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  • MPolo

mehr als 1000 Beiträge seit 03.04.2006

Re: Helikopter-Geld wird nicht kommen

van Grunz schrieb am 07.04.2016 00:07:

MPolo schrieb am 06.04.2016 23:40:

? Berta und Cäsar bleiben 99.000, plus 1.000 macht 100.000 wie vorher.

Da hat mein miserables Kopfrechnen mal wieder zugeschlagen...

Genau das sage ich ja. Die Unternehmen haben keine Arbeitsplätze geschaffen. Das hat seine Gründe. Warum haben die Unternehmen vor 40 Jahren noch Arbeitsplätze geschaffen und heute nicht mehr? Weil die Unternehmen damals noch von Produktionszuwächsen ausgegangen sind. So wie die Hersteller von WKA heute, nur damals eben auf breiter Front in der gesamten Wirtschaft.

Ich bin da skeptisch, ob das wirklich so war. Damals herrschte eine andere Mentalität. Meine Kollegen, Beamten aus dem ehemaligen Staatsdienst, mittlerweil privatisiert, aber immer noch ein Monopol, erzählen von einer Zeit, die für mich als Außenstehender zwar chaotisch klingt, die aber immer noch solidarisch war, im weitesten Sinne. Eine Solidarität, die heute undenkbar ist. Was ich von damaliger Zeit aus der Politik wie auch der Wirtschaft wahr nehme, ist ein -im größten Teil- gegenseitiger Respekt, der heute nahezu vollständig abgebaut wurde.

Das machen die Bedingungen. Damals wurden die Menschen noch gebraucht ... bzw. ihre Arbeitskraft. Das ist heute anders, demzufolge gibts weniger Respekt.

Immerhin, auch die Maschinen muss irgendjemand herstellen.

Das ist keine große Sache. Eine handvoll Ingenieure, die dann in China produzieren lassen, und fertig ist die neue, wartungsarme Maschine. Je nach dem, wie gut die Ingenieure sind.

Dann würde die Zahl der Arbeitsplätze ja wenigstens konstant bleiben, damit kann man ja auch noch leben. Aber die Zahl der Arbeitsplätze in den westlichen Industrieländern sinkt ja eher seit 20 Jahren - weil dieselbe Produktion von immer weniger Menschen geschultert wird.

Dem muß ich widersprechen. Das Arbeitsaufkommen ist, laut Studien, immer noch gleich. Aber die Vollzeitstellen werden immer mehr 2-3 Teilzeitstellen geopfert, die zudem von Zeitarbeitsleuten mit befristeten Verträgen bestellt werden -- mit all den Folgen wie nicht-auskömmliche Löhne.

Das Arbeitsaufkommen IN DEUTSCHLAND ist noch gleich, weil durch die Reformmaßnahmen der Regierung Schröder viel Arbeit geschaffen wurde. 2005 hatten wir noch eine Arbeitslosenquote von 11,7%, seitdem ist sie auf 6,x% gesunken. Dadurch konnte unterm Strich das Arbeitsaufkommen konstant gehalten werden.
In den anderen Ländern um uns herum, wo keine Reformen stattfanden, sind die Arbeitslosenquoten gestiegen. Siehe:
https://www.google.de/publicdata/explore?ds=z8o7pt6rd5uqa6_&met_y=unemployment_rate&idim=country:de:fr:be&hl=de&dl=de#!ctype=l&strail=false&bcs=d&nselm=h&met_y=unemployment_rate&fdim_y=seasonality:sa&scale_y=lin&ind_y=false&rdim=country_group&idim=country:de:fr:be:dk:nl:at:it&ifdim=country_group&tstart=1062885600000&tend=1452121200000&hl=de&dl=de&ind=false

Grundsätzlich haben die westlichen Industrieländer das Problem, dass das bezahlbare Arbeitsaufkommen sinkt.

Im Moment gehts uns ja noch vergleichsweise sehr gut, weil es Reformen gab und wir sehr gut Waren exportieren können.

Sehr gut => gut bis mittelprächtig

Wem geht's besser? Den Norwegern, weil die Öl haben. Und den Schweizern. Und sonst?
Es geht uns vergleichsweise sehr gut. Noch eine Statistik dazu: 2012 gaben die Deutschen 5%-10% mehr für Auslandsreisen aus als in den 6 Jahren zuvor. 2013 gaben die Deutschen nochmal mehr Geld für Auslandsreisen aus, und 2014 noch mehr.

> https://www.drv.de/fileadmin/user_upload/Fachbereiche/Statistik_und_Marktforschung/Fakten_und_Zahlen/15-03-03_Fakten_und_Zahlen_2014.pdf

Reform => Verschlechterung

Dann schau dir die Länder ohne Reform an. Frankreich zum Beispiel. Glaubst du wirklich, den Franzosen geht es besser als uns?

Wir bedienen also die Nachfrage aus dem Ausland. Aber das funktioniert auch nicht ewig.

Das funktioniert so lange, wie der Euro schwach bleibt.

Nein, eine starke Währung hat unserem Export noch nie geschadet. Das wäre nicht das Problem.

Helikoptergeld kann nur etwas dauerhaftes sein. Sonst wärs ein Strohfeuer und würde nichts bringen.

Wie gesagt:
Ein Politikum, ein Aktionismus, eine Aktion kurzer Reichweite.

?? Nein, Helikoptergeld ist das Gegenteil davon. Das wäre die dauerhafte Rettung unseres Wirtschaftssystems.
Wenn es kommen würde.

Es geht ja darum, dass die Unternehmen investieren und Arbeitsplätze schaffen. Das tut kein Unternehmen wegen eines Strohfeuers. Da muss zwingend verlässlich sein, dass die Nachfrage durch Helikoptergeld mindestens mal 10 Jahre stimuliert wird.

Du kannst den Unternehmen direkt die Milliarden in den Rachen werfen, und sie werden trotzdem keine Arbeitsplätze schaffen, sondern nur ihren Profit vergrößern.

Natürlich schaffen Unternehmen keine Arbeitsplätze, wenn man ihnen Milliarden gibt. Warum sollten sie? Die Milliarden sacken sie gerne ein und fertig.
Unternehmen schaffen nur Arbeitsplätze, wenn sie die Perspektive haben, in Zukunft mehr Produkte absetzen zu können. Sprich, man muss die Nachfrage langfristig stimulieren. Es fehlt nicht an Geld, es fehlt an Nachfrage.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (07.04.2016 20:29).

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