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  • Eichelhäher

755 Beiträge seit 17.06.2022

Re: Im Gegenteil

Im Manchesterkapitalismus haben sich die Unternehmer streng nach Smith' Theorie verhalten. Als die napoleonischen Kriege zu Ende waren, gingen die Aufträge für Uniformen und Waffen schlagartig zurück. Deshalb haben die Unternehmer die Löhne gesenkt oder Menschen entlassen. Das Dumme war nur, dass die Löhne nicht mehr zum Überleben gereicht haben. Der menschliche Überlebenswille hält ich aber nicht an die Gesetze des Marktes und so kam es zur Maschinenstürmerbewegung. Hat sich für die Unternehmen wirklich gerechnet. Die Lebensbedingungen haben sich auch in der Folge nicht signifikant gebessert. Lesen Sie mal "Menschen des Abgrunds" von Jack London. Er beschreibt dort detailliert seine Erlebnisse im Londoner East End, wo er mehrere Wochen wie die dortigen Bewohner gelebt hat.
Viele Unternehmer jammern über den Staat, nehmen aber gern Leistungen wie Patentschutz und öffentliche Sicherheit in Anspruch. Nur wenn es um den Schutz von Rechten der Arbeitnehmer geht, ist er ihnen im Weg. Auch staatliche Subventionen kassiert man gern. Manche Industriezweige wären ohne staatliche Unterstützung überhaupt nicht wettbewerbsfähig (z.B. AKW). Ohne staatliches Eingreifen gäbe es bis heute keinen Umweltschutz und die Menschen würden nach wie vor unter schlimmsten Atemwegserkrankungen leiden.
Das englische Leitungssystem ist dank der Privatisierung völlig heruntergewirtschaftet. Ein Gesundheitssystem lässt sich nicht marktwirtschaftlich organisieren, da unvorhergesehene Ereignisse wie z.B. Corona Krtankenhäuser in die Pleite treiben würden. Das mag in vielen Wirtschaftsbereichen hinnehmbar sein. Wenn eben nicht genügend Autos zur Verfügung ständen, wäre dies kein großes Problem. Bricht aber die gesundheitsversorgung zusammen, ist man wieder in mittelalterlichen Verhältnissen. Nur, dass die Menschen dies heute nicht mehr hinnehmen würden, sondern die Verantwortlichen vermutlich umbrächten.
Wozu hat denn der ungebremste Kapitalismus geführt? Dies sieht man gut an den Finanzmärkten, 90% der Geldströme haben nichts mehr mit der Realwirtschaft zu tun, sondern führen im gegenteil dazu, dass Unternehmen, welche sinnvolle Produkte herstellen, in Schwierigkeiten geraten. Platzt dann die Blase (siehe 2008), schreien die Anleger nach staatlicher Rettung.
Ich plädiere nicht für Planwirtschaft, aber man muss einfach akzeptieren, dass es Bereiche gibt, welche nicht nach den Gesetzen des Marktes funktionieren. Auch die Idee eines ewigen Wirtschaftswachstums, welche notwendig ist, um die Ungleichverteilung des Wohlstandes beibehalten zu können, ist schon mathematisch großer Schwachsinn.
Smith' Theorie krankt doch schon daran, dass sein Postulat, dass alle die gleichen Ausgangsbedingungen haben, nicht stimmt. Sonst müsste man das Erbrecht abschaffen.

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