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mehr als 1000 Beiträge seit 01.12.2023

Die Zahl des "Benchmarks" ist interessant.

Vor einiger Zeit meine ich mal gelesen zu haben, wie sich Verlustzahlen einer im Krieg befindlichen Armee zusammensetzen. Vielleicht war es annähernd 1:1 - auf jeden Gefallenen kommt ein Versehrter. Vielleicht ist es sogar 1:2 und es gibt zwei Versehrte je Gefallenen. Ich weiß es leider nicht genau und kann Google die Frage nicht so formulieren, dass ich belastbare Zahlen bekomme. Weiß jemand mehr?

Nehmen wir mal an, es gilt grob das Verhältnis 1:1, dann stehen die 1000 verwundeten Soldaten am Tag für 1000 weitere gefallene Soldaten. Das sind 2000 Verluste pro Tag, welche hier kalkuliert werden - und der Blick wandert Richtung Ukraine-Krieg. Hier werden für die Russen mit bis zu 1000 Mann Verlust pro Tag kalkuliert, was aber kaum stimmen kann, denn sonst hätte Russland ja über 800.000 Mann seit Kriegsbeginn eingebüßt. Auch die Ukrainer haben im Abwehrkampf deutlich weniger Mann eingebüßt, als 1000 pro Tag. Belastbare Zahlen gibt es natürlich nicht, beide Kriegsparteien geben nur Propagandazahlen aus und die Geheimdienste "schätzen" auch blos ins Dunkle hinein.

Nur mal das ins richtige Licht zu rücken: die Bundeswehr ist ca. 180.000 Männer und Frauen stark. Wenn jeder einzelne davon für den Kampfeinsatz verwendet werden könnte, wäre nach 90 Tagen die Armee komplett aufgerieben: 1000 Verwundete und 1000 Gefallene am Tag gibt eben genau diese Zahl heraus. Aber natürlich kämpft nicht jeder Soldat, sondern die Mehrheit ist in Logistik, Versorgung und Instanthaltung eingesetzt, als Funker, Sani oder für die Verpflegung im Einsatz. Ich meine, dass nur rund 10% der Soldaten tatsächlich im Fronteinsatz landen (18.000 Mann), wenn's Hart auf Hart kommt, vielleicht auch das Dreifache (54.000 Mann). Nach 9 bis 27 Tagen wären die dann aber aufgerieben.

In der Zeit bildet man aber keine neuen Kampftruppen aus. Selbst die Notausbildung dürfte einige Wochen betragen, sofern man die Rekruten in der Zeit in Form bekommen kann. Es hat schon seinen Grund, warum damals der Grundwehrdienst mit 9 Monaten von vielen Offizieren als "zu kurz" bezeichnet wurde, weil viel mehr als die infanteristische Grundausbildung nicht drrin war, Spezialisierungen kaum möglich und auch nicht kosteneffektiv. Lassen wir mal die 9 Monate stehen, bräuchte man Vorlauf von eben mindestens 9 Monaten bei der kämpfenden Truppe. Das wären dann 540.000 Mann. Die wiederum stellen aber nur etwa 30% der Gesamtarmee dar (siehe Überlegungen oben), welches dann mindestens 1,8 Millionen Mann stark sein müsste.

Wo liegt also mein Rechenfehler angesichts dieser horrenden Zahlen?
Oder liegt eher der Rechenfehler bei Lauterbach? Woher kommt die Idee, 1000 Verwundete am Tag versorgen zu müssen? Sind das nur militärische Verluste oder wie hoch wird der Anteil verletzter Zivilisten in einem militärischen Schlagabtausch eingeschätzt? Wurde berücksichtigt, wie lange ein Verwundeter bzw. Verletzter mit Granatsplitter oder Kugel im Körper liegen darf, bevor er das Bett freimachen muss? Aus 1000 Verwundeten am Tag werden halt 30.000 im Monat, das ist auch zugleich die Zahl, die an Betten bereitstehen muss, wenn ein Verwundeter einen Monat lang versorgt werden muss.

Sollte wirklich der Krieg über dieses unsere Land hereinbrechen, sind wir nicht drauf vorbereitet. Da helfen keine Zahlenspielereien was. Laut Aussagen aus der Politik soll aber in fünf Jahren das Land "kriegsbereit" gemacht werden - und bei den 1000 Verwundeten am Tag sprechen wir halt von einem Millionenheer, was im Vorfeld aufgestellt werden will. 1,8 Millionen ist ja eher die untere Anzahl, die hier impliziert wird. Vermutlich ist die Zielmarke aber eher bei rund 3 bis 4 Millionen Männer und Frauen unter Waffen anzusetzen.

Darf ich jetzt besorgt sein, welchen Kurs dieses Land einschlagen will?

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