"Soll doch jeder selbst entscheiden, was ihn glücklich macht", höre ich im Zusammenhang mit den so genannten "Verzichtsdebatten" immer wieder. So soll's sein, aber andererseits ist es nun auch nicht gerade so, als gäbe es keine Glücksforschung. Man kann durchaus Aussagen darüber machen, was Menschen tendenziell glücklich macht und was eher weniger. Und ich finde es schon wichtig, sich mit den Befunden der Glücksforschung zu beschäftigen, denn mit der alten kapitalistischen Formel "Konsum = Glück" kommen wir nicht durch das 21. Jahrhundert. Wobei diese Formel ja auch nicht auf dem Mist des einzelnen Individuums, das sich frei zu entscheiden glaubt, gewachsen ist...
Die gute Nachricht: Es gibt gute Anknüpfungspunkte zwischen Konsumglück und echtem, tragfähigem Glück. Konsum dient der Selbsterweiterung (im ordinärsten Fall als "Schwanzverlängerung"), doch wer (außer der Werbung) sagt eigentlich, dass man das Streben nach Selbsterweiterung nicht auch ohne Konsum und den damit verbundenen Umweltschäden ausleben kann? Kreativ tätig zu sein, etwas aufzubauen, sich sozial zu engagieren, Neues zu entdecken, Fähigkeiten zu erwerben oder auszubauen sind allesamt Dinge, die glücklich machen - weil sie (auch) Formen der Selbsterweiterung sind. Und zwar erheblich nachhaltigere und dauerhaft erfüllerndere als ein neues Auto oder ein neues Smartphone.