Früher hatten einige europäische Länder ja mal eine gute Überseepolitik. Gut wenigstens für die europäischen Länder, und in einigen Fällen sogar mit Vorteilen für die Länder in Übersee (die bekamen eine Infrastruktur, eine Verwaltung und Handelskontakte nach Europa).
Man hat den Eindruck, dass das Wissen über Bord geworfen und durch das amerikanische "let's go and kick ass" ersetzt wurde. Ausgerechnet am Beispiel Libyen könnte Europa ja durchaus lernen, wie man es nicht macht.
Wir waren es nämlich, die einen halbwegs funktionierenden Staat ins Mittelalter zurückbombardiert haben, um einen fiesen Diktator ab zu sägen und den Menschen Frieden, Freiheit und Demokratie zu bringen. Oder so.
Die Folgen sind bekannt, Frieden, Freiheit und Demokratie lassen auf sich warten, und wir haben ein gigantisches Flüchtlingsproblem, weil so ein failed state eine prima Basis für Schlepper und andere finstere Gestalten ist.
Was die Frage aufwirft, wie denn unsere Vorstellung von der Zukunft Libyens ist. Klar können wir nochmal eine Runde Bomben abwerfen, und Kriegsschiffe/Weisshelme/Blauhelme/Bundeswehrpolizeitrainer oder wen auch immer in Marsch setzen. Die können aber bestenfalls lokal Angst und Schrecken und Chaos bringen, jedoch nicht einen neuen Staat aufbauen.
So viel sollten wir nach zwanzig Jahren Antiterrorkrieg und Regime-Change-Phantasien doch gelernt haben.