Zustand und Folge

Danke für die engagierte Stellungsnahme! Insbesondere die ausführliche Schilderung und Verurteilung des israelischen Kommunikationsgeräte-Staatsterrors. Eine solche hätte ich hier auf Telepolis schon ein wenig früher erwartet...

Dekontextualisierung ist die Standardmethode. Wenn das nicht in genügendem Mass möglich ist, schreitet man zur Manipulation der Ereignisinterpunktion. Dann wird in den Artikeln stets ein gegen heimtückische Anschläge sich wehrendes Israel beschrieben, eines, das stets reagiert, nie agiert. Und da den meisten Menschen Gleiches mit Gleichem zu vergelten ganz legitim erscheint, auch den allermeisten Journalisten, kommt auch kaum je einer daher mit dem gewiss zutreffenden Argument, dass auch die schlimmsten Untaten eines Akteurs nicht eigene Untaten legitimieren. Ich darf nicht foltern, töten, weil jemand anders es zuvor getan habe. Ich darf nicht foltern, nicht töten. Es sei denn in direkter Verteidigung des eigenen Lebens, was man dann Notwehr nennt. Das freundlichste über das, was die Israelis im Gaza-Streifen angerichtet haben und weiter anrichten, sagen kann ist, dass es sich um einen extremen Fall von Notwehrexzess handle.

In Wirklichkeit sind die Israelis längst nicht mehr die Opfer, sondern die Täter, die eine maximale Vergrösserung ihres Staates anstreben und denen die autochthone Bevölkerung im Weg steht. Nicht anders als in vielen anderen Fällen der Weltgeschichte. Es ist offensichtlich, dass die aktuelle israelische Führung einen weiteren grossen Krieg im Nahen Osten anstrebt und dabei - und das ist der eigentliche Skandal - von den relevanten westlichen Mächten unterstützt wird. Dass nach dem, was in der letzten Woche geschah, der Iran nicht tatenlos bleiben konnte - schon wurde er von westlichen Medien als Papiertiger verhöhnt -, war selbstverständlich. Die nun erfolgte Aktion reicht den westlichen Mächten ihr Waffenstillstandsgesülze einzustellen, die Vorgänge im Gaza-Streifen zu canceln und der eines Völkermordes angeklagten israelischen Regierung nicht nur vollständige Solidarität, sondern auch gleich militärischen Beistand zukommen zu lassen, während der Iran mit Schmähungen eingedeckt und bedroht wird. In einem gewissen Sinn ist das eine 'sinceración', wie es spanisch genannt wird, eine Aufgabe der Vorspiegelungen und Annäherung an die Wahrheit.

Wir stehen kurz vor einer weiteren militärischen Katastrophe und diejenigen, die glauben, sie finde weit weg statt und werde einen nicht betreffen, werden bald eines Schlechteren belehrt werden.