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  • Pholcidae

20 Beiträge seit 12.11.2024

Aus erster Hand

Ich arbeite an einer Grundschule und kann von dort berichten. Die Erfahrungen sind sicher nicht allgemeingültig, geben aber einen Einblick.
Wir haben Klassen in denen Teilweise zwei Schulassistenzen arbeiten, um einen halbwegs geordneten Unterricht zu gewährleisten. Selbst unter der 'normalen' Schülerschaft gibt es einige, bei denen eine Assistenz angebracht wäre. In den ersten zwei Schuljahren geht es sehr viel nur um die Vermittlung der erforderlichen Disziplin, um Unterricht überhaupt zu ermöglichen. Dabei spreche ich nicht von gerade sitzen, sondern quer über den Fußboden zu robben und lauthals zu schreien, um nur ein Beispiel zu nennen.
Hinzu kommen immer mehr Kinder mit sprachlichen Defiziten und das sind nicht nur Flüchtlinge oder Fremdsprachler. Bei uns gibt es spezielle Sprachfördermaßnahmen, die nebenher auch organisiert werden müssen.
Dann die Eltern, die sehen wie der gesellschaftliche Druck steigt, möglichst gute Zensuren nach Hause zu bringen. Da gibt es Eltern, die zusammenbrechen, wenn das Kind mal keine 1 oder 2 schreibt und suchen dann das Problem in der Schule. Andere Eltern sind ähnlich, haben aber eine komplett verschobene Wahrnehmung, der Leistung ihrer Kinder, von denen sie behaupten, sie seien Hochintelligent und das Schulumfeld würde sie nicht richtig unterstützen. Wiederum gibt es Eltern, die ihre Kinder vernachlässigen, fast ungefiltert sämtliche Medien nutzen lassen, kein Material mitbringen und nur Süßigkeiten zum Essen haben . All diese Eltern benötigen zusätzlich Zeit und Aufwendung.
Zur Verwaltung und zur Bürokratie könnte ich weitere tausend Wörter verlieren, glauben Sie mir, es wird nicht besser. Ein Beispiel; Schulassistenzen müssen sogenannte Stundenzettel ausfüllen, in denen sie nachweisen an welchen Tagen sie wie lange gearbeitet haben. Wir Lehrkräfte müssen diese Nachweise unterschreiben. Um die Richtigkeit zu gewährleisten, müssten wir unsererseits Listen führen in denen wir Protokollieren wie die Schulassistenzen gearbeitet haben...usw.
Das alles treibt in der Tat den Krankenstand hoch und verschärft die Probleme. Schulklassen werden dann aufgeteilt oder bekommen Arbeitsaufträge, was für die Lehrkräfte eine Arbeitsverdichtung bedeutet.
Viele wichtigen Aufgaben werden heute schon von Ehrenamtlern übernommen.

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