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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Macron ist, wie ein Politiker sein sollte

Doch Emmanuel Macron hatte sich für den Angriff als die beste Verteidigung entschieden. Er hatte Le Pens Wahlvorschläge genau studiert und attackierte in offensiver Weise, doch dabei konstruktiv wirkend – er gab ihren Bemerkungen dort, wo es sich um Zustandsbeschreibungen von Problemen hielt, des Öfteren ostentativ Recht - und einen allzu aggressiven Eindruck vermeidend, die Inkohärenz ihres Programms.

Das ist in der Politik, wie beim Gesang. Mache Sänger verstehen, was die dort singen, andere können nur die richtigen Laute rausbringen.
Manche Politiker brauchen ein Team im Hintergrund, dass die Sachstellen beim Gegner analysiert und dann dem Spitzenmann der Spitzenfrau ein Hämmerchen in die Hand gibt, mit der die dann versucht einen Punkt zu machen.
Der Macron hat sich die Machwerke und Taten von Le Pen am Abend vorher durchgelesen, wenn er die nicht sowieso auf dem Schirm hatte. Den kann man auch unvorbereitet in eine Fachtagung werfen, ohne das der untergeht.

Die Le Pen ist das komplette Gegenteil: Eine Populistin, die mit Stimmungslagen hantiert, um an die Macht zu kommen. Ein Konzept ist nicht dahinter.
Hier zwei Bonbons, die sich Le Pen geleistet hatte:
-Sie will sofort aus dem europäischen Energiemarkt raus.
- Sie will sofort alle Windkraftanlagen stilllegen lassen.
- Das große Energiedefizit will sie dann mit dem Wiederanfahren des Uraltmeilers Fessenheim kompensieren.
Weder funktioniert die Sache mit dem Strombedarf in Frankreich, noch hat sie verraten, woher sie die Entschädigungen finanzieren will.

- Wer in Frankreich arbeitet, der soll auch dort seine Steuern zahlen. (Nach Entsenderichtlinie bzw. dem Doppelbesteuerungsabkommen, zahlen die Leute an ihrem Wohnort die Steuern.)
Der Macron machte Madam darauf aufmerksam, dass mehr Franzosen von diesem Modell profitieren, als es besagte Ausländer gibt, die woanders ihre Steuern zahlen.

Und diese ganze Sache zog locker durch viele Themen. Weder kann eine Le Pen ungleiche Verträge in der EU machen. (Gemeinsames Haus.) Noch kann ein Frankreich gleichzeitig auf mehr Autonomie machen und enger mit den frankophonen Ländern in Afrika kooperieren.

Und was ein Europa der "Vaterländer" ja konkret bedeutet, können wir ja alle in der Ukraine beobachten. Der Putin betrachtet den Großteil der Ukraine als Teil seines Vaterlandes, während die große Mehrheit der Ukrainer eine etwas andere Meinung dazu hat.

Interessant ist hier auch das unterschiedliche Deutschlandbild der Kontrahenden.
Ein Macron sieht immer noch die Bonner Republik, die zusammen mit Frankreich diesen Wohlstand in Europa überhaupt erst möglich gemacht hat.
Für die Le Pen regiert in/mit Berlin wieder die alte Pickelhaube. Der alte Feind, der seine Interessen rücksichtslos mit dem "Stiefel" zu Lasten der Anderen in Europa durchsetzt.

Wenn unsere Blinsen in Berlin nicht langsam begreifen, welche Stunde schlägt und sich die Le Pens in Europa durchsetzen, sitzen wir bei der nächsten Krise in der ersten Reihe und das ganz ohne ARD und ZDF.

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