Um sagenhafte drei Euro pro Monat. Ja, richtig gelesen! DREI Euro.
Ich glaube, man hätte jedem Bezieher von Grundsicherung auch einfach eins in die Fresse hauen können. Vom Gefühl her muss das für die Betroffenen in etwa aufs Gleiche rauskommen.
Als ehemaliger Ehrenamtlicher in einem Tafelladen weiß ich auch, wie wichtig dieses Angebot für die Betroffenen ist. Und obwohl man es sehr schätzen muss, dass Lebensmittelläden und auch viele Bäckereien Waren (nicht nur abgelaufene) für die Tafelläden bereitstellen, muss hierbei aber auch gesehen werden, dass viele dieser Lebensmittel – vor allem Obst und Gemüse – nicht mehr verkehrsfähig sind. Was da teilweise an wirklich vergammeltem Zeug an die Läden abgegeben wird, ist mehr billige Müllbeseitigung als Unterstützung. Da stehen dann mehrere Leute an Sortiertischen um noch Brauchbares vom Abfall zu trennen. Und ich habe ganze Paletten von Obst gesehen, wo nicht eine einzige Frucht ohne Schimmel war. Von daher sehe ich die finanziellen Anreize für Lebensmittellieferanten eher skeptisch. Man sollte nicht auf der einen Seite, seine verschimmelten Produkte an Läden abgeben und auf der anderen Seite bei steuerlichen Vorteilen dafür die Hand auf halten können.
Aber das ist eine schwierige Balance und schier nicht unter Kontrolle zu bekommen. Wir hatten daher auch schon Lieferanten von der Abnahme ausgenommen. Aber dann fehlt halt auch die ganze Trockenware, wie ja oftmals sehr lange haltbar und verkehrsfähig ist.
Als Fazit bleibt nur: Bezieher von Grundsicherung haben zu wenig zum Leben. Das ist Fakt, nicht erst mit den jüngsten Preissteigerungen. Grundsicherung wird grundsätzlich viel zu spät und dann auch noch zu gering an die nötigen Lebenshaltungskosten angepasst. Das Problem ist vor allem auch für jene ein prekäres, die als kleine Selbstständige durch den Verlust von Aufträgen seit Beginn der Pandemie ins soziale Abseits gerutscht sind und nun auch auf Grundsicherung angewiesen sind. Wenn sie was verdienen, belässt man ihnen viel zu wenig finanziellen Spielraum für kaufmännische Entscheidungen. Ist man einmal in dieser Mühle drin, ist man in ihr gefangen.
Die Grundsicherung muss massiv angehoben werden. Dass sie zu gering ist, ist schon lange bekannt und belegt. Bezieher von Grundsicherung ernähren sich schlechter, weil sie es nicht besser können, konsumieren schlechter, was sich wieder auf die Wirtschaft auswirkt, sie sind unzufriedener, was sich politisch auswirkt, und sie verabschieden sich aus dem sozialen Leben, ziehen sich zurück, vereinsamen, und sie sind öfter krank, was sich aufs Gesundheitssystem auswirkt. Weil dieses Leben krank macht. Und von diesen Menschen habe ich wirklich viele erlebt.
Aber, was soll auch dabei heraus kommen, wenn ein Wirtschaftskrimineller Sozialgesetze macht? Damals war er zwar noch kein verurteilter, aber er war ein Wirtschaftskrimineller.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.01.2022 23:47).