Da es in Libyen verschiedene Ethnien gibt und die Bruchlinie anhand der Ethnien verläuft, kann Europa kein Interesse an der vollständigen Dominanz einer Seite haben.
Würde man denken (den ersten Halbsatz), ist aber nicht so.
Die Bruchlinie ist zwischen "Nationalisten" und (aus Mangel eines besseren Begriffs) "Globalisten". Letztere sind überwiegend arabisch; die Berber und Tebu ("Schwarzafrikaner") favorisieren eine libysche Eigenständigkeit. Nicht zuletzt, weil sie die Schmuggelrouten nach Südwesten (Berber) bzw Südosten (Tebu) dominieren.
Der Menschenhandel in die EU liegt durch die Corona-Krise am Boden.
Da wird kaum noch Geld mit den Überfahrten verdient.
Das ist eindeutig das Business der Milizen. Die "libysche Sklaverei" unterscheidet sich übrigens weniger von der in Deutschland üblichen Praxis in Fleischereikonzernen und Großgrundbesitzern, als die meisten das wahrhaben wollen. Die Zustände in Andalusien, wo für unsere "Bio"-Erdbeeren der Doñana-Nationalpark trockengelegt wird, sind nahezu identisch mit der "libyschen Sklaverei", nur dass die Libyer ihre Knechte direkt verhökern, anstatt das über Mittelsmänner der marokkanischen Mafia laufen zu lassen.
Zwangsarbeit für illegale Einwanderer wurde 2010 von Gaddafi auf Betreiben Berlusconis und Blairs eingeführt ("Gesetz Nummer 19 zur Bekämpfung der illegalen Migration")
Der Hauptgrund für Haftars Unterstützung durch weite Teile der EU ist ja gerade die Hoffnung, er würde zu dem System zurückkehren, das Gaddafi seit 2007 praktiziert hat: das Mayfair Set organisiert Billigarbeiter aus dem ehemaligen Britisch-Indien, und die Afrikaner werden in von der EU gebauten Lagern eingesperrt, und wenn die zu voll werden fährt ein Konvol in die Wüste und kommt leer zurück. Es ist nicht klar, wieviele "Unerwünschte" Gaddafi auf Befehl und mit Finanzierung der EU da hat krepieren lassen, aber viele zehn- bis einige hunderttausende dürften es schon sein.
Dass auf Satellitenbildern in Südlibyen an abgelegenen Stellen in der Wüste[*] Strukturen zu sehen sind, die verdammt nach Massengräbern aussehen - Gruppen regelmäßiger rechteckiger Erdaufschüttungen ohne Verbindung zu irgendwelcher Infrastruktur - ist allgemein nicht bekannt, und wird auch nicht erforscht; man bräuchte schon eine reguläre Expedition, um dem nachzugehen.
[*] Koordinaten müsste ich nachschauen, aber die Orte der "detention camps" sind ja bekannt. Ihr könnt also selber nachschauen; soweit ich mich erinnere war es bei Kufra und/oder Al Qatrun. Die Praxis, unerwünschte Personen in der Wüste "verschwinden" zu lassen, begann schon Mitte/Ende 2000; ab ca 2008 wurde es ein reguläres Vorgehen.