JohnGeorge24 schrieb am 16.02.2023 10:11:
Vorneweg, damit nicht einer meckert, die Panzer (MBTs) sind nicht die wichtigste Ausrüstung für die Ukraine, es sind gepanzerte Mannschaftstransportfahrzeuge, jede Form von Eisenschmeißern und Drohnen jeder Art.
Es muss halt der richtige Mix für die ukrainische Taktik. Kann also passen.
Der größte Fehler der Entscheider um Putin und deren Vordenker ist die Unterbewertung Europas. Europa ist, so meine unmaßgebende Meinung, sehr an einer mulipolaren Welt interessiert. Diese Welt kann aber nur entstehen und prosperieren, wenn Regeln eingehalten werden und Schiedssprüche akzeptiert und befolgt. Strafverfolgungs- und Strafvollzugsinstitutionen müssen erst noch erdacht und diskutiert und realisiert werden. Die Basisinstitutionen aber existieren bereits und bedürfen nur der Anpassung.
Innerhalb einer solchen multipolaren Welt, einem solchen Netzwerk mit unterschiedlich starken Knoten, sind die Verbindungen, der Austausch wichtig, nicht die Konfrontation. Die angelsächische Welt und Russland denken viel zu sehr in Konfrontationskategorien und leider scheint dies zunehmend in China auch der Fall zu sein. In einer solchen multipolaren Welt können unterschiedliche politische Systeme nebeneinander bestehen, ohne sich zu bekämpfen, da Macht nicht mehr über Landbesitz definiert wird, nicht mehr über materiellen Besitz, sondern über die Möglichkeit, an Entscheidungsprozessen teilzunehmen.
Eine höhere militärische und politische Integration wäre sicherlich hilfreich für Europa - auch um den USA auf Augenhöhe begegnen zu können.
Zurück zu den Panzern.
Ich verfolge die Kampfhandlungen so gut es einem normalen Bürger möglich ist
von Beginn an. Dass die russischen Streitkräfte im Raum Kiev steckenblieben und jetzt, allem Anschein nach, nur noch meterweise vorankommen, liegt an der Verwundbarkeit der Panzerwaffe. Ich möchte es mit einem Bullen vergleichen, der Reißaus nehmen muss, weil er einen Hornissenschwarm gestört hat. Seine physische Kraft ist wertlos angesichts der Schmerzen, die das Hornissengift verursacht. Bulle gleich Panzer, Hornissen gleich Drohnen hinkt, klar, es ist ja ein Zusammenspiel von Drohnen, Bodentruppen und auf Höhe gebrachten WIRKMITTELN !!
Die russischen Armee hat nie die richtigen Konsequenzen aus ihren Kriegen geführt.
Das läßt sich u.a. an 4 Punkten aufhängen, wo die russische Armee noch im 19. bzw 20. Jahrhundert nachweislich hängengeblieben ist.
1.) Befehlstaktik statt Auftragstaktik: In der russische Armee geben Offiziere Befehle, die nicht vor Ort sind. Abweichen von den Befehlen ist strafbar. Entscheidungen werden erst ab Major aufwärts getroffen. Mit diesem System hat bereits die französische Armee 1940 verloren, weil bei einer sich schnell ändernden Lage die Befehlsgebung zu langsam ist. Bei der ukrainischen Armee wird dagegen die Auftragstaktik ausgebildet - selbst Unteroffiziere können damit prinzipiell eigene Entscheidungen im Sinne der übergeordneten Führung treffen.
2.) Gefecht der verbundenen Waffen. Russland hat es nie richtig geschafft Komponenten, wie Infanterie, Panzer, Artillerie, Heeresflieger als sich gegenseitig unterstützende Komponenten zu betrachten. Die wursteln alle alleine still vor sich her. Bei der russischen Armee kommt noch erschwerend hinzu, dass mobile Infanterie zur Unterstützung der Panzer deutlich unterdimensioniert ist für den Zweck. Die ukrainische Armee ist sicherlich auch nicht bei allen Waffen voll verbunden, aber in einem Teilbereich sind sie allen anderen Armeen überlegen. Sie haben eine App für die Artillerie, mit der es möglich ist als Infanterist ohne große Ausbildung der Artillerie Ziele mit allen für das Schießen notwendigen Daten innerhalb von Sekunden zuzuweisen (Starlink sei Dank)
3.) Mangelnder Schutz der Kommunikation. Die russische Armee hatte Anfangs keine sichere Kommunikation und eine Teil ihrer Kommunikation musste über das ukrainische Mobilnetz laufen. Sicher ist anders.
4.) Unterschätzung des technologischen Fortschritts. Die russische Armee führt einen Krieg mit der Technik des 20. Jahrhunderts
Aus meiner Sicht macht Melnyk einen hervorragenden Job. Er ist der Meister aller Trolle und lenkt ab, verlangt, was niemand wirklich braucht. UBoote ... LÄCHERLICH.
Ein deutsches Brennstoffzellen U-Boot der Klasse 212 A (https://de.wikipedia.org/wiki/U-Boot-Klasse_212_A) wäre durchaus in der Lage die Operationen der russischen Schwarzmeerflotte stark zu behindern. Allein die Anwesenheit würde Kräfte binden. Nicht zu vergessen, dass durch Aufklärung der NATO die Position jedes russischen Schiffes zu jeder Zeit bekannt ist - ein U-Boot könnte sich also die optimale Position für einen Hinterhalt suchen
Nochmals: in einer multipolaren Welt werden Konflikte behoben werden, wenn es sein muss, vor einem Schiedsgericht. Wer dann rüpelhaft den Bully gibt, wird Zwangsmaßnahmen zu spüren bekommen, physischer Art. Man wird seine Kämpfer und seine Kampfmaschinen zunichte machen.
Wäre vernünftig - wenn es so wäre.
Leoparden, wegen mir Tiger und was noch alles, sind hilflos, wenn sich Wespen und Hornissen ihrer annehmen.
Deswegen gibt es ja das Gefecht der verbundenen Waffen. https://de.wikipedia.org/wiki/Gefecht_der_verbundenen_Waffen#Doktrin
Und noch eines: man braucht heutzutage intelligent kämpfende Menschen, 'aufgeklärte' Menschen. Dazu braucht man Technik und sehr gut vernetzte Unteroffiziere und Offiziere, sowie Mannschaften, die neben dem Opferwillen auch das Wissen haben, dass sie nicht unnötig verheizt werden.
Genau: Auftragstaktik
Die neue Welt ist auch durch Putin und die angelsächische Weltsicht nicht aufzuhalten. Schon gar nicht mit Panzern. Ich hoffe, China setzt in München ein positives Zeichen und weißt in eine kollaborative Zukunft mit gemeinsamen Sicherheitsnetz , um Konflikte zu regeln. Man wird auch Grenzen verschieben lernen müssen. Auch in China !! Und ganz ohne Waffengewalt !!
Naja, es gibt immer nur dann Problem, wenn Fanatiker an die Macht kommen - Putin ist von der Wiederauferstehung des russischen Imperiums besessen - Xi möchte China - nach eigenen Worten - zur ersten Weltmacht machen. Auch Bush jr bzw. Cheney als treibende Kraft waren nicht wirklich gut für die Welt.