Nicht_Mehr_Zu_Fassen schrieb am 23.10.2020 01:26:
zimmet schrieb am 23.10.2020 00:56:
"Manchmal muss erst schlechter werden, bevor es besser wird" pflegte meine Paten-Tante zu sagen....
Den Spruch quatschen nur Idioten nach. Die Realität hat schon etliche Male das Gegenteil bewiesen.
Bestes Beispiel Haiti oder Somalia. Wie viel schlechter soll es noch gehen, bis "die Leute endlich aufstehen"?
Wie viel schlechter? Noch schlechter.
Herr K. sprach über die Unart, erlittenes Unrecht stillschweigend in sich hineinzufressen, und erzählte folgende Geschichte:
Einen vor sich hin weinenden Jungen fragte ein Vorübergehender nach dem Grund seines Kummers. „Ich hatte zwei Groschen für das Kino beisammen“, sagte der Knabe, „da kam ein Junge und riß mir einen aus der Hand“, und er zeigte auf einen Jungen, der in einiger Entfernung zu sehen war. „Hast du denn nicht um Hilfe geschrien?“ fragte der Mann. „Doch“, sagte der Junge und schluchzte ein wenig stärker. „Hat dich niemand gehört?“ fragte ihn der Mann weiter, ihn liebevoll streichelnd. „Nein“, schluchzte der Junge. „Kannst du denn nicht lauter schreien?“ fragte der Mann. „Nein“, sagte der Junge und blickte ihn mit neuer Hoffnung an.
Denn der Mann lächelte. „Dann gib auch den her“, sagte er, nahm ihm den letzten Groschen aus der Hand und ging unbekümmert weiter.
(Bertolt Brecht, Gesammelte Werke 12, Frankfurt/M. 1967, S. 381)