Graf_Hosentrick schrieb am 11.04.2017 15:08:
Ich weiss nicht in wie weit dein Leben unter Wohnhochhaus leidet. Das ist sicherlich persönlich, der eine bekommt mehr von der Umwelt mit der andere weniger - ist meine Meinung. Ich kenne kein Wohnhochhaus das schön ist, dazu zählen verschmierte Wände im Eingangsbereich bis hin zu Uringeruch in den ersten Stockwerken.
Alles was ich hier schreibe ist meine Meinung. Ich kann schließlich nicht allgemein gültige Aussagen treffen "wie und wo" sich Menschen wohlfühlen. Die von dir beschriebenen Zustände in Wohnhochhäusern mag es sicher geben (so ein Beispiel kenne ich leider auch), allerdings lässt dies keinen Rückschluss auf ALLE Wohnhochhäuser zu. Wohnhochhäuser sind/waren in Westdeutschland meistens sozialer Wohnungsbau und dieser ist eben (leider) kein Mittelstandsbau. Das ist aber eine Frage der Ausgestaltung. Ich war mal in einem Wohnhochhaus mit Klimaanlage, Fußbodenheizung, Postfach auf der Etage, Schwimmbad...so sind natürlich auch nicht sämtliche Wohnhochhäuser ausgestattet. Es gibt allerdings sehr viele luxuriöse Wohnhochhäuser weltweit (die sind dann auch lärmisoliert ;) ) Hundehalter gab es übrigens viele im Haus - meist ältere Menschen mit entsprechend viel Zeit...das mit dem Grillen und er Musik ist aber (wie im Ausgangspost beschreiben) tatsächlich ein Problem gewesen.
Davon will ich aber gar nicht Anfang - meistens ist das aber in den von dir genannten "Vorteilen" verpackt.
Vielmehr ist es die persönliche Entfaltung die ich als großes Problem sehe was du als "sozialen oder persönlichen Problemen" siehst, denn das bist du schon wenn du gerne Musik hörst oder Grillen möchtest, einen Hund haben möchtest etc.
An der Stelle wird es für mich dann doch wieder interessant. Der mal so eben von mir geschriebene Satz vom "deutschen Problem" hat einen tieferen Hintergrund: In der zweiten und dritten Welt leben sehr viele Menschen in Wohnhochhäusern (oft unter tatsächlich schlechten Bedingungen) und trotzdem wird (in persönlichen Gesprächen) diese Art des Wohnens von den Menschen als sehr positiv beschrieben und empfunden. Verwandte aus Mittelamerika spiegeln mir genau die gleiche Sichtweise...die finden die Hochhausgettos hier beeindruckend - Jugendstilgebäude werden dagegen als altmodisch betrachtet. Das hat etwas mit kollektivistischen und individualistischen Kulturen zu tun - zu letzteren gehören gerade wir in DE. Hier ist die Individualität (die Du schön beschreibst, Hund, Grillen, Musik hören) ein deutlich höheres Gut als in kollektivistischen Kulturen, wo "dazugehören und sich einordnen" ein wesentlicher Faktor sind. Das spürt man dann in der Bewertung von Architektur.
Mir ist schon sehr früh aufgefallen, dass in Deutschland eine gewisse Form der Architektur fast automatisch Beissreflexe auslöst. Nicht nur Hochhäuser auch Flachdächer gehören dazu...da werden dann oft die wildesten Argumente gesucht, derartige Bebauungen abzulehnen. Das finde ich schon interessant, da z. B. der Bauhausstil auch im 3. Reich als "entartet" betrachtet wurde. Darauf bezog ich mich dann auch mit der "interessanten Eigenheit".