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Avatar von joribo
  • joribo

mehr als 1000 Beiträge seit 06.09.2013

die Testkriterien sind falsch

Es darf nicht darum gehen, wieviel Sachwissen man in die Köpfe der jungen Menschen reinprügelt sondern um echte Intelligenz, dh auch die soziale Kompetenz zu kooperieren oder übergeordnete Entscheidungen zu verstehen und zu treffen.
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Ich berichte mal kurz aus Südkorea wo ich 3 Jahre lang gelebt und gearbeitet habe.
Die Häuser sind da traditionell sehr hoch auch in kleinen Städten da man wenig Platz hat. In den Fahrstühlen dieser Hochhäuser sind massenhaft Magnet-Klebezettel angebracht, auf koreanisch "Gebe Nachhilfe in Mathematik" (oft auch "Englisch".) Magnetfolie deswegen damit man diese Reklamen schnell rückstandsfrei ohne Terpentin wieder entfernen kann, auch deshalb dass einer der sehr interessiert ist diese Magnetklebefolie-Reklame gleich mitnehmen kann.
Ich fragte meine Freundin "Sag mal, sind die denn alle hier so schlecht dass sie Nachhilfe brauchen?"
Antwort: "Darum geht es gar nicht. Die Aufnahmeprüfungen für die Universitäten sind sehr hart, da jetzt schon ein massiver Überschuss an jungen Absolventen da ist. Die Jugendarbeitslosiglkeit ist extrem hoch. 70% aller Koreaner wollen auswandern. Deshalb das Interesse an Englisch. Und Mathe ist ein Kernfach was besonders wichtig ist. Jeder will der Beste sein, fast jeder bekommt Nachhilfe um unbedingt Klassenbester zu werden."
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Schon die kleinen Jungen in der Schule lernen, dass der Schulfreund nicht etwa Freund ist sondern Konkurrent. "Wenn er nämlich bei der Aufnahmepråufung einen Punkt mehr hat und den Sprung in die Uni schafft und du nicht, dann wird er was, und du kommst aufs Fischerboot".

So werden von Kindheit an Ellenbogen und Misstrauen gezüchtet. Be tough and competitive, es gibt keine Freunde, nur Konkurrenten und Feinde.
Das führt dann zu schnell reingepresstem reinen Fachwissen, aber völligem Versagen in normalen Berufen. Korea gilt allgemein als Land mit hoher Bildung. Aber es produziert psychisch kranke Menschen.
Hier mal ein Link der das Problem beschreibt, rein zufällig eine Schweizer Zeitung:

https://www.srf.ch/news/international/massnahmen-gegen-vereinsamung-suedkorea-zahlt-jungen-menschen-renten-damit-sie-etwas-tun

Viele dieser Hikikomori werden dann Alkoholiker oder begehen Selbstmord.
KAIST war in den Schlagzeilen durch Massen-Selbstmorde der Studenten dort. Ein Professor erhängte sich auch, und hatte ein Schild auf dem Bauch "Gott möge mir meine Sünden verzeihen". Damit kam er in die Zeitung.
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Gut ausgebildet? Ich war inmitten von 200 jungen Koreanern. die hatten alle diese Ellebogenkämpfe gewonnen und einen Job bei Samsung bekommen. Beim näheren Hinsehen konnten die kaum etwas, wenige waren fähig. Viele hatten über irgendwas ganz hochtechnisches promoviert oder ihre Diplomarbeit geschrieben, etw sowas wie "Die Interaktion des Heckrotorwirbels mit dem Rumpf beim Schwebeflug des Hubschraubers. "
Aber sie waren nicht in der Lage eine einfache Kabelaufhängung zu konstruieren nach meinen Handskizzen und Erklärungen.
Und man konnte keinem trauen, denn man musste mit Intrigen und Lügen rechnen. 2 hochangesehene Bigbosse wurden gefeuert nachdem man rausfand dass sie grobe Fehlentscheidungen getroffen hatten die ihnen den Arbeitsplatz sicherten für weitere 2 Jahre. Und die Abteilung ruoinierten.
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Also ist die Stimmung "nichts wie weg hier".
Und dann wandern sie aus.
Weil Korea ohnehin wenig Menschen hat fallen sie nicht auf.
Aber zB in einem Randbereich Londons sind 2000 Koreaner auf einem Haufen, Stadtteil New Malden. Wenn man da die High Street lang geht, so fast alle Firmenschilder auf koreanisch, auf den Strassen laufen Koreaner rum, man hört fast nur koreanisch.

Wenn Korea nun wirklich das Traum-Technologie-Spitzen-Land, voller angeblich schlauer Menschen, die Vergleiche gewinnen, wieso ist die Selbstmordrate die höchste in der OECD?
Und wieso lernen sie wie wild englisch mit der Absicht auszuwandern?

Mal kurz gegoogelt:
In 2022, South Korea's suicide rate reached 25.2 deaths per 100 thousand population. Although the suicide rate has declined compared to a decade ago, South Korea still has the highest suicide rate among member countries of the Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD).
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Fazit: Reingeprügeltes Fachwissen macht keinen glücklich, weder die Person noch die Gesellschaft in der er lebt. Die PISA-Studien sind schmalspurig und aus meiner Sicht nicht richtig relevant.

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