Diese Beschränkungen der Kommentarfunktionen sind als entgültiges Eingeständnis zu bewerten, dass man auf Seiten der Leitmedien mit der Emanzipation der Leser überfordert ist.
Die unmittelbare Kritik der Leser wurde in Kommentaren oftmals sehr sachlich und argumentativ angebracht, ihre Position teilweise deutlich überzeugender als die des Autors. Leitmedienkonsum beschränkte sich zunehmend auf das Lesen der Kommentare - der ursprüngliche Artikel nur eine Vorspeise, die Kommentare waren der Hauptgang. Die Reaktion auf diese eigenartige Neuverteilung der Rollen, von Seiten der Leitmedien, ist nun die Abschaltung der Kommentarfunktion, auch vormals veröffentlichte Kommentare wurde gelöscht, alle Spuren eines öffentlichen Diskurses wurden beseitigt. So sieht nach Vorstellungen der Redaktionen Journalismus der Leitmedien im Jahr 2014 aus - ob es neue Leser bringt wird die Zukunft zeigen.
Die motivierten Leser, deren Kommentare die Leitmedien bis zum Sommer 2014 lesenswert machten, sind aufgefordert gemeinsam ihren eigenen, unabhängigen und vielschichtigen Journalismus zu praktizieren. Ich sehe im Heise-Forum, den Blogs des Freitags (es sei vor allem Hans Springstein für seinen Presseüberblick zur Ukraine erwähnt und gelobt), den Nachdenkseiten und der Propagandaschau Plattformen mit Potential.