Bildung ist die Fähigkeit, mit vorhandenen Ressourcen etwas Neues nach einem Bild, einer Vorstellung, oder einem Plan zu erzeugen. Dabei gilt als kreativ, wenn das Neue nicht nur eine andere Form oder Gestalt, sondern auch eine zusätzliche Eigenschaft besitzt.
Im Gegensatz dazu beschreibt Adorno in seinem Text "Theorie der Halbbildung" Verhaltensweisen, die vorgegebene Bildungsinhalte lediglich konsumieren. Je nach Gedächtnisleistung und Identifizierungsgrad wird so der Stand der Anpassung an die humanistischen Werte oder Ideale der bürgerlichen Elite gebildet. Insofern stellen diese sog. „Bildungsbürger“ jenes gesellschaftliche Humankapital dar, das die Bürgerliche Gesellschaft zu ihrer Bewahrung und Reproduktion verwendet.
Wie wichtig dieses Humankapital der „Bildungsbürger“ in Krisensituationen ist, zeigen die Anstrengungen unserer Tage, Medien gleichzuschalten, öffentlich-rechtliche Meinungsmonopole einzurichten und davon abweichende Inhalte und Informationen anzuprangern oder einfach aus dem Verkehr zu ziehen.
Die Chance, gleichgeschaltete „Bildungsbürger“ zu produzieren, war wohl noch nie so groß wie heute. Die Begeisterung für die Digitalisierung bei den Jungen bis Jüngsten ist kaum noch zu steigern und wird von den Mächtigen lauthals propagiert.
Obwohl Untersuchungen gezeigt haben, dass der Konsum digitaler Medien bei vielen Jugendlichen Lese- und Aufmerksamkeits-störungen, Ängste und Abstumpfung, Schlafstörungen und Depressionen, Übergewicht und Gewaltbereitschaft erzeugen, werden diese Befunde ignoriert, ja geradezu verhöhnt.
Die aktuellen Erscheinungsformen dieser Gefährdung als zunehmende Verrohung, Gewalt, Verwahrlosung und Kriminalität sind klar und deutlich beobachtbar, werden aber lieber in einem religiös-kulturellen Migrationszusammenhang ursächlich verfremdet.
Wenn in den „sozialen“ Netzwerken emotionale Reaktionen kanalisiert und sinnliche Wahrnehmungen extrem reduziert werden, mag das Bürgerliche Ideal der Halbbildung die Illusion befeuern, kontrollierte, gehorsame und arbeitswillige Marionetten zu bekommen.
Aber spätestens dann, wenn ein kreativer Strippenzieher (mit oder ohne Oberlippenbart) das Puppentheater in eine gleichförmige Bewegung versetzt, wird es für selbstverantwortliche Gegenstrategien zu spät sein.