Marlene schrieb am 30. August 2002 15:15
> In jeder dieser
> Gruppen herrschen andere Regeln und überhaupt leiden viele Menschen
> an Orientierungslosigkeit, weil es keine verbindlichen Regeln gibt.
das versuchen konservative politiker uns glauben zu machen.
aber ich glaube, es ist genau das gegenteil der fall:
nicht "zuwenig verbindliche regeln", sondern "zuviele, sich zt.
widersprechende regeln, die alle einen anspruch auf gueltigkeit
erheben".
> Das erfordert nämlich eine weitaus höhere Sozialkompetenz, sich in
> diesem Wust von Regeln, Werten und Sozialbeziehungen zurecht zu
> finden.
aeh, ja.
> kommen die Menschen mit
> diesem hohen Anpsruch an die soziale Kompetenz in unserer
> Zivilisation gut klar. Bei ungünstigen Vorraussetzungen scheitern sie
> am Leben.
..."glueck"...
das ist in unserer kultur nun wiederum eher eine frage des einkommens
und der zuverlaessigkeit gewisser verdraengungsmechanismen.
siehe frau riefenstahl, die nicht etwa mit ende 60 an den folgen
von heftigen schuldgefuehlen und alkohol gestorben ist.
(sondern sich wohl weiterhin erfolgreich selbst beluegt)
(ja, natuerlich kann mensch auch richtig gluecklich sein, das ist
aber imho recht selten...)
> Es kommt darauf an, welche Grundeinstellung man zu sich und
> den anderen gewinnt, inwieweit man sich selber und die Mitmenschen
> grundsätzlich in Ordnung findet.
och, man kann auch drogen nehmen... (siehe herrn huxleys bekannten
roman)
> Ganz einfach: Alle
> Maßnahmen, wo sich andere um diese von der Gesellschaft
> ausgeschlossenen ernsthaft und ehrlich kümmern.
keine frage! aber das problem hierbei dreht sich auch mal
wieder um das hin und her kleiner bedruckter papierscheine...
> Attraktivität hat nur wenig mit Schönheit zu tun.
attraktive menschen sind schoen. umgekehrt nicht immer,
das mag sein. und das ist auch individuell ganz verschieden.
> (Ist Jean Paul Belmondo etwas
> schön?).
weiss nicht, nicht so mein fall ;-)
manche wissenschaftler meinen, schoenheit hat etwas mit
ebenmaessigkeit zu tun, in gewisser weise mit durchschnittlichkeit,
der exakten entsprechung von regeln.
ich denke eher: (wahre) schoenheit resultiert aus gelungenen
verstoessen
gegen eben diese regeln...
> Es gibt viele
> Täuschungsmanöver.
ja, fast unsere gesammte gesellschaft (und wirtschaft) "funktioniert"
so...
> Je mehr ein Mensch mit sich und seiner Umwelt grundsätzlich im
> Einklang ist, um so abwägiger finden er es, zu einer fremden
> Prostituierten zu gehen, die selber kaum Erotik dabei empfindet, aber
> ihren Job versteht es vorzutäuschen, (vielleicht findet sie den
> Kunden regelrecht widerwertig, weil er eben gar nicht attraktiv ist,
> aber sie läßt es sich nicht anmerken)
so ist das in unserer vom geld bestimmten welt nunmal.
die bedienung inner kneipe fliegt sogar
raus wenn sie nicht freundlich ist, obwohl sie sich garnicht
danach fuehlt. showbizz. und bedingt ist das ja auch sinnvoll.
mein lieblingsbeispiel altenpfleger: sinnvoll (wirst du wohl nicht
bestreiten wollen), auch eine folge von zivilisation, kapitalismus
und massengesellschaft (statt sich um die alten zu kuemmern,
muessen/wollen die leute karriere machen), und nicht unbedingt
angenehm. (also ich waere lieber "callboy" als altenpfleger. nicht
wegen irgendwelcher ekelvorstellungen, sondern weil ich es wohl
nicht gut ertragen koennte jeden tag mit dem zwangslaeufigen
verfall konfrontiert zu sein).
ansonsten trifft das was du oben gesagt hast aber auch auf viele
ehe-frauen/lebensabschnittpartnerinnen zu. quasi prostitution
im abo. ;-)
> und über die schon vorher fünf
> andere Kunden rübergerutscht sind. Es gibt genug Männer, die es
> vielleicht mal probiert haben, aber es schlichtweg ekelhaft finden.
ja, warum nicht.
