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  • bbirke

mehr als 1000 Beiträge seit 22.12.2004

Vergleich mit Amoklauf in Winnenden

Aus Trauer entsteht allzu oft natürlicherweise Wut. Deswegen dürfte es mehr als zweifelhaft sein, dass mit der Feier irgendeine berechtigte Kritik zum Schweigen gebracht werden kann. Bei Corona ist dagegen mittlerweile eher Gewöhnung eingetreten, Meldungen über hunderte bis tausende Tote täglich oder mal wieder ein Dutzend Tote in einem Altenheim werden kaum noch bewusst wahrgenommen (wobei letzteres wegen der Impfungen selten geworden ist).

Man vergleiche es mit den staatlichen Trauerfeiern nach Schulamokläufen wie in Winnenden: das waren spektakuläre Ereignisse, obwohl entsprechende Opferzahlen bei Covid-19 heute kaum noch beachtet werden. Vor allem gab es da aber keine brauchbaren Ansatzpunkte für Kritik. Dass jemand durchdreht und so etwas tut, ist in aggressiven, Verlierer produzierenden Gesellschaften nur folgerichtig. Es gibt keine sinnvollen und angemessenen Konsequenzen aus solchen Taten, außer abschließbaren Klassenräumen und Amok-Übungen für Schulen und Polizei. Die Trauerveranstaltungen, sofern nicht nur für Freunde und Angehörige der Toten, hatten auch den Effekt, sinnlosen Verboten und Gängeleien Vorschub zu leisten, bzw. den Widerstand dagegen zu erschweren. Sie nützten den Schreihälsen, die damit allen schaden, um sich selbst als "harte Durchgreifer" hinzustellen. Man musste schon Mut zum Widerspruch haben, dass da nicht "einfach irgendwas getan werden muss".

Dennoch hatte sich bei Winnenden ein gewisses Maß an Vernunft eingestellt, so dass blindwütiges Geschrei nach immer schärferen Gesetzen, nach gemeinschädlichen Ersatzbefriedigungen wie den immer gleichen Verboten und Zensurmaßnahmen gegen Unterhaltungsmedien, auf Widerspruch stieß. Leider nicht vollständig, aber immerhin.

Was bei Winnenden allerdings die Krone im negativem Sinn darstellt, war der Versuch, die Kosten für den Politikerzirkus dem -wohlhabenden- Vater des Amokläufers reinzudrücken. Dass man sich nach Schulamokläufen in Sippenhaft an den Familien der Täter übt, war schon nach dem Columbine-Massaker 1999 in den USA so; in Winnenden ist diese Niederträchtigkeit auch nach Deutschland gekommen.

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