Porcupine17 schrieb am 31.01.2017 15:57:
Und beide Seiten scheinen mehr darauf versessen zu sein rechthaberisch auf ihren Positionen zu verharren als gemeinsam gegen Merkel Front zu machen.
Wenn man in dem Zusammenhang von "beide Seiten" spricht, dann sollte man nicht vergessen, dass die "Schröder Seite" das offizielle Narrativ geworden ist, und dieses bis heute als objektiv gültige Geschichte für sich in Anspruch nimmt. Und zwar nicht nur innerhalb der SPD, sondern diese Version ist auch State of the Art bei CDU/CSU und den Grünen. Wenn man von dieser Seite spricht, dann beschreibt das die neoliberale Einheitsfront die mit diesem Narrativ nach dem Jahrtausendwechsel Politik gemacht hat und bis heute bestimmt, wie "realistische Politik" auszusehen hat. Realistisch bedeutet in dem Fall eben auch "richtig" das "Recht auf unserer Seite". das ist rechthaberisch.
Und die Aussage von der Rechthaberei hinkt auch deswegen, weil es nach wie vor so ist, dass die Analysen von Oskar Lafontaine zur Deregulierung der Finanzmärkte und zum Lohndumping ausgewiesenermaßen das verursacht haben, was er vorausgesagt hat, aber diejenigen, die diese Politik betrieben haben sie nach wie vor betreiben und auch heute noch auf deren Qualität, deren "Rechtmäßigkeit" sozusagen bestehen. Auch das ist rechthaberisch.
Gerade bei Lafontaine habe ich das Gefühl er versucht nachträglich wett zu machen das er 1999 als Parteivorsitzender einfach zurücktrat und sich erst mal ins Privatleben zurückzog anstatt den Kampf gegen Schröder aufzunehmen.
Das ist perfide. Weil es auf die Diffamierungen aufsetzt, die zu den Kampagnen gehört haben, mit denen die "Sieger" dieser politischen Auseinandersetzung damals reagiert haben und immer noch versuchen zu reagieren. Welche Chance hätte er denn gehabt gegen diesen neoliberalen Beton, gerade wenn man sich die historische Entwicklung des politischen Einheitsbreis seit 1999 vor Augen hält? Da ging über Jahre nichts anderes als das, was dann auch zu Hartz IV, der Bankenkrise und der Osterweiterung geführt hat. Und jeder der da nicht miggemacht hat, war bestenfalls ein Utopist. Faktisch wurde man allerdings dafür den Medien dafür verspottet und diffamiert. Mit einer Wucht, die sich zum Beispiel an der Kampagne gegen Wulff nachvollziehen lässt.
Vermutlich wird eine pragmatische Kooperation SPD-Linkspartei erst möglich sein wenn diese Generation abgetreten ist, so in etwa 4-8 Jahren. Solange dürfte Merkel relativ wenig von Rot-Rot-Grün zu befürchten haben...
Das sehe ich ähnlich. Aber der Grund dafür ist weniger bei Oskar Lafontaine zu suchen, der sich ja im Gegensatz zu SPD seitdem bewegt und eine ganz neue politische Basis erschlossen hat. Der Grund ist der gleiche, der auch bei anderen sozialdemokratischen Parteien Europas, der PS ind Frankreich oder der PSOE in Spanien dazu geführt hat, dass diese den sozialen Fortschitt, heute nur noch ausbremsen können und intern praktisch kaum erneuerungsfähig zu sein scheinen. Die hinken hinterher. Jemand wie Oskar Lafontaine hat die Erneuerung bereits hinter sich gebracht.