man als Führer, mehr Sex haben kann, nicht der
einzige Grund, der ja auch gar nicht immer zutrifft. Das Leittier
bekommt auch immer zuerst den größten Brocken Fleisch und wird
beschützt. Wenn die schwangere Leitwölfin durch die Schwangerschaft
"schwach" ist, wird sie sicher in dieser Zeit nicht mit
Positionrangeleien belästigt. Noch extremer ist es bei der
Bienenkönigin. Der gesamte Hofstaat kümmert sich nur um sie!
Wenn nur die Leitwölfin Junge werfen darf, dann muss sich das ganze
Rudel darum kümmern, dass diese auch sicher heranwachsen, denn nur
mit Vermehrung allein ist es aben nicht getan. Diese Reglementierung
(also Verbot für Sex aller anderen Weibchen), sichert also das
Überleben der Sippe und wenn die Sippe sicher ist, ist auch der
Einzelne gut aufgehoben. Das Überleben der Gruppe wird also über die
sexuelle Freiheit des einzelnen Mitgliedes gestellt und so erklären
sich auch moralische Kontrollen bei Menschen. Sie sind grundsätzlich
sinnvoll, aber führen ins Gegenteil, wenn sie derart krass sind, dass
es bei Menschen zu Psychoschäden führt, wie bei der Moral der Kirche.
(Die Kirche hat es allerdings tatsächlich geschafft, die kleinen
Fürstentümer zu einem großen Kaiserreich zu einen, indem sie
verbindliche Regeln für alle aufgestellt hat. Sie hat also die Sippe
vergrößert und damit nach außen hin stärker gemacht. Nach innen
werden allerdinge, je größer die Gruppe ist, die
Vertrauensverhältnisse um so schwammiger und unstabiler)
Menschen haben komplexere Sozialgefüge. Sie gehören nicht nur einer
Gruppe an. Die Gruppe der Arbeitskollegen, die Familie, der
Freundeskreis. In jeder Gruppe kann ein Mensch eine andere Position
bekleiden. Das hängt auch wieder mit der Flexibilität zusammen und
bietet natürlich arbeitsteilig Vorteile. Kein Tier ist gleichzeitig
Mitglied verschiedener Gruppen, auch das erfordert eine besonders
hohe soziale Intelligenz.
Wie kann ein Mensch ohne seine Kultur und Sippe überleben? Ich schlug
dir schonmal vor, einen nackten Menschen mit unzureichender
Gehirnleistung in der Wildnis auszusetzen. Der wird nicht lange
überleben. Die fehlenden Instinkte und die miese Körperausstattung
konnte der Mensch nur mit seiner Gehirnleistung überwinden und alle
Regeln und Erkenntnisse, die diese Gehirnleistung erbringt, nennt man
Kultur. Unser Gehirn funktioniert einfach anders. Während Tiere auf
vorgegebene Reize in vorgegebener Weise reagieren, gleichen Menschen
die wahrgenommenen Reize mit ihren schon vorhandenen und mit
Erlerntem gefüllten, Gehirnspuren ab. Sie wissen dann, wie sie auf
Bekanntes reagieren können. Unbekanntes vergleicht das Gehirn mit
Bekanntem und ordnet es entsprechend ein. Dabei erlaubt die
menschliche Datenbank es allerdings, dass eine Begebenheit in
verschiedene "Ordner" abgelegt werden kann. Es sind also jede Menge
assoziative Verknüpfungen möglich. Es werden aber weniger "Daten"
gespeichert, als Bedeutungen, da die Informationen in ihrer Bedeutung
gemerkt werden. Die Information "Ein handgroßes, rotes Ding" wird
nicht gespeichert, sondern ledigtlich die Bedeutung "Ein Apfel". Auf
diese Art der Zuordnungen lernen Kinder auch sprechen, aber auch das
Erkennen von bildlich oder akustisch Wahrgenommenen. So wird auch ein
gesehener Büstenhalter nicht erst nach seiner Bedeutung analysiert,
sondern das Gehirn hat ihn bereits in seiner Bedeutung als sexuellen
Reiz gespeichert, wenn man es gelernt hat, diesen Gegenstand dem
Ordner "sexuelle Reize" zuzuweisen. Gleichzeitig befindet er sich
aber sicher auch im Ordner "Kleidungststücke". Es kommt also noch
darauf an, in welchem Zusammenhang er mir präsentiert wird. Als
Büstenhalterverkäufer ist er Kleidungsstück. Derselbe BH kann aber in
einem anderen Zusammenhang gesehen, nämlich wenn der Vertreter sich
z.B. vorstellt, seine Freundin hätte ihn an, auch ein sexueller Reiz
sein. Diese Erkenntnisse findest du unter dem Schlagwort "Kognitive
Psychologie". Auch die Lernforschung wird dort behandelt.
Sorry, wenn ich hier nun wieder "klugscheißere", aber ich denke, man
muss erst mal wissen, wie die Kultur und die soziale Gruppe überhaupt
funktionieren, um entscheiden zu können, wie wichtig sie sind. Wenn
du mal Lust hast, dich mit diesen Dingen zu befassen, dann findest du
dazu sicher genug im Internet. Ich denke, es würde deine Meinung zur
Wichtigkeit von Kultur und Lernen ändern und damit auch deine Meinung
zu deren Stellung für das menschliche Leben. Auch über das
Sippenverhalten von Menschen gibt es sehr aufschlußreiche
Untersuchungen. Hier wird dann klar, dass der Sexueltrieb nicht ohne
Grund kulturell "überlagert" ist, dass er gar nicht überlagert ist,
sondern Kultur und Sippe Voraussetzung für das menschliche Überleben.
Viele Grüße
Marlene
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