Karolis schrieb am 21.03.2021 18:57:
Wir lernen gerade, dass deutsche Schüler ohne einen Hauch von Disziplin sind. Und zwar bis in die höheren Jahrgangsstufen. Woher sollte es auch kommen? Disziplin gilt als verwerflich. Wichtig ist allein korrektes Gendern.
Asien hatte dieses Problem nie. Dort wird Disziplin als wichtig angesehen.
Während deutsche Schüler zu Hause wie kopflose Hühner herumrennen, setzen sich asiatische Jünglinge einfach zu Hause hin und lernen ohne Ende bis zur Erschöpfung. Auch im Lockdown.
Daher helfen auch intakte Schulen nicht, den Rückstand aufzuholen.
Decker:
Was das Homeschooling durch alle guten und schlechten Elternhäuser hindurch offenbar nicht zu ersetzen imstande ist, sind die schulischen Beiträge zur Charakterbildung des Nachwuchses: Eine Disziplinierung, die sich über feste Unterrichtszeiten und einen Stundenplan mit einem unabhängig von Interesse und Neigung des Schülers definierten Stoffpensum einstellt, bleibt aus, wenn der Zwerg alleine hinter seinem Buch oder Tablet am Küchentisch sitzt.
Gleiches gilt für soziale Tugenden, die der von der Schule ständig praktizierte Vergleich der individuellen Lernleistungen herausfordert und herausbildet, mit dem der Lernende auf ein instrumentelles Verhältnis zu seinem Verstand und seinem Wissen geeicht wird.
Kurzum: Das schulische Lernen als Leistungskonkurrenz ist zu Hause einfach nicht gescheit zu imitieren, sodass das Heranwachsen des Schülers zum bürgerlichen Konkurrenzindividuum nicht nur dort leidet, wo die Wissensvermittlung an der familiären Armut scheitert.
Mit anderen Worten sind die https://de.wikipedia.org/wiki/Heimlicher_Lehrplan#Erziehungseffekte_des_heimlichen_Lehrplans in Gefahr. Die "verbreitete materielle und sittliche Unfähigkeit, für den Nachwuchs entsprechend zu sorgen" und für die Erfordernisse des Arbeitsplatzes, könnte sich also wohl perspektivisch noch mehr verbreitern.
Soweit gehst du mit Decker d'accord?
Decker wischt das dann aber gleich im nächsten Absatz als nebensächlich weg, ist ja bloß ein bisschen mehr Wohlstandsverwahrlosung und jetzt nicht etwa so, dass der preußische Staat die Kinder vor frühzeitiger Vernutzung durchs Kapital behüten müsste, weil nicht mehr ausreichend gutes Menschenmaterial für die Militärs überbleibt. Am System ändert das ihm nichts, die Arbeitsverträge werden nichtsdestotrotz zustande kommen.
Ist ja eh die Frage, wie viele Jobs heute eigentlich keine Mc- und/oder Bullshit-Jobs sind und ob die Wertverwertung nicht so üppig etwa im Digitalen jenseits aller materiellen Produktion wuchert, dass es letztlich vielleicht völlig wurscht ist, ob die Poser jetzt noch ein bisschen weniger auf dem Kasten haben als ohnehin schon.
Da lässt sich mit Blick auf Massenarbeitslosigkeit, Automatisierung, Verschiebung wesentlicher Produktivkräfte in jene große VR durchaus skeptisch sein. Oder mit Blick auf die permanente Ausweitung der Militärhaushalte. Oder mit Blick auf die Verrenkungen von fiktivem Kapital und Zentralbanken. Oder mit Blick auf Klima, Plastik und den Perspektiven eines Endes biologischer Reproduktion auf Terra, wozu z. B. Fefe letztens indirekt über https://blog.fefe.de/?ts=9eaa9e91 auf https://de.wikipedia.org/wiki/Per-_und_polyfluorierte_Alkylverbindungen verwies.
Ich würde jetzt nicht sagen, dass Decker nicht materialistisch argumentiert, aber irgendwie fehlt mir da dennoch ein bisschen Erdung. Es bleibt sehr stark auf der Ebene der Moderation und scheint Produktion bloß immer als selbstverständlich Vorausgesetztes auszuklammern. Naja, kommt vielleicht im nächsten Teil mehr von.