> Welche Männer gehen ins Bordell? Das sind die mit den verschieden
> gearteten sozialkompetenten Defiziten:
>
> 1. der schüchterne, unansehnliche Typ, der sich nicht traut, Frauen
> anzusprechen und auch nicht angesprochen wird.
>
> 2. Der Machtmensch, der es richtig findet, sich in allen Lebenslagen
> bedienen zu lassen (Was kostet die Welt?)
>
> 3. Der mit dem begrenztem Horizont, der deshalb hingeht, weil seine
> Kumpels es auch tun und es so üblich ist.....
>
> u.s.w.
zb. der mit einem sex-defizit.
> Alle anderen (ausgenommen die wirklich sehr wenigen, die so häßlich
> verwachsen sind, dass sie keine Chance haben), finden normalerweise
> im normalen Sozialgefüge ihre sexuellen Bedürfnisse befriedigt.
70 prozent sagen von sich dass dem nicht so sei.
> Je
> anonymer die Gesellschft, je weniger man sich umeinander kümmert (je
> weniger Verantwortung sie füreinander übernehmen), je verworrener die
> Regeln, um so größer die Schwierigkeiten im Miteinander und die
> psychischen Krankheiten, die nicht umsonst Zivilisationskrankheiten
> genannt werden.
ja.
> Es ist nicht nur ein nettes Goodie, sondern Menschen müssen sich die
> Welt und ihre Handlungsgrundlagen so erschließen. Erkläre mir, wieso
> alle Menschen Welterklärungen haben (s.o.)
warum resultiert aus dem vorhandensein von welterklaerungen das
"wichtiger als alles andere"-sein von kultur?
bis denn!
martin
> In jeder dieser
> Gruppen herrschen andere Regeln und überhaupt leiden viele Menschen
> an Orientierungslosigkeit, weil es keine verbindlichen Regeln gibt.
das versuchen konservative politiker uns glauben zu machen.
aber ich glaube, es ist genau das gegenteil der fall:
nicht "zuwenig verbindliche regeln", sondern "zuviele, sich zt.
widersprechende regeln, die alle einen anspruch auf gueltigkeit
erheben".
> Das erfordert nämlich eine weitaus höhere Sozialkompetenz, sich in
> diesem Wust von Regeln, Werten und Sozialbeziehungen zurecht zu
> finden.
aeh, ja.
> kommen die Menschen mit
> diesem hohen Anpsruch an die soziale Kompetenz in unserer
> Zivilisation gut klar. Bei ungünstigen Vorraussetzungen scheitern sie
> am Leben.
..."glueck"...
das ist in unserer kultur nun wiederum eher eine frage des einkommens
und der zuverlaessigkeit gewisser verdraengungsmechanismen.
siehe frau riefenstahl, die nicht etwa mit ende 60 an den folgen
von heftigen schuldgefuehlen und alkohol gestorben ist.
(sondern sich wohl weiterhin erfolgreich selbst beluegt)
(ja, natuerlich kann mensch auch richtig gluecklich sein, das ist
aber imho recht selten...)
> Es kommt darauf an, welche Grundeinstellung man zu sich und
> den anderen gewinnt, inwieweit man sich selber und die Mitmenschen
> grundsätzlich in Ordnung findet.
och, man kann auch drogen nehmen... (siehe herrn huxleys bekannten
roman)
> Ganz einfach: Alle
> Maßnahmen, wo sich andere um diese von der Gesellschaft
> ausgeschlossenen ernsthaft und ehrlich kümmern.
keine frage! aber das problem hierbei dreht sich auch mal
wieder um das hin und her kleiner bedruckter papierscheine...
