Ich hab an die letzte Generation nie geglaubt. Ich hielt diese Leute für traumtänzerische, Schwachköpfe. Ich würde mich nie auf der Straße fest kleben, und ich fahre auch gerne Auto. Ich glaube an die elektrische Transformation, auch wenn ich persönlich finde, dass viel zu wenig getan wird, um eine nachhaltige Stromproduktion zur möglichen.
Doch wenn man die Rhetorik und die Rechtsprechung zu den Klimaprotesten mitbekommt, dann wird offensichtlich, dass die Klimakleber genau wissen, was sie tun. Beziehungsweise dass sie wissen, was die anderen offenbar noch nicht wissen.
Man hätte eher gedacht, dass es inzwischen allen Menschen klar sein sollte, dass wir etwas gegen den Klimawandel tun müssen. Und dass dieser natürlich Menschen gemacht ist. Nicht die Klimakleber weisen uns darauf hin, dass ein großer Teil der Gesellschaft genau diesen Schuss nicht gehört hat - ich hatte ihn wohl auch nicht gehört - sondern die Reaktion von Politik, Polizei, der Justiz und teilweise der Presse verrät alles. Das augenscheinliche Missverhältnis zu den im Grunde harmlosen Aktionen, spricht wirklich Bände.
Ich glaube, die Klimaaktivisten haben mich überzeugt. Bei mir jedenfalls ist ihr Konzept aufgegangen.
Wer sich mehr aufregt über Klimakleber als über Urlauber, die seit Jahrzehnten mit ihren pünktlich zum Urlaubsanfang und Urlaubsende veranstalteten Flashmobs für viel längere und viel nachhaltigere Staus sorgen, hat einfach Angst vor der Wahrheit. Nämlich, dass man selbst verantwortlich ist für das, was auf der Welt geschieht – und was mit der Welt geschieht.
Denke dran, wenn du dich wieder mal über den Stau beklagst: Du stehst nicht im Stau, du bist der Stau. Wie all die anderen in der langen Schlange.
Und wenn es wieder mal unerträglich heiß wird, dann ist nicht der Klimawandel schuld, sondern du bist schuld. Zusammen mit all den anderen.
Meine Prognose: Die letzte Generation wird mit ihren Aktionen am Ende Erfolg haben. Es wird sich etwas ändern. Ich habe nur die traurige Befürchtung, dass einer von diesen Leuten am Ende sterben wird, sei’s an einem Unfall, sei’s an einem Attentat. Dann wird es gehen wie bei den Suffragetten. Blitzschnell wird sich vieles ändern. Entweder, dass sich der Staat in Richtung Faschismus bewegt, oder dass wirklich endlich Maßnahmen ergriffen werden, die vor allem denen weh tun, die Jahrzehnte, oder Jahrhunderte profitiert haben.
Ist nur eine Prognose, ich kann mich irren. Ich möchte nicht, dass jemand stirbt. Ich möchte nur, dass endlich die Transformation angegangen wird, und dass all die verantwortungslosen Bremser und Hetzer, die von der alten, fossilen Wirtschaft profitieren, endlich das Megaphon aus der Hand genommen wird. Leider halte ich das für super wahrscheinlich…