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  • Goesser

mehr als 1000 Beiträge seit 31.05.2006

Interessante Analyse über die Lage im Irak nach dem Tod Zarqawis.

Kurzer Auszug:

Eine Regierung, die nur im Hochsicherheitstrakt sicher ist

Dabei lässt sich der Souveränitätsverlust der irakischen Exekutive
nicht allein am Grad ihrer Ohnmacht ermessen, sondern ebenso der
grassierenden Anarchie entnehmen, die davon ausgelöst wird. Ersteres
ließe sich durch einen Abzug der Besatzungsmacht beheben, letzteres
scheint vorerst unumkehrbar.

Insofern argumentieren Präsident Bush und Premier Blair durchaus
richtig, wenn sie einen Rückzug zum jetzigen Zeitpunkt indirekt als
Signal zum Bürgerkrieg deuten. Beide müssen es wissen, haben sie doch
dafür gesorgt, dass der irakische Staat verlor, was für jeden Staat
unverzichtbar ist, um als solcher existieren zu können: ein
durchsetzbares Gewaltmonopol. Es wurde von der Besatzungsmacht außer
Kraft gesetzt, so dass Armeen und Milizen von Parteien, religiösen,
ethnischen und urbanen Gemeinschaften in das entstandene Vakuum
stießen. Soll diese Entwicklung aufgehalten oder gar umgekehrt
werden, muss der irakische Staat wieder die Gewähr dafür bieten, dass
bewaffnete Formationen nicht länger aus Gründen der Notwehr
unentbehrlich sind. Solange ein Bürgerkrieg näher rückt, gelten die
Milizen irakischen Familien, Clans und Stämmen als legitimer Schutz,
um zu überleben. Eine Regierung, die nur im Hochsicherheitstrakt der
Grünen Zone sicher ist, lässt wissen, wie Recht sie haben. Die
Besatzungsmacht taugt allein als Schutzmacht einer irakischen Elite,
nicht der Bevölkerung.

http://www.freitag.de/2006/24/06240701.php
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