jsjs schrieb am 22.03.2021 08:32:
Ich kenne aber auch vom normalen Bürger nicht anders. Wenn man dem erklärt, wie Kapitalismus funktioniert, dann schließt der auf Versagen der Politik. Die haben einfach eine unerschütterlich gute Meinung von Demokratie und Marktwirtschaft. Auch und gerade dann, wenn sie mal wieder feststellen, das da lauter Verbrecher am Werk sind.
Die bürgerliche Ideologie unterstellt, Staat & Wirtschaft wären
ein großes Gemeinschaftswerk im Dienste der Menschen, von uns allen,
eine sittliche Veranstaltung wechselseitiger Verpflichtung,
wenn die da Oben ihre Pflicht tun und die da Unten auch gehts allen gut.
Wo nicht muß irgendjemand gegen seine Pflicht verstoßen haben.
Die Ideologie verkündet ein Ideal das von der Wirklichkeit ständig blamiert wird.
Da wird der Bürger verdrossen, doch das Ideal und den Glauben daran gibt er nicht auf.
Vielmehr erscheinen ihm die notwendigen Folgen der Systemlogik als moralisches Versagen vom Personal.
Daß die Geldquellen Eigentum oder Arbeitskraft die Menschen in Klassen sortieren wo letztere für erstere mitarbeiten müssen kommt da nicht vor. Beim Eigentum scheint das Geld aus der Sache selbst herzurühren und so ist nur gerecht was am Ende jeder kriegt: Der Arbeiter den Lohn, der Fabrikherr den Gewinn, der Immobilienhai die Miete.
Die bürgerliche Ideologie sieht kein System, nur Menschen, deswegen müssen wenn was nicht wie vorgestellt klappt immer Menschen ursächlich sein. Der eigentliche Witz am Eigentum, daß es als Ausschluß anderer vom Gebrauch der Sache eine Beziehung MENSCH-MENSCH ist und das Ensemble solcher Eigentumsbeziehungen ein System formt in dem eben nicht jeder tun kann was er will sondern nur abhängig von seinen Mitteln: Solche Gedanken hat die bürgerliche Ideologie nicht.