Die letzte Interview-Antwort ist interessant. Vielleicht sollte jemand einmal versuchen, so etwas wie eine Geschichte der Sinnlosigkeits- oder -verlustgefühle zu schreiben. Gut möglich, dass dabei als Haupterkenntnis deren Anschwellen im bürgerlich-kapitalistischen Zeitalter resultierte.
Pointiert, die Sinnfrage zu stellen, bedeutet die Möglichkeit ihrer negativen Beantwortung zu öffnen. Der Versuch den Begriff 'Sinn' über seinen alltagskonkreten Gebrauch hinaus ins Absolute, Grundsätzliche zu erweitern, ihm Wittgenstein'isch gesagt ein zusätzliches Sprachspiel hinzuzufügen, sprengt ihn, oder genauer macht ihn selbst zum Sprengsatz, der ganze Gemeinschaften zerstören kann. Unter der Hand verwandelt er sich in eine Gefahr, indem er ein weit übers Individuum hinausreichendes Defizit nicht sichtbar macht, sondern erst in Existenz bringt. Es ist, da man es prinzipiell nicht decken kann, eine Art Falle, in die getappt zu sein, man den Verfechtern des pursuit of happiness vorwerfen, ja sie dafür verfluchen muss. Zumal dieser zutiefst idealistische Un-Sinn, dem man schon beim Anstifter dieser verqueren Sicht auf die Welt, Platon in seiner Schrift zum Staat begegnet, einmal in menschliches Bewusstsein gehievt, von da kaum mehr zu tilgen ist.
Religionen statuieren, wie man zu leben habe. Platon tut ganz eigentlich dasselbe, unterstellt aber, man könne eine Antwort - seine selbstverständlich - darauf logisch hieb- und stichfest begründen. Er säkularisiert den Gegenstand und verwandelt ihn dadurch in eine Granate, um die man besser einen weiten Bogen macht. Die Theoretiker des bürgerlichen Liberalismus aber nehmen das Teil zur Hand, werfen es in die Luft, fangen es auf...