lieber meine alten Dostojewskij-Bücher aus dem Schrank und lese die "Dämonen" (zum Thema Nihilismus und Ehrgeiz) und "Die Brüder Karamasow" (zum Thema Nihilismus und falsche Schlussfolgerungen) mal wieder. Die dürften unterhaltsamer und wahrscheinlich facettenreicher sein, als das Buch des Interviewten und ähnliche Fragen abarbeiten. Und wenn ich mir die Radikalität der Antworten eines Kirilow oder eines Nikolai Stawrogin in Erinnerung rufe, gehen sie auch noch über das momentan Sagbare hinaus.
Hoßdorf sagt im letzten Abschnitt:
"So gesehen gibt es die Sinnfrage im strengen Sinne erst mit der Etablierung dieser modernen gesellschaftlichen Verhältnisse. Jedem ist es jetzt erlaubt, jeder ist aber auch gehalten, sich seinen persönlichen Reim auf die Verhältnisse zu machen."
Das ist könnte auch am Ende der "Dämonen" stehen.
Am Ende der "Brüder Karamasow" steht u.a. die Einsicht, dass der überkommene Rahmen christlicher Ethik philosophisch vielleicht nicht sauber ist und auf wackligem Boden steht, aber im Verbund mit Redlichkeit und Wohlwollen als individuelle Orientierungshilfe so schlecht nicht ist.
Lapsus