Meiner Meinung nach ist dies einer der schlechtesten Artikel, die ich je auf Telepolis zu lesen bekommen habe und mir hat sich dabei die Frage aufgedrängt, ob es so etwas wie eine redaktionelle Qualitätskontrolle überhaupt noch gibt. Wohlgemerkt, es geht mir nicht darum, dass jemand den Standpunkt vertritt, die Bildungspolitik der Ampel wäre schlecht (wobei für meinen Geschmack die Formulierung "Vollversagen" bereits nahe am clickbait ist), sondern vielmehr darum, dass im Artikel die Argumentation für diese Sichtweise mit der plumpen Feststellung "schlechte Pisa-Ergebnisse = Vollversagen" endet; keine Auseinandersetzung mit multiplen Ursachen, geschweige denn deren Gewichtung; kein Hinterfragen des eigenen Standpunkts.
Zu meinen Kritikpunkten im Einzelnen:
1) In Deutschland ist Bildung Ländersache. Wieso soll die im Bund regierende Ampel alleinverantwortlich für die Bildungspolitik der Länder sein?
2) "Bildung" ist ein langwieriger, ja lebenslanger Lernprozess. Wie hat es die Ampel in rund 2 Jahren Amtszeit geschafft, dass Bildungsniveau gezielt abzusenken?
3) Gleich die ersten Worte des Artikels sind verlinkt; folgt man diesem, findet man sehr schnell prominent den Satz: "Insgesamt kam es in der PISA-Erhebung 2022 zu einem beispiellosen Rückgang des OECD-Leistungsdurchschnitts." Wie hat es die Ampel geschafft, auch außerhalb Deutschlands das Bildungsniveau anderer Länder zu senken?
4) Folgt man dem Link auf der vorgenannten Seite, kann man sich das Ergebnis für Deutschland anschauen. Gleich anfangs der ersten Seite findet man Diagramme, aus welchen ein deutlicher Abwärtstrend bereits seit ca. 2012 erkennbar ist, welcher sich nunmehr lediglich fortsetzt. Soll dafür auch die Ampel verantwortlich sein?
5) Insbesondere Länder aus dem asiatischen Kulturkreis schneiden auffällig gut ab. Inwieweit liegt dies an deren Politik oder evtl. auch grundlegend anderen Kultur (Stichwort: Leistungsdruck)? Werden dort ggf. bessere Pisa-Ergebnisse auf Kosten anderer Bereiche (Stichwort: mental health) erkauft?
6) Wenn 15-jährige Schüler im Bereich Mathematik "schlechter" werden, liegt das an zu wenig oder zu viel / zu frühe Digitalisierung (Stichwort: Kopfrechnen vs. Taschenrechner)?
Zusammenfassend bleibt mir nur meiner Enttäuschung über einen solch' populistischen Hass-2-Zeiler Ausdruck zu verleihen. Bei BILD oder der Tagesschau ist man dieses Niveau ja inzwischen gewohnt, aber hier auf Telepolis? Wenn dieser Artikel ein Wegweiser sein soll für die Richtung in welche sich Telepolis entwickeln will, dann glaube ich, dass Telepolis sich über kurz oder lang in die Reihe der üblichen "Schmierblätter" einreiht und in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wird.