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  • MPolo

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Re: Helikopter-Geld wird nicht kommen

van Grunz schrieb am 06.04.2016 21:57:

MPolo schrieb am 06.04.2016 21:41:

Das Volksvermögen bleibt gleich, ja. Aber wenn jemand viel Geld hatte, entwertet sich sein Geld mehr als das nicht vorhandene Geld des Armen.

In Zahlen: Albert hat 1 Mio Euro, sein Geld entwertet sich um 1%, er verliert dadurch 10.000 Euro an Vermögenswert.
Berta und Cäsar haben 100.000 Euro, sie verlieren beide 1000 Euro durch die Inflation.
Detlef, Emil, Felix, Grete, Heidi, Ines, Josef, Kurt und Lena haben kein Geld, sie verlieren nichts durch die Inflation.
Jetzt bekommen alle 1000 Euro geschenkt. Am Gesamtvermögen ändert sich nichts, aber viele profitieren.

Ich weiß, was Du meinst. Ich bin allerdings jetzt etwas gemein:

- Albert hat 10.000 € durch Inflation verloren, aber weil er sein Geld so gut angelegt und 6% Rendite erwirtschaftet hat (sein Berater ist Spitzenklasse, verlangt dafür aber ein gutes Honorar), bleiben ihm unterm Strich 50.000 €. Die 1.000 € spendet er an den nächsten Wohltätigkeitsverein, was ihm mehr Ansehen und mehr Steuerersparnis bringt.

- Berta und Cäsar ärgern sich über die Inflation, aber ihnen bleiben noch 90.000 €. Sie addieren die 1.000 € zu den 90.000 € hinzu.

? Berta und Cäsar bleiben 99.000, plus 1.000 macht 100.000 wie vorher.

- Detlef, Emil, Felix, Grete, Heidi, Ines, Josef, Kurt und Lena haben zwar kein Geld, müssen aber von irgend etwas leben. Sie beziehen im schlechtesten Fall Hartz IV. Da die Inflation zugeschlagen hat, müssen sie mehr Geld für Grundnahrungsmittel ausgeben, ihnen bleibt unterm Strich also weniger. Sie freuen sich über das Geld, und schaffen das an, was sie sich schon lange gewünscht haben. Das Geld ist hinterher weg.

Das ist Sinn der Sache. Das Geld soll ja ausgegeben werden. Wenn sie's auf die hohe Kante legen würden, wäre das Helikoptergeld wirkungslos.

Ja, aber was nutzt das dem Volk? Es geht nicht darum, dass die Unternehmen Gewinne machen, sondern darum, dass die Unternehmen Arbeitsplätze schaffen.

Das ist leider Wunschdenken. Arbeitsplätze sind immer dann ein K.O.-Argument, wenn die Unternehmen ihrer Gewinne beschnitten werden sollen. Sie drücken dann auf die Tränendrüse, um dann hinterher ungeniert weiterzumachen wie bisher. Arbeitsplätze hat nur der Staat geschaffen, und der hat sie in den letzten Jahrzehnten auch immer weiter abgebaut.

Genau das sage ich ja. Die Unternehmen haben keine Arbeitsplätze geschaffen. Das hat seine Gründe. Warum haben die Unternehmen vor 40 Jahren noch Arbeitsplätze geschaffen und heute nicht mehr? Weil die Unternehmen damals noch von Produktionszuwächsen ausgegangen sind. So wie die Hersteller von WKA heute, nur damals eben auf breiter Front in der gesamten Wirtschaft.

Und das tun sie dann, wenn sie damit rechnen können, in Zukunft mehr zu verkaufen als heute.

Es bedarf nicht unbedingt mehr Arbeitsplätze, um mehr verkaufen zu können. Das ist ganz unterschiedlich vom Produkt abhängig. Im Dienstleistungssektor zum Beispiel kommt man ohne Arbeitsplätze nicht aus. Verkauft man aber etwas, was sich in Massen am Maschinenband fertigen läßt, so kauft das Unternehmen vielleicht mehr Maschinen, stellt aber nicht mehr Arbeiter ein.

Immerhin, auch die Maschinen muss irgendjemand herstellen. Dann würde die Zahl der Arbeitsplätze ja wenigstens konstant bleiben, damit kann man ja auch noch leben. Aber die Zahl der Arbeitsplätze in den westlichen Industrieländern sinkt ja eher seit 20 Jahren - weil dieselbe Produktion von immer weniger Menschen geschultert wird.

Im Moment ist es eher so, dass sie morgen genausoviel produzieren wie gestern, nur mit weniger Arbeitskräften - und steigern so ihre Gewinne.

Nicht nur im Moment; Diesen Trend kann man seit mindestens den 1970ern in Deutschland beobachten -- jener Zeit, in der der Markt gesättigt wurde.

Richtig. Naja, mit der Wende gabs nochmal einen Schub ... da gabs künstlich eine erhöhte Nachfrage, das belebte die Wirtschaft für ein paar Jahre. Aber ab Mitte der 90er haben wir den Trend definitiv. Im Moment gehts uns ja noch vergleichsweise sehr gut, weil es Reformen gab und wir sehr gut Waren exportieren können. Wir bedienen also die Nachfrage aus dem Ausland. Aber das funktioniert auch nicht ewig.

Helikoptergeld wäre ein erster Schritt zum BGE. Ja, das könnte eine Revolution unnötig machen.

Es wäre nur dann ein erster Schritt zum BGE, wenn es dauerhaft gezahlt würde. Genau das zweifle ich an und sehe dahinter nichts weiter als Aktionismus.

Helikoptergeld kann nur etwas dauerhaftes sein. Sonst wärs ein Strohfeuer und würde nichts bringen. Es geht ja darum, dass die Unternehmen investieren und Arbeitsplätze schaffen. Das tut kein Unternehmen wegen eines Strohfeuers. Da muss zwingend verlässlich sein, dass die Nachfrage durch Helikoptergeld mindestens mal 10 Jahre stimuliert wird.

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