martin brinkmann schrieb am 17. Juni 2003 12:15
> Leo_Plegger schrieb am 17. Juni 2003 10:59
>
> > Daher ist ja auch die Argumentation, die Wirtschaft der USA hätte
> > diesen Krieg veranlasst, um z.B. Ölquellen ausbeuten oder
> > Waffennachschub produzieren zu können , schlicht falsch.
>
> ok, da steht ein "oder" (und kein xor ;)). aber nehmen wir mal
> an der satzteil nach dem "oder" wuerde da nicht stehen:
>
> du willst also ernsthaft behaupten die usa haetten den irak
> nicht wegen dem oel besetzt ? weswegen denn sonst bitte?
Ich kann dir natürlich nicht sagen, was POTUS *wirklich* im Schilde
führt. Ich schliesse auch nicht aus, dass Öl *eine* Rolle spielte.
Aber ich habe nicht den Eindruck, dass es ein Raubkrieg
ausschliesslich der Ölvorkommen wegen war.
An die hätten die USA leichter kommen können, indem das Embargo
aufgehoben worden wäre zum Beispiel. Nicht nur, dass meines Wissens
(kein Link) der Löwenanteil des während der Sanktionszeit geförderten
irakischen Öls ohnehin in die Staaten ging; das viele Geld, das zur
Instandsetzung der irakischen Förderanlagen nötig ist, käme von den
Öl-Multis, und die wiederum investieren typischerweise dort, wo sie
mit einer international anerkannten Regierung Verträge machen können.
Daher glaube ich nicht an die populäre und einprägsame Formel 'Blut
für Öl', heute so wenig wie 1991.
Erst einmal die Hand darauf zu haben ist den USA sicher nicht
unrecht. Es ist aber ein Nebenprodukt der Umsetzung der (nach meiner
Ansicht) wichtigeren Zielsetzung: der Beendigung einer
unberechenbaren und skrupellosen Herrschaft, deren erklärtes Ziel der
Kampf gegen die USA und die Zerstörung Israels war. Jetzt haben die
USA den Fuß in der nahöstlichen Tür, direkt an Syrien, direkt am Iran
(jetzt sogar aus zwei Himmelsrichtungen), direkt an Saudi-Arabien,
und direkt an der Türkei - ein besserer Standort, um mehr Druck auf
und bessere Kontrolle über diese Regimes verwirklichen zu können gibt
es nicht.
Hätte ich recht, würde das die Antizipierung des Vorgehens der
Amerikaner positiv verändern können? Ich glaube nicht. Wer bis heute
den 11.9.2001 nur als ein weiteres Verbrechen unter vielen begreift
oder die Täterschaft der Einfachheit halber direkt der amerikanischen
Administration anlastet, der wird in keinem Fall nachvollziehbare,
nicht-kriminelle Motive für deren Handeln erkennen wollen. Und wer
weniger borniert ist, der wird vermutlich in der Reduktion der Motive
auf machtpolitische auch keine Erleichterung seiner Seele finden.
> Leo_Plegger schrieb am 17. Juni 2003 10:59
>
> > Daher ist ja auch die Argumentation, die Wirtschaft der USA hätte
> > diesen Krieg veranlasst, um z.B. Ölquellen ausbeuten oder
> > Waffennachschub produzieren zu können , schlicht falsch.
>
> ok, da steht ein "oder" (und kein xor ;)). aber nehmen wir mal
> an der satzteil nach dem "oder" wuerde da nicht stehen:
>
> du willst also ernsthaft behaupten die usa haetten den irak
> nicht wegen dem oel besetzt ? weswegen denn sonst bitte?
Ich kann dir natürlich nicht sagen, was POTUS *wirklich* im Schilde
führt. Ich schliesse auch nicht aus, dass Öl *eine* Rolle spielte.
Aber ich habe nicht den Eindruck, dass es ein Raubkrieg
ausschliesslich der Ölvorkommen wegen war.
An die hätten die USA leichter kommen können, indem das Embargo
aufgehoben worden wäre zum Beispiel. Nicht nur, dass meines Wissens
(kein Link) der Löwenanteil des während der Sanktionszeit geförderten
irakischen Öls ohnehin in die Staaten ging; das viele Geld, das zur
Instandsetzung der irakischen Förderanlagen nötig ist, käme von den
Öl-Multis, und die wiederum investieren typischerweise dort, wo sie
mit einer international anerkannten Regierung Verträge machen können.
Daher glaube ich nicht an die populäre und einprägsame Formel 'Blut
für Öl', heute so wenig wie 1991.
Erst einmal die Hand darauf zu haben ist den USA sicher nicht
unrecht. Es ist aber ein Nebenprodukt der Umsetzung der (nach meiner
Ansicht) wichtigeren Zielsetzung: der Beendigung einer
unberechenbaren und skrupellosen Herrschaft, deren erklärtes Ziel der
Kampf gegen die USA und die Zerstörung Israels war. Jetzt haben die
USA den Fuß in der nahöstlichen Tür, direkt an Syrien, direkt am Iran
(jetzt sogar aus zwei Himmelsrichtungen), direkt an Saudi-Arabien,
und direkt an der Türkei - ein besserer Standort, um mehr Druck auf
und bessere Kontrolle über diese Regimes verwirklichen zu können gibt
es nicht.
Hätte ich recht, würde das die Antizipierung des Vorgehens der
Amerikaner positiv verändern können? Ich glaube nicht. Wer bis heute
den 11.9.2001 nur als ein weiteres Verbrechen unter vielen begreift
oder die Täterschaft der Einfachheit halber direkt der amerikanischen
Administration anlastet, der wird in keinem Fall nachvollziehbare,
nicht-kriminelle Motive für deren Handeln erkennen wollen. Und wer
weniger borniert ist, der wird vermutlich in der Reduktion der Motive
auf machtpolitische auch keine Erleichterung seiner Seele finden.