> Attraktivität hat nur wenig mit Schönheit zu tun.
attraktive menschen sind schoen. umgekehrt nicht immer,
das mag sein. und das ist auch individuell ganz verschieden.
> (Ist Jean Paul Belmondo etwas
> schön?).
weiss nicht, nicht so mein fall ;-)
manche wissenschaftler meinen, schoenheit hat etwas mit
ebenmaessigkeit zu tun, in gewisser weise mit durchschnittlichkeit,
der exakten entsprechung von regeln.
ich denke eher: (wahre) schoenheit resultiert aus gelungenen
verstoessen
gegen eben diese regeln...
> Es gibt viele
> Täuschungsmanöver.
ja, fast unsere gesammte gesellschaft (und wirtschaft) "funktioniert"
so...
> Je mehr ein Mensch mit sich und seiner Umwelt grundsätzlich im
> Einklang ist, um so abwägiger finden er es, zu einer fremden
> Prostituierten zu gehen, die selber kaum Erotik dabei empfindet, aber
> ihren Job versteht es vorzutäuschen, (vielleicht findet sie den
> Kunden regelrecht widerwertig, weil er eben gar nicht attraktiv ist,
> aber sie läßt es sich nicht anmerken)
so ist das in unserer vom geld bestimmten welt nunmal.
die bedienung inner kneipe fliegt sogar
raus wenn sie nicht freundlich ist, obwohl sie sich garnicht
danach fuehlt. showbizz. und bedingt ist das ja auch sinnvoll.
mein lieblingsbeispiel altenpfleger: sinnvoll (wirst du wohl nicht
bestreiten wollen), auch eine folge von zivilisation, kapitalismus
und massengesellschaft (statt sich um die alten zu kuemmern,
muessen/wollen die leute karriere machen), und nicht unbedingt
angenehm. (also ich waere lieber "callboy" als altenpfleger. nicht
wegen irgendwelcher ekelvorstellungen, sondern weil ich es wohl
nicht gut ertragen koennte jeden tag mit dem zwangslaeufigen
verfall konfrontiert zu sein).
ansonsten trifft das was du oben gesagt hast aber auch auf viele
ehe-frauen/lebensabschnittpartnerinnen zu. quasi prostitution
im abo. ;-)
> und über die schon vorher fünf
> andere Kunden rübergerutscht sind. Es gibt genug Männer, die es
> vielleicht mal probiert haben, aber es schlichtweg ekelhaft finden.
ja, warum nicht.
> Welche Männer gehen ins Bordell? Das sind die mit den verschieden
> gearteten sozialkompetenten Defiziten:
>
> 1. der schüchterne, unansehnliche Typ, der sich nicht traut, Frauen
> anzusprechen und auch nicht angesprochen wird.
>
> 2. Der Machtmensch, der es richtig findet, sich in allen Lebenslagen
> bedienen zu lassen (Was kostet die Welt?)
>
> 3. Der mit dem begrenztem Horizont, der deshalb hingeht, weil seine
> Kumpels es auch tun und es so üblich ist.....
>
> u.s.w.
zb. der mit einem sex-defizit.
> Alle anderen (ausgenommen die wirklich sehr wenigen, die so häßlich
> verwachsen sind, dass sie keine Chance haben), finden normalerweise
> im normalen Sozialgefüge ihre sexuellen Bedürfnisse befriedigt.
70 prozent sagen von sich dass dem nicht so sei.
> Je
> anonymer die Gesellschft, je weniger man sich umeinander kümmert (je
> weniger Verantwortung sie füreinander übernehmen), je verworrener die
> Regeln, um so größer die Schwierigkeiten im Miteinander und die
> psychischen Krankheiten, die nicht umsonst Zivilisationskrankheiten
> genannt werden.
ja.
> Es ist nicht nur ein nettes Goodie, sondern Menschen müssen sich die
> Welt und ihre Handlungsgrundlagen so erschließen. Erkläre mir, wieso
> alle Menschen Welterklärungen haben (s.o.)
warum resultiert aus dem vorhandensein von welterklaerungen das
"wichtiger als alles andere"-sein von kultur?
bis denn!
martin