Ansicht umschalten
Avatar von Ostblock
  • Ostblock

191 Beiträge seit 18.08.2021

Re: Wieder eine politische Quatsch-Verwurstung

Mathematiker schrieb am 21.09.2023 14:09

unter Muammar al-Gaddafi wurde das Land Libyen zu einem der korruptesten Staaten der Erde.

Richtig ist, daß es in Libyen Korruption gab und daß auch der Gaddafi-Clan seinen Anteil daran hatte.

Falsch ist, daß die Korruption den NATO-Mächten irgendwelche Berechtigung für ihr Eingreifen gab. Sie war auch nicht der Grund warum Libyen bombardiert wurde. Korruption der Eliten ist für uns kein Problem solange sie den Einfluß westlicher Konzerne in den ausgebeuteten Ländern des Südens sichert.

Außerdem: wenn Korruption der Grund für das Eingreifen des Wertewestens wäre, dann müßte es schon längst eine Flugverbotszone über dem Berliner Kanzleramt geben.

Als die NATO damals den Gaddafi angegriffen hatte, war der Osten und weite Teile seiner Seiner Regierung längst von Gaddafi abgefallen. Niemand trauten ihm noch eine Beruhigung oder Wiedererlangung seiner Macht zu. Nurnoch ein Gemetzel.

Richtig ist, daß es 2011 im Osten Libyens zu Demonstrationen im Zuge des "arabischen Frühlings" in Nordafrika gekommen ist.

Falsch ist, daß die NATO ein Gemetzel verhindern wollte. Sie hat vielmehr eines angerichtet. Die von den UN-Beschlüssen nicht gedeckte Bombardierung von Städten hat 50.000 Todesopfer gekostet. Das sind mehr Tote als die Repression Gaddafis nach allen Schätzungen seit seinem Machtantritt 1969 gekostet hat.

Wie jede Dikatur, rutschte der Laden aber immer mehr in Korruption und Vorteilsnahme ab und hatte zuletzt eine sehr hohe Unterbeschäftigung bei den jungen Erwachsenen.

Richtig ist, daß die Unruhen 2011 in den städtischen Unterschichten begonnen haben. Es ging um soziale Forderungen, wie z.B. die Arbeitslosigkeit und Inflation.

Falsch ist, daß den NATO-Mächten an den Forderungen der Jugendlichen irgendetwas lag. Sie benutzten die Demonstrationen zynisch, um einen regime change durchzuführen. Gaddafi musste weg, weil er hart mit den Öl- und Gaskonzernen verhandelte. Die sozialen Forderungen verschwanden innerhalb weniger Tage aus der Diskussion. Die Übergangsregierung bestand aus Exilpolitikern, die vom Westen ausgehalten wurden.

Um Menschenrechte ging es dem Westen auch nicht. Heute geht es den Menschen in Libyen schlechter als je zuvor, das Land ist eine Mad-Max-Dystopie. Nach einem internen Bericht des Berliner Auswärtigen Amtes vegetieren 700.000 Menschen in KZ-ähnlichen Gefängnissen (2017). Aber unsere staatstragenden Medien interessiert das nur, wenn es ihre gewalt-voyeuristischen Lüste kitzelt. Ein Bericht von n-tv dokumentierte, daß Flüchtlinge auf regelrechten Sklavenmärkten für Zwangsarbeit feilgeboten werden.

https://www.n-tv.de/politik/Fluechtlinge-auf-Sklavenmaerkten-verkauft-article19790364.html

Niemand hindert die lokalen Autoritäten und Bevölkerung daran, sich ordentlich zu organisieren. Es besteht daran aber nur wenig Interesse.

Falsch ist deine Unterstellung, daß die libyische Bevölkerung selbst schuld an ihrem Elend ist, weil die "sich nicht ordentlich organisieren".

Richtig ist, daß die ehemaligen Kolonialmächte Frankreich und Italien in Libyen Stellverterkriege ausfechten, die ihren Teil dazu beitragen, das Land immer tiefer ins Chaos zu stürzen.

Libyen ist eines der mahnenden Beispiele dafür, warum heute kein Mensch mehr der NATO und dem Westen glaubt, daß es ihnen um Menschenrechte und Demokratie geht. Es geht ihnen vielmehr nur ums Draufhauen und Abkassieren.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten