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  • heiner49

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2004

Wollen die denn eigentlich Wut oder Verständnis?

Für einen Menschen, der zu der Erkenntnis gelangt ist, dass dringend mehr gegen den Klimawandel getan werden müsste, gibt es ja durchaus mehrere Handlungsoptionen. Und eigentlich überlegt man dann ja auch, wozu eine Handlung führt. Die meisten Menschen sind auch in der Lage zur Empathie - können sich also in ihr Gegenüber hineinversetzen.

Da haben wir also Berufspendler, Helikoptereltern, rumänische Kraftfahrer, Rettungssanitäter vom ASB beispielsweise morgens im Straßenverkehr und die "Letzte Generation" klebt sich vor denen auf die Straße. Dazwischen Busse mit allen möglichen Leuten, die vielleicht kein Auto haben oder es stehen lassen.

Und dann die Polizisten um die Protestierenden herum, die in Berlin beispielsweise auch eigentlich ganz gut ausgelastet sind und natürlich Journalisten - die Einzigen, die ihren Spaß haben. Die Polizei ist dann ganz in ihrem Element und tut das, was sie gelernt hat.

Da kann man sich doch denken, was man bezweckt. Verständnis jedenfalls nicht oder nur bei einer verschwindend geringen Zahl von Menschen. So doof kann eigentlich niemand sein. Aber dass man dann die Wut vieler auf sich zieht, ist ziemlich klar. Dass man auch bei sehr vielen eigentlich relativ zurückhaltenden und verständnisvollen Leuten eher negative Emotionen und Impulse verstärkt, ist auch klar. Also wollen sie anscheinend Wut, weil sie keine andere Reaktion auslösen können. Vernunft ist so nicht zu erzwingen. Denn vernünftig wäre es ja durchaus, wenn die Menschen mit weniger PS und mit weniger Individualverkehr unterwegs wären. Im Stand wird der Verbrauch aber bei jedem Fahrzeug unendlich hoch.

Sie sind nicht dumm, aber krank. Sie begeben sich angesichts der von ihnen nicht akzeptierten Verhältnisse durch ihre Tat in eine selbst gewählte Opferrolle. Die Autofahrer gehen dann aus der ihnen aufgezwungenen Opferrolle heraus - die sie nicht akzeptieren - in die Täterrolle. Immerhin handelt ein Mensch, der einen dieser Protestierer von der Straße räumt, lösungsorientiert. Wenn man etwas verändern will, muss man aus der Opferrolle raus und nicht hinein.

Ich sehe es schon so, dass wir in der Klemme sind wegen des Klimawandels und der Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, aber so kommen wir da nur weiter hinein und nicht heraus. Das ist viel komplizierter und schwieriger aber ohne zielführendes Handeln wird es keine Lösung geben. Ich glaube nicht, dass das durch Erpressung funktioniert.

Im Gegensatz dazu fand ich die Protestform von Greta Thunberg sehr smart. Sie hat die Erwachsenen in die Klemme gebracht und wenn das weiter verfolgt worden wäre (ich höre nicht mehr viel davon) und vielleicht noch weiter gesteigert, hätte man Schwierigkeiten gehabt, dagegen wirksam vorzugehen. Denn wenn unsere Kinder nicht mehr zur Schule gehen, werden wir ein Problem haben und wir können sie schlecht zum Lernen zwingen (und vor allem nicht gleichzeitig für dumm verkaufen). Vielleicht hört man von Thunberg und ihren Leuten auch nur deswegen nichts mehr, weil dieser Protest unsere Mächtigen viel stärker herausfordert.

Es ist vollkommen egal, wer diese Proteste gut findet oder schlecht und bringt auch nichts, das Verhalten der Autofahrer zu verurteilen oder zu verstehen, weil das alles kein Gramm CO2 einspart und auch niemanden im Berufsverkehr einen Meter weiterbringt. Die Empörung gegen den Klimawandel hilft nicht und die Empörung gegen die Blockaden nicht und die Empörung gegen die Selbstjustiz auch nicht und die Empörung gegen die Urteile gegen die Selbstjustiz auch nicht.

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