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  • Carl_F_G.

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Re: Totgeschützt - nicht totgespritzt

Robinius schrieb am 23.10.2017 08:06:

Als ob 200m für Insekten wirklich eine Rolle spielen...;-)
Ich sehe bei der Grafik keine relevanten Änderungen, vor allem, wenn man nicht weiß was "Other" bedeuten soll......

Also der 200 m Umkreis wurde von den Studienautoren gewählt. Offensichtlich haben sie diesen für sinnvoll gehalten. Unter "Other" dürfte aufgrund der Lage bei Schutzgebieten im wesentlichen Naturschutzflächen zu verstehen sein. aufschlussreich ist aber die Graphik darunter die den Artenrückgang in dem Gebiet zeigt.

Mein Vater ist über 80 und ein Naturfreund.
Er erzählt schon lange von den beobachteten Veränderungen in einer Landschaft, wo es in den letzten Jahren nur einen Trend gab:
Bauernsterben, Industrialisierung der Landwirtschaft trotz vieler naturnaher Gebiete (Flussauen etc.), Biogaserzeugung, Zunahme von Massentierhaltung.

Bauernsterben: ja. Industrialisierung: Ja, dabei allerdings auf Aufgabe von Grenzertragsstandorten (Aufforstung oder Naturschutzflächen). Wegfall von Kahlflächen wie Truppenübungsplätzen, Steinbrüche ... die gerade für die Insektenentwicklung von großer Bedeutung sind.
vgl. http://www.kunz.hhu.de/fileadmin/redaktion/Fakultaeten/Mathematisch-Naturwissenschaftliche_Fakultaet/Biologie/Institute/weitere_und_ehemalige_Dozenten/Prof._Dr._Kunz/dokumente/Full_Texte/Aktuelles/Molfsee2017_Vortrag.ppt

Zunahme der Massentierhaltung: Nein. Es werden insgesamt weniger Tiere gehalten, aber in weit weniger Beständen und lokal stärker konzentriert.
Aber mit der Abnahme der Viehaltung hat auch die biologische Vielfalt abgenommen. z.B. wird seit der Abschaffung der Rinder auch kein Klee etc. mehr angebaut. Nicht Standardkulturen, welche eine Bereicherung für die Fauna wären, scheitern daran, dass dafür praktisch keinerlei Pflanzenschutzmittel zugelassen sind. Zwischenfrüchte dürfen, aufgrund von EU-Vorschriften, in der Regel nicht vor den 15. Juli ausgesät werden (Im Rahmen von Öko-Ausgleichflächen), auch wenn Insekten von einer früheren Aussaat profitieren würden.

Man sieht: Weniger Insekten, weniger Vögel - vor allem das Verschwinden einiger Arten, geringere Wildblumenvielfalt. Immer mehr Gülle....

Nein, es wird nicht mehr Gülle ausgebracht (da auch nicht mehr Tiere). Nur war dies früher über das ganze Jahr verteilt. z.B. als meine Eltern noch Viehaltung hatten reichte das Lager gerade vier Monate. Da wurde dann auch im Herbst und im Winter gegüllt.
Aufgrund der Schutzvorschriften (Nitrat) erfolgt dies halt jetzt konzentriert im Frühjahr, Und die, jetzt vorgeschriebene sofortige Einabrbeitung ist auch gut gegen die Ammonikemmissionen, aber schlecht für die Insekten.

Ich wohne selbst auf dem Land. Die Landschaft ist von Maisfeldern geprägt. Überschwemmungen haben zugenommen. Die Spritzfrequenz auf den Äckern ist phänomenal. Die großen Güllemengen werden vor allem vor Gewittern ausgebracht, damit diese direkt in unsere Flüsse abtransportiert werden.

Wenn Abschwemmung ausgeschlossen ist ist eine Güllegabe vor dem Regen optimal, da dies die Ammoniakemmisonen reduziert.
Spritzfrequenz: Teilweise wird auch die Düngung mit der Spritze durchgeführt (Flüssigdüngung). Mais hat übrigens die niedrigste Spritzfrequenz. Meist nur einmal Herbizid.

Der Druck auf die Industriebauern ist schon extrem, immer größere Ställe, weil es immer weniger Geld für Fleisch und Milch gibt. Immer mehr Intensivierung, sonst reicht der Ertrag nicht, um sie in Tiermägen sinnlos zu vernichten.
....

Also der Düngeeinsatz hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht erhöht. Auch der Pflanzenschutzeinsatz ist ähnlich geblieben (mit jährlichen Schwankungen - von Witterung abhängig). Woran machst Du die Intensivierung fest?
Größere Flächen und größere Maschinen? Trifft sicherlich zu. Und gerade ersteres wirkt sich negativ auf die Fauna aus (Reduzierung der Vegetationsvielfalt auf kleinen Raum). Das hat sicher negativen Einfluss, ist aber keine Intensivierung im eigentlichen Sinn.

Was heißt eigentlich -"in Tiermägen sinnlos zu vernichten". Dem widerspricht gerade auch die Steigerung der Fütterungseffizienz in der Tierhaltung. Oder wie möchtest Du gerade Grünland sonst sinnvoll nutzen? Selbst ins Gras beißen oder umbrechen, weil man so mehr Flächen für Bioäcker hat?

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